Welches Programm die ökumenische Vesperkirche in Heidenheim bietet
Das Ergebnis spiegelt den Bedarf wider: Etwa 8000 Mahlzeiten wurden Anfang dieses Jahres bei der ökumenischen Vesperkirche in Heidenheim ausgegeben. Pfarrerin Almuth Kummer von der Paulus-Wald-Kirchengemeinde kann sich gut vorstellen, dass es 2024 ebenso viele sein werden: „Die Not ist ja nicht kleiner geworden“.
Wird vom 14. Januar bis zum 7. Februar in der Pauluskirche abermals aufgetischt, dann geschieht das seit der Premiere im Jahr 2000 zum 15. Mal in ununterbrochener Folge. Zwischendurch sorgte allerdings Corona dafür, dass vom mittlerweile eingespielten Ablauf abgewichen wurde. Weil persönliche Begegnungen auf ein Minimum begrenzt werden mussten, um Infektionen vorzubeugen, gab es sowohl 2021 als auch 2022 lediglich Essen aus der Tüte.
Sitzbänke weichen vorübergehend Tischen
Heuer erfolgte dann die Rückkehr zu jener Praxis, die das Wesen der Vesperkirche ausmacht: Wo normalerweise Sitzbänke ihren Platz haben, werden vorübergehend Tische aufgestellt, an denen sich Menschen zum Mittagessen treffen. Willkommen sind alle, die diese Form des Miteinanders suchen – unabhängig von Alter, Geschlecht, sozialem Status und Religion. „Die Türen sind für jeden offen“, sagt Kummer, „ganz gleich, ob sie der Kirche nahestehen oder nicht. Also keinesfalls nur Bedürftige oder Personen, die ihrer Beziehungsarmut entfliehen wollen, sondern auch Zufallsgäste und Beschäftigte in der Mittagspause.“ Wichtig ist: Alle sollen sich in der Gemeinschaft gern gesehen fühlen. Deshalb liegt Kummer sehr an einer persönlichen Begrüßung an der Eingangstür.
Vesperkirche finanziert sich durch Spenden
Die Essen werden nicht für einen festen Betrag ausgegeben. Stattdessen bitten die evangelische und die katholische Gesamtkirchengemeinde als Veranstalter um Spenden. Es ist die einzige Einnahmequelle, über die auch die deutlich gestiegenen Lebensmittel- und Heizkosten zu decken sind. Öffentliche Gelder oder kirchliche Steuermittel fließen nicht.
Praktischer Natur sind andere Formen der Unterstützung von unterschiedlichen Seiten. Die Stadtverwaltung stellt beispielsweise ein Fahrzeug der Opernfestspiele für den Essenstransport zur Verfügung, ein Bäcker steuert Backwaren bei, ein Supermarkt Lebensmittel.
Mittagessen kommt aus der Küche des Heidenheimer Klinikums
Zubereitet wird das Essen in der Küche des Klinikums. „Es ist eine tolle Zusammenarbeit mit dem dortigen Koch“, lobt Kummer. Bei der Zusammenstellung des Speiseplans werde selbstverständlich auf die ausgeprägte Vorliebe der Schwaben für Linsen und Spätzle Rücksicht genommen, und im Fall einer unerwartet großen Nachfrage stelle auch eine Nachlieferung kein Problem dar.
Über den Mittagstisch hinaus ist für Kaffee und Kuchen gesorgt, außerdem bieten an mehreren Tagen eine Fußpflegerin und eine Friseurin auf einer der Seitenemporen ihre Dienste an. Regelmäßig wird zudem Frank Rosenkranz, Geschäftsführer des Diakonischen Werks, in der Pauluskirche sein und ein Ohr für Ratsuchende haben. Privatpersonen, die Kuchen spenden möchten, können diese einfach vorbeibringen und in der Kirche abgeben.
Der enorme Zulauf, den die Vesperkirchen im ganzen Land zu verzeichnen haben, scheint sich mit den Erkenntnissen einer vor wenigen Tagen präsentierten Studie zu decken. Demnach spielen die Kirchen in einer Zeit, in denen Religion für viele Menschen keine oder nur eine geringe Bedeutung hat, eine wichtige zivilgesellschaftliche Rolle. Kummer räumt ein, nicht alle hießen das Essen im Kirchengebäude und den damit verbundenen Umtrieb gut. Im Großen und Ganzen wird diese Arbeit ihrer Meinung nach jedoch geschätzt und vermittelt ein positives Bild der Kirche.
Drei Benefizkonzerte in der Pauluskirche
Weil der Mensch sprichwörtlich nicht vom Brot allein lebt, gibt es wie gewohnt wieder mehrere Benefizkonzerte. Dasjenige mit Ma`cappella findet statt am Sonntag, 14. Januar, ab 18 Uhr, eines der Musikschule am Sonntag, 21. Januar, ab 18 Uhr, ein weiteres mit Siggi Schwarz&Friends am Sonntag, 4. Februar, ab 15 Uhr. Während der Vesperkirche ist das freitägliche Mittagessen ausgesetzt, das ansonsten im Zinzendorf-Gemeindehaus nach Voranmeldung ausgegeben wird.
Ehrenamtliche gesucht
Neben Spenden ist das Engagement vieler Ehrenamtlicher das große Kapital der ökumenischen Vesperkirche in Heidenheim. Wer mitarbeiten möchte, findet die Kontaktdaten und ein Anmeldeformular im Internet unter evangelisch-heidenheim.de/oekum-vesperkirche. Alle Helferinnen und Helfer erhalten vor Beginn eine Einweisung mit Hygieneschulung. Ein Mitarbeiterabend in der Pauluskirche ist für Mittwoch, 10. Januar, 18 Uhr, terminiert.
Die Vesperkirche ist täglich von 11 bis 14 Uhr geöffnet. Die Essensausgabe erfolgt zwischen 11.30 und 13.30 Uhr.