Für viele Schüler ist der Abisturm ein Höhepunkt des Schuljahres. Ganz gleich, ob sie selber gerade die Reifeprüfung abgelegt haben, oder ob sie sich darauf einstimmen, das in absehbarer Zeit zu tun. Am Max-Planck-Gymnasium fällt die große Sause in diesem Jahr nach einer kurzfristigen Absage durch die Schulleitung aus.
Was ist geschehen? Wie Schulleiterin Annemarie Mayr-Kälble auf Nachfrage erläutert, gibt es üblicherweise im Vorfeld klare Absprachen: Am Vorabend dürfen Schüler im Gebäude Luftballons und Papierschnipsel verteilen, Wasser ist hingegen tabu. Anderntags feiert dann die Schulgemeinschaft zusammen den Abschied der Abiturientinnen und Abiturienten, und am Ende räumt die Klassenstufe 1 auf.
MPG-Schüler betraten verbotenerweise das Lehrerzimmer
So hätte es auch am vergangenen Dienstag sein sollen. Allerdings lief Mayr-Kälble zufolge einiges aus dem Ruder. Verunreinigungen an verschiedenen Stellen und Schmierereien mit einem wasserfesten Stift in den neuen Toiletten ließen sich mit erheblichem Aufwand beseitigen. Der Sachschaden war gering. Erheblich schwerer wiegt aus Sicht der Schulleiterin hingegen, dass eine kleine Gruppe von Schülern das Lehrerzimmer aufschloss und dieses betrat. „Das ist schon aus Datenschutzgründen ein Tabubruch“, so Mayr-Kälble, „außerdem bedeutet es ein Eindringen in die Privatsphäre der Lehrkräfte.“
Während mehrere Laptops versteckt wurden und wieder aufgetaucht sind, blieb ein kleinerer Geldbetrag, der von Schülerseite für Bücher eingezahlt worden war, zunächst unauffindbar. Da Mayr-Kälble zufolge überdies ein Lehrer mit unflätigen Beschimpfungen bedacht und „auf nicht tolerierbare Art und Weise beleidigt wurde“, traf die aus fünf Personen bestehende erweiterte Schulleitung die Entscheidung, den Abisturm für dieses Jahr abzusagen.
Eltern wurden per Mail informiert
In einem per E-Mail an alle Eltern versandten Brief heißt es zur Begründung, einige wenige Abiturienten hätten „nun zwar die allgemeine Hochschulreife, aber offensichtlich noch nicht die nötige Lebensreife, um Regeln und Grenzen zu erkennen“. Woher der zum Öffnen des Lehrerzimmers und der Klassenräume erforderliche und mittlerweile an die Schulleitung ausgehändigte Schlüssel stammt, war am Mittwochvormittag noch unklar. Da kein Lehrer einen solchen ausgegeben hatte und auch keiner fehlt, „kann nicht ausgeschlossen werden, dass er vielleicht schon jahrelang hinter einer weggerückten Kommode lag“, so Mayr-Kälble.
Wert legt sie auf die Feststellung, dass die Polizei entgegen anderslautenden Behauptungen nicht eingeschaltet worden sei: „Wir kriegen das auch so im Guten geregelt.“ Heißt konkret: Die zum Teil bereits bekannten Urheber werden für die Folgen ihres Verhaltens geradestehen müssen. Eine Kollektivstrafe lehnt die Schulleiterin ab, da die große Mehrheit nicht für das Fehlverhalten einer kleinen Gruppe gemaßregelt werden solle.
Abiball findet wie geplant statt
Die Zeugnisausgabe und der Abiball am kommenden Freitag finden wie geplant statt. Im Übrigen sei die Kursstufe peinlich berührt und einig in der Einschätzung, dass wenige über das Ziel hinausgeschossen seien. Mit Blick auf die künftige Praxis kündigt die Schulleitung in ihrem Brief an, der Abisturm werde in den kommenden Jahren selbstverständlich wieder ermöglicht – jedoch beschränkt auf den Außenbereich.