Man sagt ja, viele Köche würden den Brei verderben. Oder in anderen Worten: Je mehr Beteiligte ein Projekt hat, desto eher scheitert es. Dabei sind mitunter schon drei Partner einer zu viel. So geschehen bei der letzten deutschen Bundesregierung aus SPD, Grünen und der FDP, die im vergangenen November zerbrach. Dass eine Kooperation dreier Partner auch erfolgreich sein kann, wurde am Mittwochnachmittag auf dem Heidenheimer Schlossberg bewiesen. Das Trio bilden dabei der 1. FC Heidenheim, die Stadtwerke Heidenheim und die Firma Essinger Wohnbau. Anlass war der symbolische Spatenstich für den Baubeginn eines gemeinsamen Immobilienprojekts, das Büroflächen für den FCH, Wohnraum für dessen Nachwuchsspieler und sogenannte Boarding Apartments vereinen soll.
„Ich finde das Projekt ist sehr gelungen“, lobte Oberbürgermeister Michael Salomo zu Beginn die Beteiligten, und hob den Standort des vierstöckigen Gebäudes auf dem „sehr lebendigen“ Schlossberg positiv hervor. Dort soll es auf dem entstehenden „Schlosspark-Areal“ direkt an der Schlosshaustraße und neben der Schlosshau-Siedlung gebaut werden. „Am Eingang in das Quartier sollte ein schönes Gebäude stehen“, begründet Lars Fischer, Geschäftsführer des Bauträgers Essinger Wohnbau, die Standortwahl. Die Kosten für das Projekt sind Fischer zufolge auf rund zehn Millionen Euro veranschlagt.
Projekt erhält KfW-Förderung für klimafreundliches Bauen
Entstehen soll das „schöne Gebäude“ auf einem 1873 Quadratmeter großen Grundstück, auf dem zur Straße hin eine Grünzone und insgesamt 19 Parkplätze geplant sind. Das Dach soll begrünt und mit PV-Anlagen ausgestattet werden, geheizt wird mit einer Wärmepumpe und Regenwasser soll gezielt im Boden gesammelt werden. Generell ist bei der Planung laut Fischer das Thema Nachhaltigkeit wichtig gewesen, weshalb der Bau das KfW 40 Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude (QNG) bekommt und von einer entsprechenden Förderung für klimafreundliches Bauen profitiert.

Das Haus selbst wird in Massivbauweise gebaut, die Fassade besteht aus Holz und auch Fertigzellen kommen zum Einsatz. Auch in den Open-Space-Büroräumen im Erdgeschoss soll ein Zusammenspiel aus den Materialien Beton und Holz für „modernes Design und eine warme Atmosphäre“ sorgen, so Fischer. Für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des FCH sind dabei 24 Arbeitsplätze und ein Besprechungsraum vorgesehen.
Baubeginn als „historischer Tag“ für den 1. FC Heidenheim
„Die Räume im Stadion sind insgesamt zu klein“, erklärt Holger Sanwald, Vorstandsvorsitzender des FCH. „Wir haben heute einen Mietvertrag für 15 Jahre unterschrieben.“ Er sprach von einem „Meilenstein und historischen Tag“ in der Geschichte des Vereins. Er freue sich besonders über die Apartments für junge Talente. Im ersten Stock sollen neben einem Betreuerzimmer 14 Spielerapartments mit 20 Quadratmeter Wohnfläche und eigenem Badezimmer entstehen. Aktuell bringe der FCH seine Nachwuchsspieler, die von etwas weiter weg kommen, in Dreierzimmern im Fechtzentrum und in verstreuten Mietwohnungen auf dem Galgenberg unter. Die Nähe zu den Trainingsplätzen und zum Stadion, aber auch die Gemeinschaft und die moderne Einrichtung sieht er als große Vorteile des geplanten Internats. „Wenn die Wohnungen fertig werden, geben wir mindestens 14 der bisherigen auf“, so der Vorstandsvorsitzende.
Sollten die Zimmer trotz allem mal nicht reichen, wäre auch denkbar, dass FCH-Talente vorübergehend in einer der Wohnungen im zweiten und dritten Stock unterkommen. Dieses Angebot macht Erich Weber, Vorstandsvorsitzender der Stadtwerke Heidenheim, der mit seinem Unternehmen das gesamte Gebäude inklusive Grundstück vom Bauträger erwerben wird. Während Erdgeschoss und erster Stock wiederum vom FCH gemietet werden, betreiben die Stadtwerke die 30 Boarding-Apartments in den oberen beiden Geschossen. 24 vollmöblierte Wohnungen mit 20 Quadratmetern Fläche und sechs 40-Quadratmeter-Apartments, sowie ein Lounge-Bereich für alle Mieter sind vorgesehen. „Die Boarding-Apartments richten sich an Geschäftsreisende, Studierende oder sonstige Mieter mit einer Mietdauer von bis zu sechs Monaten“, erklärt Weber das Konzept.
Fertigstellung für Ende 2026 geplant
Nach dem offiziellen Baubeginn stehen zunächst Erdarbeiten auf dem Gelände an. Anfang April soll dann das Heidenheimer Bauunternehmen Monz mit dem Rohbau beginnen. Im Herbst folgt das Richtfest und Ende 2026 soll der Bau fertiggestellt sein. „Und wenns schneller geht, ist es auch Recht“, scherzte Sanwald und hatte damit bei strahlendem Sonnenschein auf dem Schlossberg die Lacher auf seiner Seite.
Das ist auf dem Schlosspark-Areal geplant
Auf dem 37.000 Quadratmeter großen Gelände zwischen Klinikum und Schlosshau-Siedlung, das die Essinger Wohnbau gekauft hat, sollen insgesamt 350 Wohnungen entstehen. Der erste Bauabschnitt mit 95 Wohnungen in fünf Gebäuden wurde im Juli 2024 eröffnet. Auf dem Papier entworfen sind bereits weitere Häuser, die Essinger Wohnbau spricht von Stadtvillen und Townhouses beziehungsweise Reihenhäusern für Familien mit Kindern.
Weitere Elemente des Projekts sind der Bau eines fünfgruppigen Kindergartens und 26 geförderter mietverbilligter Wohnungen. Erwerben wird diese die städtische Grundstücks- und Wohnungsbau-Gesellschaft Heidenheim, die der Stadt Heidenheim gehört. Die Adresse der Gebäude auf dem Areal soll „Am Eichert“ lauten. Bereits gebaut und eröffnet wurde derweil ein Gebäude an der Zufahrt zum Klinikum, das die neue Dialyse sowie 45 Mikroappartements für Mitarbeitende des Klinikums beherbergt.