Heidenheimer Familienbildungsstätte

Wie das Haus der Familie in eine finanzielle Schieflage kommen konnte

Das Heidenheimer Haus der Familie bittet die Stadtverwaltung um finanzielle Unterstützung, weil es eine nicht geringe Deckungslücke hat. Wieviel Geld der Einrichtung fehlt und wie es dazu kommen konnte.

Wie das Haus der Familie in eine finanzielle Schieflage kommen konnte

Das Haus der Familie in Heidenheim steckt in finanziellen Schwierigkeiten. Aus unterschiedlichen Gründen ist in den vergangenen Jahren eine Deckungslücke in Höhe von 50.000 Euro entstanden. Obwohl die Familienbildungsstätte jährlich allein von der Stadt Heidenheim einen Zuschuss in Höhe von 140.000 Euro und weitere 38.000 Euro vom Landkreis erhält, kann mit diesen Mitteln die Deckungslücke nicht geschlossen werden.

Wie Bürgermeisterin Simone Maiwald jüngst im Kultur-, Sozial-, Schul- und Sportausschuss erläuterte, sei der Trägerverein auf die Stadtverwaltung zugekommen und habe um einen einmaligen Zuschuss in Höhe von 57.000 Euro gebeten. Ihr zufolge hat das Haus der Familie in den vergangenen Jahren aus strukturellen Gründen Defizite erwirtschaftet, die jedoch nicht gleich aufgefallen seien. Zwar habe der Verein über die Jahre hinweg immer wieder um eine Erhöhung der Förderung gebeten, am Jahresende jedoch sei den Zuschussgebern und dem Vorstand immer ein ausgeglichenes Ergebnis vorgelegt worden.

Rücklagen reichen nicht aus

2022 ging der Vorstand des Vereins auf die Stadt und den Landkreis zu und teilte mit, dass die finanzielle Lage bei gleichbleibenden Zuschüssen nicht mehr tragfähig sei. „Anfang 2023 kam dann die Alarmmeldung, dass die Rücklagen nicht ausreichen, um das Defizit zu decken“, so Maiwald: „Von der Brisanz waren auch wir überrascht.“ Bei eingehender Prüfung habe sich herausgestellt, dass der Verein in der Vergangenheit Verbindlichkeiten mit Zuschüssen für das laufende Geschäft gedeckt hat. Grund dafür sei auch die Corona-Pandemie gewesen, die zwar Zuschüsse und Hilfsprogramme mit sich gebracht habe, die Anmeldezahlen für die Angebote hätten sich aber nach Ende der Einschränkungen nicht so schnell erholt. „Deshalb wurde das Defizit auch zu spät bemerkt“, so Maiwald.

Wichtige soziale Arbeit

Die Bürgermeisterin brach im Ausschuss auch eine Lanze für das Haus der Familie: „Die Einrichtung unterstützt vor allen Dingen Familien und Alleinerziehende mit ihren Angeboten und erfüllt damit eine wichtige soziale Aufgabe.“ Deshalb plädierte sie auch dafür, dem Verein zu helfen, das Defizit auszugleichen und die jährlichen Zuschüsse zu erhöhen, „damit er endlich wieder inhaltlich arbeiten kann“. In den vergangenen Monaten habe man mit den Verantwortlichen der Einrichtung viele Gespräche geführt, und eine Konsolidierung eingeleitet. „Wir haben diverse Maßnahmen getroffen und auch das Angebot kritisch überprüft. Jetzt müssen wir finanziell helfen, damit diese wichtige soziale Aufgabe auch in Zukunft Bestand hat“, sagte Maiwald.

Angebote überprüfen

CDU-Stadtrat Dr. Stephan Bauer stellte zwar die Leistungen des Hauses der Familie nicht in Abrede, erklärte jedoch, genauer wissen zu wollen, wie das finanzielle Defizit zustande kam und ob mit dem Angebot der Einrichtung die Zielsetzung erfüllt wird. Auch der Kreistag, der ebenfalls Zuschüsse beisteuert, habe die Angelegenheit kritisch beraten. Außerdem, so Bauer, sei zu überprüfen, inwiefern sich die Angebote des Hauses der Familie mit anderen Anbietern überschneiden oder diese ergänzen.

Antworten darauf erhielt er von Maiwald nicht, sie betonte jedoch mehrfach, man habe alles überprüft und sich genau angesehen: „Angebote, die nicht mehr tragen, müssen raus.“ Norbert Fandrich (Linke) forderte ebenfalls, die Angebote der unterschiedlichen Anbieter besser anzugleichen.

Da der Ausschuss nur beratende Funktion hatte, wird der Gemeinderat letztlich entscheiden, ob die Stadt das Defizit gemeinsam mit dem Landkreis ausgleicht und Zuschüsse für den laufenden Betrieb erhöht.

Zuschuss soll erhöht werden

Die Stadt Heidenheim und der Landkreis bezuschussen gemeinsam den laufenden Betrieb des Hauses der Familie. Nach Angaben des Vereins benötigt er jährlich 140.000 Euro. Bisher trugen die Stadt 73 und der Landkreis 27 Prozent dazu bei.

In einem künftigen Verteilerschlüssel sollen der Anteil der Stadt auf 63 Prozent gesenkt und der des Landkreises auf 37 Prozent erhöht werden, weil das in etwa dem entspricht, woher die Menschen kommen, die die Angebote wahrnehmen.

Die beiden Zuschussgeber haben sich darauf verständigt, den laufenden Zuschuss fürs Haus der Familie auf 170.000 Euro zu erhöhen, für die Stadt würde das ab dem kommenden Jahr einen Betrag von 107.100 Euro bedeuten.