Kein Geld aus Berlin

Weshalb die Sanierung des Heidenheimer Waldbads zur finanziellen Herausforderung wird

70 Jahre hat das Heidenheimer Waldbad auf dem Buckel. Die Stadtverwaltung plant nun eine millionenschwere Renovierung. Das Bemühen, Mittel aus einem Förderprogramm des Bundes zu erhalten, blieb zweimal erfolglos. So geht es weiter.

Längst nicht alle 70-Jährigen vermögen in ihrem Alter mit einer ungeschmälerten Anziehungskraft aufzuwarten. Dem Heidenheimer Waldbad hingegen gelingt das, wie die Besucherzahlen stets aufs Neue belegen. Um weiterhin attraktiv und vor allem funktionsfähig zu bleiben, benötigt die Freizeitanlage jetzt aber dringend eine grundlegende Sanierung. Was ihr Bemühen angeht, hierfür Fördermittel des Bundes an Land zu ziehen, sieht die Stadtverwaltung indes alt aus.

Von einem derartigen Durchhaltevermögen kann mancher nur träumen, dessen neues Elektrogerät schon nach kurzer Zeit den Geist aufgibt: Wesentliche Teile der Gebäudesubstanz, der Schwimmbadtechnik, der Heizanlage und der Elektrik waren schon in Gebrauch, als das Waldbad am 16. Juli 1954 eingeweiht wurde.

Schwierige Suche nach Ersatzteilen

Sieben Jahrzehnte und etliche Reparaturen später sind gleichwohl größere Eingriffe nötig. Zum einen fällt es zunehmend schwer, passende Ersatzteile zu finden, zum anderen wachsen die Instandhaltungskosten ebenso wie die Furcht, die Technik könnte die Verantwortlichen komplett im Stich lassen. Und dann ist da ja auch noch die Verpflichtung, bei der Wärmeerzeugung in absehbarer Zeit klimaneutral zu handeln.

2022 bewarb sich die Verwaltung daher um die Aufnahme in ein Förderprogramm des Bundes mit der Bezeichnung „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“. Allerdings wollten viele andere auch zum Zug kommen, wie die Zahl von 900 Anträgen für die verfügbaren 476 Millionen Euro zeigt. 148 davon waren schlussendlich von Erfolg gekrönt, Heidenheim allerdings ging leer aus.

Kosten auf mehr als zehn Millionen Euro gestiegen

Nix war’s folglich mit der verlockenden Aussicht, von den ursprünglich veranschlagten 6,75 Millionen Euro bis zu 3,04 Millionen ersetzt zu bekommen. Maximal 4,73 Millionen standen beim zweiten Anlauf im darauffolgenden Jahr im Raum. Allerdings ging es nun um Gesamtkosten in Höhe von 10,5 Millionen Euro, weil die Baupreise deutlich gestiegen waren und zudem ein separates Sprungbecken Teil der Überlegungen war.

Mittlerweile ist nach einer längeren Hängepartie klar: Von den verfügbaren 400 Millionen Euro erhält Heidenheim wiederum nichts. Eine dritte Auflage des Programms ist nach aktuellem Stand nicht zu erwarten, und „es gibt aktuell auch keinen anderen Fördertopf, der dafür herangezogen werden könnte“, sagt Rathaussprecher Stefan Bentele auf Anfrage.

Beschluss des Gemeinderats erforderlich

Was also tun? Immerhin hatte Thomas Dambacher, der Leiter des Geschäftsbereichs Bildung, Sport und Bäder, schon im Sommer 2023 prognostiziert, mittelfristig werde die Heizung nicht mehr funktionieren. „Die Stadt muss jetzt aus eigener Kraft mehrere Millionen ins Waldfreibad investieren, um den Betrieb auch in Zukunft zu gewährleisten“, beantwortet Bentele die drängende Frage und verweist darauf, dass das weitere Vorgehen von einem Beschluss des Gemeinderats abhängt.

Zunächst einmal wurden 500.000 Euro aus dem aktuellen städtischen Haushaltsplan herausgenommen, die für Sanierungen im laufenden Jahr vorgesehen waren. Solche wird es nach Auskunft des Rathauses aber definitiv nicht geben. Die Summe war als Teil des städtischen Beitrags zur Sanierung gedacht – zusammen mit jenen sechs Millionen Euro, die sich in der mittelfristigen Finanzplanung für diesen Zweck finden. Was sich damit angesichts der ausbleibenden Förderung aus Berlin umsetzen lässt, „und ob das Geld genügt“, so Bentele, „um die wichtigsten, die zwingend notwendigen Dinge abzuarbeiten“, ist nun zu prüfen. Das Thema wird den Gemeinderat in den kommenden Monaten beschäftigen.

2024 bisher gut 100.000 Gäste

Wetterbedingt verlief die diesjährige Waldbadsaison zunächst eher verhalten. Vor allem die hochsommerlichen Temperaturen der vergangenen Tage sorgten dann aber für wachsenden Zuspruch. Kürzlich empfing Oberbürgermeister Michael Salomo die 100.000 Besucherin: Dorota Jelitto und ihr Sohn Niklas standen unverhofft im Mittelpunkt. Seit der Eröffnung des Bades im Sommer 1954 wurden insgesamt mehr als elf Millionen Besucherinnen und Besucher gezählt. Die meisten kamen im Sommer 1992 - exakt 295.502.

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