Datenerfassung

Zwölf neue Kameras sollen in Heidenheim Verkehrsdaten sammeln

In der Heidenheimer Innenstadt werden zwölf Kameras montiert, die rund um die Uhr den Verkehrsfluss erfassen sollen. Was das Projekt Smart City damit zu tun hat, welche Daten die Kameras erfassen und was mit diesen Messwerten passiert:

Sie sind die digitale Version der Schüler mit dem Klemmbrett: Fragten früher Jungen und Mädchen an einer roten Ampel wartende Autofahrer nach Herkunft und Ziel, erfassen heute Kameras die Verkehrsströme. Fünf dieser Systeme sind schon seit Längerem in der Heidenheimer Innenstadt in Betrieb, zwölf weitere werden derzeit montiert.

Wo auch immer jemand Daten erfasst, tun sich Fragen auf: Werden sie gespeichert? Zu welchem Zweck geschieht das? Entstehen Bewegungsprofile? Sind die Daten sicher vor unberechtigten Zugriffen? Überzeugende Antworten sind gerade in Zeiten der Digitalisierung wichtig, um Vorbehalte ausräumen zu können. Aus erster Hand wissen das all jene zu bestätigen, die sich um die Smart City kümmern – jenes interkommunale Modellprojekt, mit dem Heidenheim und Aalen den Alltag der Menschen verbessern wollen.

Kamerastandorte über Heidenheimer Innenstadt verteilt

Griffig wird diese theoretische Beschreibung immer dort, wo sich ein praktischer Nutzen erkennen lässt: Wo ist ein Radweg nötig? Besteht Bedarf an Sitzgelegenheiten? Sollten zu bestimmten Zeiten zusätzliche Busse eingesetzt werden? Grundlage solcher Entscheidungen sind Daten, die das Geschehen auf den Straßen widerspiegeln. Um sie zu gewinnen, werden nun die besagten Kameras nach und nach an der Weststadtkreuzung, im südlichen bzw. nördlichen Bereich der Grabenstraße, im Katzental, an der Schlosshaustraße, beim Bahnhof, an der „Linde“-Kreuzung und bei der Unterführung hinterm Rewe-Markt angebracht.

Die offiziell als SCVS (Smart City Vision System) bezeichneten Geräte befinden sich an Ampel- und Laternenmasten und sind mit Sim-Karten bestückt. Die Übertragung der Daten, die anschließend im Rathaus am Computer abrufbar sind, erfolgt per Mobilfunk. Laut Steffen Michl, dem Technischen Projektmanager Smart City, handelt es sich um vergleichsweise kleine Datenmengen, da weder Töne noch Bilder, beispielsweise von Kennzeichen und Gesichtern, registriert und weitergeleitet werden.

Steffen Michl, Technischer Projektmanager Smart City. Rudi Penk

Die Erfassung durch die starr ausgerichteten Kameras beschränkt sich stattdessen auf die reine Anzahl von Fußgängern, Fahrrädern, motorisierten Zweirädern, Pkw, Lieferwagen, Lkw und Bussen, die eine kalibrierte Linie passieren. Gemessen wird rund um die Uhr, und es ist nicht vorgesehen, die innerhalb des bis 2027 laufenden Smart-City-Projekts zusammengeführten Werte nach einer bestimmten Zeit wieder zu löschen: „Wir wollen schließlich eine Datenhistorie aufbauen“, nennt Michl die Begründung dafür, „um Entwicklungen ablesen zu können und Entscheidungsgrundlagen für stadtplanerische Maßnahmen zu schaffen“.

Als Anwendungsbeispiel führt er an, „die Entscheidung für die Nachtabschaltung mit konkreten Daten für einzelne Straßen zu unterfüttern, was die Frequenz von Fahrzeugen und Personen angeht“. Vorstellbar sei auch, die Attraktivität von Gewerbegebieten zu steigern, „und viele andere Anwendungen lassen sich bestimmt erst im Laufe der Zeit erkennen“.

Öffentliche Datenplattform in Ulm bereits vorhanden

Das fortlaufende Sammeln von Messwerten geschieht nicht zum Spaß, sondern soll, wie beschrieben, zielgerichtet städtischen Vorhaben dienen. Gleichzeitig stellten Daten ein Wirtschaftsgut dar, sagt Michl, und schlussendlich sollen sie in eine Plattform eingehen, wie in Ulm bereits eine existiert. Sie steht Bürgern, Unternehmen und städtischen Einrichtungen offen.

In abgespeckter Form gibt es sie als „Datenbank“ am Eingang der Levillain-Anlage gegenüber dem Heidenheimer Pressehaus. Das futuristisch anmutende Sitzmöbel bietet nicht nur die Gelegenheit sich niederzulassen, sondern auch aktuelle Angaben zur Personenfrequenz, zum Pegelstand der Brenz, zum Füllstand der öffentlichen Mülleimer und zur Belegung der Fahrradboxen beim Bahnhof.

Die neuen Kameras, von denen jede einschließlich Software und Lizenzen mit etwa 4000 Euro zu Buche schlägt, gehen in Abstimmung mit dem städtischen Datenschutzbeauftragten voraussichtlich Ende März in Betrieb.

Wo gibt es schon Kameras?

Die Standorte der ersten fünf Kameras, die das Fußgängeraufkommen erfassen, befinden sich bei der Levillain-Anlage, bei der Knöpfleswäscherin, in der südlichen Fußgängerzone, am Eugen-Jaekle-Platz und an der Olgastraße auf Höhe des Eingangs der Schloss-Arkaden.

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