Entwicklung des Lebens auf der Erde

Weshalb der Evolutionsweg in Heidenheim schon vor seiner Einweihung Schlagzeilen macht

Gut vier Milliarden Jahre Erdgeschichte auf 20 Schautafeln. Das bietet der Evolutionsweg auf dem Heidenheimer Schlosspark. Offiziell eingeweiht wird er Anfang April.

Wie hat sich das Leben auf der Erde entwickelt? Umfangreiche Antworten auf diese kurze Frage erhält, wer sich den aus 20 Schautafeln bestehenden Evolutionsweg auf dem Heidenheimer Schlossberg anschaut. Entlang des Kieswegs zwischen Naturtheater und Mufflon-Gehege fasst er die Grundzüge einer Zeitspanne von 4,1 Milliarden Jahren zusammen.

Eigentlich hätte das Gemeinschaftsprojekt von Naturfreunden und Humanistischem Freidenker-Verband schon vor einem Jahr im Ugental seinen Platz finden sollen. Vorgesehen war der linke Rand der vom Talhof Richtung Süden führenden Straße. Allerdings stellte sich heraus, dass dort im Boden verschiedene Leitungen liegen, deren Verlauf nicht exakt dokumentiert ist. „Das Risiko, beim Setzen der Pfosten beispielsweise eine Hochspannungsleitung zu treffen, war schlichtweg zu groß“, sagt Norbert Fandrich, der Vorsitzende der Heidenheimer Naturfreunde.

Alternative Standorte fanden keinen Zuspruch

Die Überlegung, stattdessen den rechten Straßenrand zu wählen, war schnell verworfen, nachdem Naturschutz und Wasserwirtschaft Vorbehalte geäußert hatten. Auch die seitens der Stadtverwaltung ins Gespräch gebrachten Alternativstandorte im Schnaitheimer Steinbruch, beim Waldfriedhof und entlang der alten Verbindungsstraße zwischen Mergelstetten und Bolheim schieden aus.

Nun also die Entscheidung zugunsten des Schlossbergs, die allerdings mit einem Kompromiss einhergeht: Die einzelnen Wegpunkte – sie reichen von der Entstehung der Erde über erste Spuren des Lebens und die Photosynthese bis zum Landgang der Wirbeltiere, das Stützskelett der Pflanzen und zum modernen Menschen – sollten sich über 1100 Meter erstrecken. Dem gewählten Maßstab zufolge hätte dann ein Meter einem Zeitraum von gut vier Millionen Jahren entsprochen. Da der zur Verfügung stehende Platz aber nur eine halb so lange Strecke zulässt, rücken die mit QR-Codes versehenen Schautafeln zwangsläufig näher zusammen.

Eigenmittel und Spenden decken die Kosten

Der Evolutionsweg ist offen zugänglich und gratis. Die Kosten für seine Installation belaufen sich einschließlich der nötigen Lizenz auf voraussichtlich 10.000 Euro. Ursprünglich hatte ein Betrag von 15.000 Euro im Raum gestanden, „aber es wird jetzt etwas günstiger, weil wir statt einbetonierter Pfähle eine andere Befestigungsart gewählt haben“, so Fandrich. Beglichen wird die Rechnung mit Eigenmitteln und Spenden.

Die Neuerung erfreut sich schon jetzt großer Resonanz, wie Fandrich berichtet: „Als wir aufgebaut haben, sind bestimmt 50 Leute stehen geblieben und haben sich erkundigt, was wir da machen“, sagt er. „Und ein Erzieher hat schon angekündigt, dass er mit seiner Kindergartengruppe ganz bestimmt wieder vorbeikommen wird.“

Schautafeln beschmiert

Eingeweiht wird der Evolutionsweg auf dem Heidenheimer Schlossberg am Samstag, 5. April, um 11 Uhr. Schon vor der offiziellen Eröffnung macht er Schlagzeilen und liefert den Beweis für die Feststellung, dass die Evolution kein zielgerichteter Prozess, sondern mit Zufällen und Windungen verbunden ist: Wenige Meter vom Wildschweingehege im Eichert entfernt, ließen am Wochenende Unbekannte die Sau raus und beschmierten etliche der Schautafeln. Die Wahl der dabei verwendeten Worte und Kürzel legt nahe, dass die Verunstaltungen auf das Konto von Fußballfans aus Kiel gehen, die ihre Mannschaft zum Auswärtsspiel gegen den FCH begleiteten.

Michael Brendel

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