Diesen diesigen Samstagmorgen hatte sich der Jugendliche unübersehbar anders vorgestellt: „Ich hab‘ eigentlich gar keinen Bock“, sagte er noch reichlich verschlafen, als er auf dem Schlossberg aus dem Auto stieg. Der Mann hinterm Steuer, offenkundig sein Vater, machte daraufhin in einem Satz klar, dass an dem familieninternen Pflichttermin nicht zu rütteln sein würde: „Wenn du einen gescheiten Beruf willst, dann musst du dich einfach vorher gut informieren.“
Ausgesprochen war damit die Zielsetzung der 22. Ausbildungs- und Studienmesse im Congress-Centrum mit rund 130 Ausstellern: „Unkomplizierte Kontakte und Informationen aus erster Hand“, wie es Matthias Heisler formulierte. Dem Leiter des Fachbereichs Familie, Bildung und Sport bei der Stadtverwaltung, oblag es, die fünfstündige Veranstaltung zu eröffnen.
Persönliche Begegnungen unverzichtbar
Der enorme Zuspruch – auch am Samstag kamen wieder mehrere Tausend Besucher – ist seiner Ansicht nach auch im Zeitalter des Internets und der sozialen Medien ein Beleg für die Bedeutung persönlicher Begegnungen. Nicht nur mit Firmen- und Behördenchefs, Ausbildungsleitern sowie erfahrenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, sondern auch mit Azubis. Sie dürften oftmals als besonders glaubwürdige Kontaktpersonen betrachtet werden.
Auch Robert Smejkal, Kreishandwerksmeister und Geschäftsführer eines in Mergelstetten ansässigen Flaschnerei-Fachbetriebs, schätzt die Messe als Forum des Kennenlernens und des Austauschs. Jungen Menschen biete sie die Gelegenheit, die oftmals falsche Vorstellung von einem Beruf zu korrigieren. Erfreut zeigt er sich deshalb darüber, dass mitunter ganze Schulklassen kommen: „Meine Tochter ist Lehrerin und sagt immer, sie gebe nicht auf, ehe alle eine Lehrstelle gefunden haben.“
Umgekehrt eröffnet sich Smejkal zufolge den Betrieben die Chance, ihr bisweilen unzutreffendes Image zurechtzurücken. Nicht selten münden die Gespräche am Stand dann in einem Praktikum und vielleicht sogar in einer Ausbildung: „Ich habe alle meine Azubis auf diesem Weg gefunden“, sagt der Kreishandwerksmeister.
Die Veranstalter – Agentur für Arbeit, Stadtverwaltung und Landratsamt – verstehen die Messe allerdings nicht ausschließlich als Stellenbörse. Vielmehr geht es ebenso um fundierte Informationen, die als Entscheidungshilfe dienen können. Darauf zielten auch die Vorträge im Schlosshotel ab, die sich unter anderem verschiedenen Studiengängen widmeten.
Mittel gegen Fachkräftemangel
Unterm Strich gilt für Behörden, Firmen und Hochschulen ein identisches Ziel: „Wir müssen schauen, dass wir immer mehr Jugendliche in Ausbildung bringen“, so Heisler, „und das ist gut angelegtes Geld.“ Beispielhaft führte er die Notwendigkeit an, dem Fachkräftemangel bei der Kinderbetreuung entgegenzuwirken, um den damit verbundenen Rechtsanspruch erfüllen zu können. Außerdem betonte er das Gebot, dass möglichst viele Zugewanderte einen Beruf erlernten, „denn dann läge der Fokus vielleicht nicht nur auf den Schwierigkeiten, sondern auch auf den Chancen“.
Bei aktuell 965 Beschäftigten bildet die Heidenheimer Stadtverwaltung 69 junge Menschen in 22 verschiedenen Berufen aus.
Ausbildung wichtig für Berufseinstieg
In Ostwürttemberg (Landkreis Heidenheim und Ostalbkreis) waren Ende Oktober 849 junge Menschen im Alter zwischen 15 und 25 Jahren arbeitslos gemeldet – zwar 122 weniger als im September, aber 102 mehr als vor einem Jahr. Gleichzeitig sank auch aufgrund des schwierigen konjunkturellen Umfelds binnen Monatsfrist die Zahl der neu zur Besetzung gemeldeten Stellen um zehn Prozent. Daraus wird ersichtlich, dass für den Einstieg ins Berufsleben eine Ausbildung immer mehr an Wert gewinnt.