Das erhebende Gefühl, mit rhythmischem Klatschen verabschiedet zu werden, kennen viele Sportler und Künstler. In der Kommunalpolitik sind derartige Sympathiebekundungen selten. Hans Kurowski (Grüne) allerdings weiß jetzt, wie sie sich anfühlen: Unter langanhaltendem Applaus sagte er nach dreieinhalb Jahrzehnten dem Heidenheimer Gemeinderat Ade.
Im August 2021 hatte Kurowski den neugewählten Oberbürgermeister Michael Salomo auf sein Amt verpflichtet. Jetzt war der Rathauschef am Zug und gab seinerseits Kurowski die besten Wünsche mit auf den Weg. „35 Jahre Amtszeit entsprechen meinem Alter, und das nötigt mir schon Respekt ab“, sagte Salomo anerkennend.
Er bescheinigte dem Grünen-Dauerbrenner, den Gemeinderat mit seiner Leidenschaft für die Natur und die Belange der Radfahrer bereichert zu haben: „Die Möglichkeit, die Politik aktiv mitzugestalten, war für Sie eine Herzensangelegenheit.“ Kurowski bekam den Römischen Adler in Gold mit originalgetreuer Bronzeskulptur.
Neben ihm gehören weitere zwölf Männer und Frauen dem Gemeinderat künftig nicht mehr an. Sie hatten bei der Kommunalwahl am 9. Juni entweder nicht mehr kandidiert oder nicht die nötige Stimmenzahl erreicht. Mit ihnen geht ein großes Maß an kommunalpolitischer Erfahrung.
Drei Oberbürgermeister erlebt
Die stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende Sabine Skwara, der Salomo diplomatisches Geschick bei strittigen Themen, Respekt über Fraktionsgrenzen hinweg und die Fähigkeit attestierte, andere Menschen zur Mitarbeit zu animieren, war unter drei verschiedenen Rathauschefs ebenso 30 Jahre lang Mitglied des Gremiums wie ihr Fraktionskollege Heinz Schmauder. Dieser habe sich durch Fachkompetenz ausgezeichnet, so der OB, und sich „als äußerst zuverlässige und engagierte Persönlichkeit in Heidenheim erwiesen“.
Mit Fritz Weger scheidet nach 25 Jahren ein weiterer CDU-Stadtrat aus. Salomo würdigte seinen Beitrag zur Stadtentwicklung und seinen Einsatz, insbesondere für die Belange Oggenhausens. Allen dreien überreichte er den Römischen Adler in Gold mit originalgetreuer Bronzeskulptur, den beiden Erstgenannten zudem das Verdienstabzeichen in Gold des Städtetags.
Saretz erste Frau an der Spitze der CDU-Fraktion
Mit dem Dank der Stadtverwaltung und der gesamten Bürgerschaft für ihr Engagement verabschiedete Salomo weitere Personen, die dem Rat unterschiedlich lange angehört hatten: Petra Saretz (zehn Jahre), hatte als erste Frau die gemeinsame Fraktion von CDU und FDP seit 2018 geleitet. Sie wurde genauso mit dem Römischen Adler in Silber bedacht wie Dr. Stephan Bauer (CDU; elf Jahre) und Stefani Schall-Uhl (Grüne; zehn Jahre).
Die Silbermünze der Stadt erhielten Stefan Stutzmüller (FDP; fünf Jahre), Frank Rebmann (fünf Jahre), Vera Wolf (fünf Jahre) und Claus Behrendt (fünf Jahre; alle Grüne) sowie Alexander Jurtschak (SPD; drei Jahre) und Jutta Dorsch (Linke; drei Jahre).
Viel Zeit fürs Ehrenamt
Kaum eine Bilanz kommt ohne Zahlen aus, und so hob Salomo hervor, welches zeitliche und inhaltliche Pensum der alte Gemeinderat zu bewältigen hatte: Allein im Jahr 2023 fanden 51 Sitzungen des Gremiums und der beschließenden Ausschüsse statt. Die Ratsmitglieder beschäftigten sich 76 Stunden und 55 Minuten lang mit 219 Vorlagen. „Zeit, die Sie in dieses Ehrenamt einbringen. Zeit, die für Sie eigentlich Freizeit wäre, die Sie mit Ihrer Familie, mit Freunden und Bekannten verbringen könnten. Zeit, in der Sie Ihren Hobbys nachgehen könnten“, lobte Salomo.
Das Spektrum der behandelten Sachverhalte reichte – teils unter dem Eindruck der Corona-Beschränkungen – von der Sanierung des Rathauses und der Mergelstetter Kläranlage über den neuen Verkehrsentwicklungsplan bis zur Forcierung des kommunalen Wohnungsbaus und einer Vielzahl von Investitionen in Schulen und Kindergärten.
Auch Historisches geschah: Am 5. April 2023 tagten der Gemeinderat sowie die Ortschaftsräte Großkuchen und Oggenhausen erstmals gemeinsam. Thema: Unechte Teilortswahl. Auch in Zukunft seien dicke Bretter zu bohren, prophezeite Salomo, denn „die Haushaltslage ist und bleibt angespannt, und gemeinsam mit dem künftigen Gemeinderat wird die Verwaltung an der Konsolidierung arbeiten“.
Konstituierende Sitzung am 18. Juli
Seit 20 Jahren – und auch weiterhin – gehören Sabine Bodenmüller (SPD), Thomas Potzner (Freie Wähler) und Reinhard Püschel (DKP) dem Heidenheimer Gemeinderat an. Aus den Händen von OB Michael Salomo erhielten sie dafür das silberne Verdienstabzeichen des baden-württembergischen Städtetags. Die konstituierende Sitzung des neu zusammengesetzten Gremiums beginnt am Donnerstag, 18. Juli, um 15.30 Uhr im Emil-Ortlieb-Saal des Rathauses.