125 Jahre alt wurde die Pauluskirche, und zum großen Fest gab es ein großes Konzert. Groß war die Anzahl der Mitwirkenden, groß das Programm und groß das Projekt, in das es eingebunden war. Das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach ist das Projekt, und das hatte seinen Auftakt bereits in Königsbronn überaus erfolgreich genommen. Der zweite Teil nun also in Heidenheim, und das also gleichzeitig zur Feier des Jubiläums der Pauluskirche – das „Jauchzet, frohlocket“ hat hier also gleich eine doppelte Bedeutung.
Apropos „Jauchzet, frohlocket“: Die erste Kantate des Oratoriums mit dem furiosen und weithin bekannten Auftakt mit Trommeln, Trompeten und eben diesen Worten war ja bereits in Königsbronn aufgeführt worden. Dennoch mussten die Zuhörer in der Pauluskirche, die die Plätze nahezu vollständig gefüllt hatten, auf diesen markanten Teil nicht verzichten. Die Kantaten eins, zwei und sechs standen als Festkonzert auf dem Programm. Die Protagonisten also im Programm: Maria, Josef, Jesus, Hirten, himmlische Heerscharen und aus der sechsten Kantate auch die heiligen drei Könige.
Beeindruckende Größe
Die Protagonisten auf der Bühne: alles regionale Künstler. Darauf hatte Bezirkskantor Leonard Hölldampf Wert gelegt. Die Choräle übernahm die Heidenheimer Kantorei, wie sich die ehemalige Michaelskantorei nunmehr nennt, die in einer beeindrucken Größe zu erleben war. Für das Orchester wurde mit der Musikschule Heidenheim kooperiert, und so sah man viele, viele bekannte Gesichter in den Orchesterreihen. Und die Solisten? Alles ehemalige Mitglieder des Kammerchors: Sopranistin Johanna Pommranz, Altistin Mareike Benz, Tenor Daniel Schmid und den Bass lieferte Georg Benz. Ach, und schließlich nicht zu vergessen: der Kinderchor. Der bestand zwar nur aus vier Mitgliedern, aber es war eine Freude anzusehen, wie eifrig sie bei der Sache waren.
Und die Sache gelang gut. Alle Ausführenden konnten bereits bei der ersten, bekanntesten Kantate überzeugen. Das Zusammenspiel zwischen Orchester und Chor einerseits und Orchester und Solisten andererseits funktionierte bestens, und die Zuhörer konnten sich ganz der großen Geschichte hingeben, die in weiten Teilen aus dem Lukas-Evangelium besteht mit der bekannten Schilderung der Geburt in Bethlehem. Das gilt auch für die zweite Kantate, in der ebenfalls Lukas zu Wort kommt. Von Bach war sie für den zweiten Weihnachtsfeiertag vorgesehen, erzählt sie davon, wie die Hirten die frohe Botschaft erfahren. Und in schnellem Tempo schickt Daniel Schmids Tenor sie zur Krippe, wo Bass Georg Benz sie zur stillen Andacht bringt und Mareike Benz‘ Alt liebevoll und warm das Jesuskind in den Schlaf singt. Dem Chor oblag unter anderem der Jubel in den bekannten Worten der Engel – und das sehr zum Wohlgefallen des Publikums.
Glanz und Schlichtheit
Die sechste Kantate schließlich ist der Schluss- und Höhepunkt des Weihnachtsoratoriums. Der Eingangschor mit seinem stetig ansteigenden Tempo und der herausfordernden Dynamik kann die Kantorei ihr Können unter Beweis stellen. Und auch für die Sopranistin enthält die sechste Kantate Glanznummern: Während Johanna Pommranz von Zuversicht und Gottvertrauen sang, das auch Feinde besiegen könne, zog ihr vor allem in den Höhen strahlender Sopran in den Bann. Und für den Tenor gab es richtig viel zu tun: Daniel Schmid führte souverän und kraftvoll durch die Geschichte mit Herodes und den drei Königen, und seinem einschmeichelnden Tenor, der so viel Entschlossenheit ausstrahlen kann, lauschte man nur zu gerne. Der Chor hatte starke Momente, beispielsweise beim „Ich steh’ an Deiner Krippen hier“, dessen Schlichtheit und Demut gut aufgespürt und umgesetzt wurde.
Am Schluss dieses gelungenen Festkonzerts gab es für alle Beteiligten jede Menge Beifall, vielfach im Stehen gegeben. Den darf sich vor allem Leonard Hölldampf auf die Fahnen schreiben, der hier die Gesamtleitung aller Ausführenden innehatte.
Schlusspunkt in der Stadtkirche
Der letzte Teil des Zyklus Weihnachtsoratorium findet am Montag, 1. Januar 2024, in der Stadtkirche Giengen statt. Beginn ist um 18 Uhr.
In der Pauluskirche gibt es zuvor das traditionelle Silvesternachtkonzert. Sie findet am Sonntag, 31. Dezember, um 22 Uhr statt. Rund eine Stunde lang gibt es festliche Musik zum Jahresausklang für Orgel und Trompete. An der Orgel wird dann Bezirkskantor Leonard Hölldampf neben Trompeter Rainer Hauf zu hören sein.