Kleinkunst ganz groß

Welche Veranstaltungsreihe in Heidenheim boomt

Die Kleinkunstreihe „Kulturschiene“ im Heidenheimer Lokschuppen stand nicht immer auf der Sonnenseite; inzwischen ist sie ein Erfolgsmodell. Der Vorverkauf für die neue Saison beginnt am Samstag.

Längst vorbei sind die Zeiten, da im Heidenheimer Lokschuppen von 1864 die Lokomotiven ein- und ausfuhren. Ja, es steht zu vermuten, dass längst nicht alle, die heute den Lokschuppen betreten, wissen, wie und warum der einst zu seinem Namen kam. Denn heute steht der Lokschuppen für Kultur. Und seit dem Jahr 2008 auch für die Kultur auf der „Kulturschiene“.

Dabei handelt es sich bekanntlich um eine städtischerseits betriebene Kleinkunstreihe. Und mit dieser wiederum führt das Kulturamt vor, dass gut‘ Ding, so wie es der Volksmund spricht, mitunter tatsächlich Weile haben will. Und Ausdauer. Durchhaltevermögen insbesondere. Auch Vertrauen. All das war nötig, um dorthin zu kommen, wo man mit der „Kulturschiene“ heute steht. Auf der Sonnenseite. „Die Schiene ist ein Erfolgsmodell geworden“, sagt Programmchef Oliver von Fürich. „Sie boomt.“

Das war nicht immer so. Und zwischendurch stand die Reihe durchaus schon mal auf der Kippe, weil man sich im Gemeinderat fragte, ob der Betrieb überhaupt weiter mitfinanziert werden solle.  Wie gut, dass man’s tat. So konnte am Ende hier Qualität das tun, was unterm Strich immer nur Qualität tut, nämlich durchhalten. Mit der „Kulturschiene“ gelang sogar das auf dem kulturellen Sektor nicht alltäglich oder allerorten vorgeführte Kunststück, nach Corona mehr Publikum anzulocken als davor.

Das doppelte Kunststück

Was eigentlich ein doppeltes Kunststück darstellt. Denn die „Kulturschiene“ ist ein Nischenprogramm, und in diesem Zusammenhang immer hilfreich zu wissen sein könnte, dass es sich bei dieser städtisch verantworteten Veranstaltungsserie um eine mit, wenn man so will, eingebautem Spagat handelt. Denn es ist für die Macher immer wieder ein rechter Balanceakt, die Kluft zu überbrücken, die sich vor dieser Kleinkunstreihe auftut und die darin besteht, a) gleichzeitig an nackten Besucherzahlen gemessen zu werden, b) aber andererseits auch einen kulturpolitischen Auftrag zu haben, der wiederum von vornherein einen großen kommerziellen Erfolg ausschließt und ganz bewusst jenes Spektrum abdecken soll, von dem kommerzielle Anbieter eher die Finger lassen. Auch so betrachtet, wird auf der „Kulturschiene“ mit Absicht und Überlegung Kleinkunst angeboten, die freilich inhaltlich mit groß daherkommender Konkurrenz oft nicht nur mithalten kann, sondern sie mitunter sogar übertrifft. Dass sich das ganz offenbar nun allgemein herumgesprochen hat und sich auch an schnöden Zahlen festmachen lässt, sollte alle am Projekt Beteiligten ruhig ein wenig stolz machen und weiter anspornen. Denn so kann’s weitergehen. Und beim Blick aufs neue Programm fällt auf, dass es noch einmal deutlich abwechslungsreicher als ohnehin gewohnt weitergehen wird.

Das Programm

Den Anfang macht „Luksan Wunder“. Hinter diesem Namen verbirgt sich ein Comedy- und Satire-Kollektiv, das mit seinem Programm vor allem im Internet und hier vorwiegend bei „Youtube“ unterwegs ist und es in der neuen Quantitätswährung namens „Klicks“ weltweit auf über eine halbe Milliarde solcher bringt. Indessen ist „Luksan Wunder“ auch mit einer Live-Show unterwegs – und wird gleich in Heidenheim gehandelt, wo man am 10. Oktober erleben kann, was dabei Sache sein wird.

Weiter im Programm geht’s dann am 20. Oktober mit Kabarett. Übernehmen wird das Philipp Scharrenberg, der im vergangenen Jahr mit dem Deutschen Kabarettpreis ausgezeichnet wurde und, was nicht wenig gerühmt wird, wohl nicht zuletzt als Sprachkünstler brilliert.

Für Jazz, aber auch für Rock, Funk, Soul und Pop steht „The Jakob Manz Project“, das am 14. November im Lokschuppen erwartet wird. Nicht ohne Musik aus kommt auch das Theater Lindenhof, das am 12. Dezember einen „Gaisburger Marsch“ verspricht und, obwohl man sich dabei „Schwäbisch à la carte“ geben will, doch auch gleichzeitig über den Tellerrand hinausschauen möchte.

Eine ganz und gar nicht alltägliche Mischung aus Tanz, Akrobatik und Comedy verspricht „Starbugs Comedy“, ein Trio, das mit seinem Programm „Jump“ auch schon international Erfolge feierte. „Auf dem Rückweg seiner großen Welttournee“ wird es auch in Heidenheim Station machen, und zwar, da wird dann das neue Jahr schon begonnen haben, am 16. Januar. „Jump“ gibt’s, einmal pro Saison macht die „Kulturschiene“ da immer eine Ausnahme, nicht im Lokschuppen, sondern im Konzerthaus.

Dann kommen die kabarettistischen Hessen. Zunächst, am 6. Februar, Bodo Bach, „der Godfather of Babbsack“, mit seinem Jubiläumsprogramm „Das Guteste aus 20 Jahren“. Und sodann, am 14. März, Maddin Schneider, der an einem Freitagabend im Lokschuppen einen „Schöne Sonndaach“ wünschen wird.

Wer schon immer mehr oder etwas besser wissen wollte, könnte im April, der genaue Termin wird noch bekannt gegeben, auf seine Kosten kommen. Denn im Lokschuppen erwartet wird Sebastian Klussmann, der amtierender Quiz-Europameister. Seinen bei solcher Gelegenheit gepflegten eigenen Bildungsauftrag versteht er so: „Besserwissen mit dem Besserwisser“.

Den Schluss des Programms ziert am 14. Mai Piero Masztalerz, der es fertigbringt, sich auf der Bühne mit seinen eigenen märchenhaften Cartoons auseinanderzusetzen, was nicht immer ohne Streit abgeht. „Halt die Fresse, Rapunzel“ lautet das Motto.

Was auch zur „Kulturschiene“ gehört und deshalb nicht verschwiegen werden sollte, ist der „Poetry Slam“ mit Johannes Elster im Lokschuppen. Drei Termine bietet die neue Saison: am 4. Dezember, am 5. Februar und am 7. Mai.

Eintrittskarten und Detailinformationen

Alle Veranstaltungen der „Kulturschiene“ beginnen um 20 Uhr. Der Vorverkauf beginnt am 1. Juni. Es sind auch verschiedene Abonnements zu haben. Eintrittskarten sind im Ticketshop des Pressehauses und bei der Stadt-Information erhältlich. Details zum Programm kann man im Internet unter www.heidenheim.de abrufen.

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