Unter uns

Wer seinen Arzt oder seine Ärztin noch fragen kann, kann sich glücklich schätzen

Was hilft gegen den Ärztemangel im Landkreis Heidenheim? Keine einfache Frage, findet Marc Hosinner von der Redaktionsleitung der Heidenheimer Zeitung.

Haben Sie einen Hausarzt? Obendrein noch einen, mit dem Sie zufrieden sind? Ich kann beide Fragen mit „Ja“ beantworten. Damit kann ich mich sehr glücklich schätzen, nicht nur wegen der Zahlen, die in der Sitzung des Kreistags in der zurückliegenden Woche diskutiert wurden.

Kommt ein Arzt auf 1.632 Einwohnerinnen und Einwohner, liegt der Versorgungsgrad bei 100 Prozent. 1:1.632? Hört sich nach extrem vielen möglichen Patientinnen und Patienten für den Mediziner an.

Hundert Prozent werden aber im Landkreis schon jetzt nicht mehr erreicht. Gerade sind es noch etwas mehr als 80 Prozent, aber bis 2028 soll, so die Prognose, der Versorgungsgrad auf etwa 40 Prozent sinken. Das ist erschreckend. Denn schon jetzt ist die Lage, das hört man immer wieder in Gesprächen, prekär.

Stellen Sie sich vor, Sie kommen mit Ihrer Familie neu in den Landkreis, weil Sie hier einen guten Job gefunden haben. Wenn es gut läuft, finden Sie ein Haus oder eine Wohnung. Vielleicht auch einen Kindergartenplatz. Aber einen Arzt für Eltern und Kinder? Das muss schwierig sein. Mit viel Glück kommt man in einer Praxis unter. Das Gleiche gilt für jene, deren langjähriger Ansprechpartner bezüglich Gesundheit in den Ruhestand eintritt.

Wer kein Glück hat, muss im Landkreis den Weg auf den Schlossberg ins Klinikum antreten – mit Symptomen, die dort eigentlich nicht hingehören. Das ist weder gut für die Patientin oder den Patienten, noch für die Klinik, die originär andere Aufgaben hat als die Allgemeinmedizin.

Wenn sich diese Situation in den nächsten Jahren noch verschärft, in denen einige Hausärzte den Ruhestand antreten und kein adäquater Ersatz gefunden wird, kommt das eher einem Organversagen denn einer kleinen Platzwunde gleich. Zumal es keine einfachen Rezepte zur Lösung gibt. Ob, wie angedacht, Fortbildungen und Fachtage zur Linderung beitragen? Da bin ich skeptisch. Die Stadt Giengen hat die Stelle eines Arzt-Managers ins Leben gerufen. Ob das als taugliches Instrument dient, bleibt ebenso abzuwarten wie das weitere Vorgehen der kassenärztlichen Vereinigung.

Bleiben Sie am besten gesund. Schönes Wochenende.

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