Ausstellung im Jagdschlössle

Welche Spuren des Ersten Weltkriegs nach Schnaitheim führen

Besuche an der ehemaligen Argonnenfront in Frankreich bescherten Martin Wiedmann Einblicke in die Zeit des Ersten Weltkriegs und Wissen über seinen gefallenen Urgroßvater. Welche Spuren nach Schnaitheim führen, zeigt eine Ausstellung im Jagdschlössle.

Welche Spuren des Ersten Weltkriegs nach Schnaitheim führen

Die Orts- und Heimatfreunde Schnaitheim zeigen derzeit im Jagdschlössle verschiedene Antiquitäten und Infotexte aus der Zeit des Ersten Weltkriegs (1914-1918). Die Organisatoren – neben den beiden Vereinsmitgliedern Martin Kreder und Martin Wiedmann auch Karl-Heinz-Mayer, Vorsitzender der Orts- und Heimatfreunde Heidenheim – hatten intensiv recherchiert und Nachforschungen angestellt. Besonders im Auge hatten sie dabei Schnaitheim, seine Schicksalsschläge und gefallene Soldaten.

Der Schnaitheimer Martin Wiedmann hat einen besonderen Bezug zum Thema und kam durch diesen auf die Idee, eine solche Ausstellung zu erarbeiten: Sein Urgroßvater Hermann Zimmermann fiel 1915 als Soldat an der Argonnenfront in Frankreich, und Wiedmann wollte nun mehr darüber herausfinden.

Briefe des Urgroßvaters weckten das Interesse

Sein Interesse dafür entwickelte er bereits im jungen Alter von acht Jahren. Um seine Briefmarkensammlung zu erweitern, empfahl ihm seine Urgroßmutter die alten Briefe ihres gefallenen Gatten. Allerdings empfand es Wiedmann als zu schade, die Briefmarken zu nutzen. Stattdessen wurde seine Begeisterung für den Ersten Weltkrieg und dessen konkreten Hintergründe geweckt. Später, während seiner Lehre bei Voith, fiel ihm eine Karte des Argonner Waldes in die Hände. So fügten sich die Details immer weiter zusammen, bis er schließlich selbst nach Frankreich reiste, um sich vor Ort ein Bild zu machen.

Durch viele Gespräche mit Ortsansässigen, Besuche in Staatsarchiven, die Lektüre von Büchern und intensive Recherchearbeiten konnte er schließlich das Leben seines Urgroßvaters von seinem Weggang aus Schnaitheim bis zu seinem Tod 1915 an der Argonnenfront nachzeichnen. Trotz der Sprachschwierigkeiten in Frankreich habe es keine Komplikationen bei der Informationsbeschaffung gegeben, erzählt Wiedmann. Sein Wissen und Protokolle der damaligen Zeit ermöglichten ihm, ziemlich exakt zu bestimmen, wo und zu welcher Uhrzeit sein Urgroßvater gefallen ist.

196 Gefallene sind namentlich genannt

Die Ausstellung im Jagdschlössle befasst sich mit den Hintergründen des Ersten Weltkriegs und zeigt die persönliche und detaillierte Geschichte der Urgroßeltern Wiedmanns. Unterfüttert wird dies mit Grafiken, Bildern und Landkarten sowie Statistiken zu jungen Schnaitheimern, die im Krieg gestorben sind. Die 196 Gefallenen sind namentlich aufgeführt.

„Es ist ein Museum zum Anfassen“, sagt Wiedmann und spielt damit auf eine Mitmachaktion an: Der Besucher kann selbst aktiv werden und versuchen, den Briefwechsel eines Ehepaares Müller zu entziffern. Zudem finden sich in einem Schaukasten Gegenstände aus jener Zeit, beispielsweise Essgeschirr, Waffen und Gasmasken. Wiedmann hat sie an der ehemaligen Argonnenfront gefunden. Auch eine nachgebaute Feldstellung sowie Gemeinderatsprotokolle aus Schnaitheim und Zeitungsberichte aus der Zeit von 1914 bis 1919 sind zu sehen.

Zahlreiche Exponate aus der Zeit des Ersten Weltkriegs sind im Jagdschlössle zu sehen. Rudi Penk

Hinzu kommen Miniatur-Schnitzereien, die präzise militärische Figuren und Kriegsschiffe darstellen. Angefertigt hat sie das Schnaitheimer Kriegskind Rudi Bahlinger. Möglicherweise stellen sie die erste Nachkriegskunst aus der Region dar. Die Werke wurden aufgrund von Bestrebungen der US-Verwaltung Heidenheim bereits vor rund 70 Jahren im Landesgewerbeamt Stuttgart ausgestellt.

Warum diese Ausstellung? Die Veranstalter wollen nach eigenen Angaben der aktuell schnelllebigen Zeit entgegenwirken. Mit den Rückblicken in eine Vergangenheit, die sich auch örtlich auswirkte, möchten sie einen Raum schaffen, der konkrete Einblicke bietet und die Schicksalsschläge ehemaliger Ortsansässiger abbildet. Auch gehe es darum, die Brutalität des Krieges darzustellen und somit eine Warnung an die Gesellschaft auszusprechen. Kreder mahnt dazu, solche Schicksale nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, gerade im Hinblick auf aktuelles Geschehen.

Mit einem großen Andrang rechnen die Veranstalter nicht, eher mit speziell Interessierten. „Vielleicht kommt aber jemand vorbei und sagt, er habe auch noch was daheim“, sagt Wiedmann und lacht.

Ausstellung dauert bis zum 10. September

Die Ausstellung im Jagdschlössle ist kostenlos zu besichtigen und bis zum 10. September immer mittwochs, samstags und sonntags zwischen 14 und 17 Uhr geöffnet. Sonderführungen können gebucht werden unter Tel. 07321.63628 und 961796.