Der Sommer prägt den Arbeitsmarkt

Weshalb die Zahl der Arbeitslosen in Ostwürttemberg im Juli gestiegen ist

Im Juli ist die Zahl der Arbeitslosen in der Region Ostwürttemberg gestiegen. Das sind die wesentlichen Gründe.

Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft ist nicht gut. Auch die aktuellen Nachrichten vom Arbeitsmarkt könnten besser sein, wenngleich sie mit dem Hinweis einhergehen, der im Juli zu verzeichnende Anstieg der Arbeitslosigkeit sei „insbesondere saisonal bedingt“. So formulierte es Claudia Prusik, Chefin der auch für den Landkreis Heidenheim zuständigen Agentur für Arbeit in Aalen, als sie am Mittwoch die neuen Zahlen vorstellte.

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Am stärksten betroffen von der jüngsten Entwicklung waren die unter 25-Jährigen, die der statistischen Terminologie zufolge als Jugendliche bezeichnet werden. In dieser Gruppe liegt die Arbeitslosenquote jetzt bei 3,1 Prozent. In Kürze könnte sie wieder sinken – sofern Prusiks Einschätzung auch diesmal zutrifft. Demzufolge handelt es sich um ein saisonübliches Geschehen, weil viele Jugendliche in den Sommermonaten ihre Ausbildung beenden und sich wie Schulabgänger vorübergehend arbeitslos melden, ehe sie erfahrungsgemäß nach der Ferien- und Urlaubszeit eine Anstellung finden.

Berufsberatung auch in den Ferien

„In den Sommerferien haben nur die Schulen geschlossen – nicht unsere Berufsberatung“, sagt Prusik und ruft dazu auf, bei Bedarf auch kurzfristig einen persönlichen Termin zu vereinbaren.

Ende Juli waren im Bezirk der Agentur für Arbeit (Kreis Heidenheim und Ostalbkreis) 9961 Männer und Frauen arbeitslos gemeldet. Das waren 515 mehr als im Juni und 616 mehr als vor einem Jahr. Die meisten Arbeitslosen waren mit 3601 (Juni: 3442) in Heidenheim gemeldet. In Schwäbisch Gmünd waren es 3252 (3072), in Aalen 2062 (1901), in Bopfingen 546 (520), in Ellwangen 500 (511). Die Zahl der Langzeitarbeitslosen, die seit mehr als einem Jahr ohne Beschäftigung sind, stieg von 3131 auf 3167. Das entspricht einer Quote von 31,8 Prozent.

Arbeitslosenquote angestiegen

Die Arbeitslosenquote, bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen, legte in Ostwürttemberg von 3,7 auf 3,9 Prozent zu. In Heidenheim wuchs sie von 4,5 auf 4,7 Prozent an, in Schwäbisch Gmünd von 4,0 auf 4,2, in Bopfingen von 3,5 auf 3,6, in Aalen von 2,9 auf 3,2 Prozent. Unverändert blieb sie in Ellwangen mit 2,0 Prozent.

Niederschlag findet in den Juli-Zahlen auch die in vielen Bereichen festzustellende Konjunkturschwäche. Sie spiegelt sich in einer jetzt veröffentlichten Umfrage des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung wider. Ihr zufolge sind nur wenige Unternehmen zu Neueinstellungen bereit. Prusik verweist allerdings darauf, der ungebrochen hohe Personalbedarf regionaler Betriebe lasse sich an den 713 neu hinzugekommenen Stellenangeboten ablesen.

Mehr Betriebe zeigen Kurzarbeit an

Manchmal fehle für eine Zusage die erforderliche Qualifikation, so Prusik. In diesem Fall könnten die Arbeitsagentur und die Jobcenter allerdings Förderangebote machen und finanzielle Unterstützung bieten: „Treten Sie mit uns in Kontakt, bevor Sie Ihren Traumjob wegen einer fehlenden Qualifikation nicht bekommen können.“ Im Juli zeigten in der Region 22 Betriebe für 126 Beschäftigte Kurzarbeit an, nachdem das im Juni sechs Betriebe für 68 Mitarbeiter getan hatten.

Noch freie Ausbildungsplätze

Im Laufe des aktuellen Berufsberatungsjahres, das seit Oktober 2023 läuft, haben sich in Ostwürttemberg 2205 Bewerberinnen und Bewerber gemeldet. Dieser Zahl stehen 3942 Ausbildungsstellen gegenüber, von denen derzeit 1649 nicht besetzt sind. Da viele Unternehmen aus der Region noch auf der Suche nach Nachwuchs sind, ermuntert Agentur-Chefin Claudia Prusik dazu, das Glück in die eigene Hand zu nehmen, auch wenn die letzte Entschlossenheit noch fehlt. Sie verweist auf die Möglichkeit, rund um die Herbstferien binnen fünf Tagen in fünf Unternehmen hineinzuschnuppern, um fünf verschiedene Berufe kennenzulernen. Informationen hierzu finden sich unter www.praktikumswochen-bw.de.