Verlust von 10,9 Millionen Euro

Wie das Heidenheimer Klinikum gegen den Geldmangel ankämpft

Am Ende des Jahres 2024 wird das Heidenheimer Klinikum einen Verlust von 10,9 Millionen Euro gemacht haben, mehr als doppelt so viel wie geplant. Klinikgeschäftsführer Dr. Dennis Göbel berichtete dem Kreistag von Maßnahmen, die schon getroffen wurden, um die Situation zu verbessern.

Das Heidenheimer Klinikum befindet sich tiefer in den roten Zahlen als je zuvor und diese resultieren sowohl aus dem Aufwand für die Investitionen, also der Kliniksanierung, als auch aus dem laufenden Geschäft. Der hochgerechnete Verlust beträgt laut Klinikgeschäftsführer Dr. Dennis Göbel für das Jahr 2024 10,9 Millionen Euro. Davon entfallen 5,4 Millionen Euro auf das operative Geschäft (Ebitda). Das Ergebnis weicht deutlich vom Plan für 2024 ab, laut dem mit einem Verlust von 4,7 Millionen Euro gerechnet wurde. „Wir arbeiten daran“, sagte Göbel vor dem Kreistag, dem er gleichzeitig mit den Zahlen auch Maßnahmen präsentierte, die bereits getroffen wurden, um die Klinikfinanzen zu verbessern.

So habe man auf energiesparende Beleuchtungssysteme umgestellt, mit deren Hilfe nicht nur die Kosten um 30.000 Euro pro Jahr reduziert werden sollen, sondern auch die Umwelt geschont wird durch die Einsparung von rund 120.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr. 60.000 Euro jährlich will man am Klinikum außerdem durch die Rückgewinnung von Kühlungsenergie einsparen, da hier rund 250.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr weniger verbraucht werden.

Auch die Schließung der Geriatrischen Reha in Giengen führte Göbel als Sparmaßnahme an. Man habe dadurch die notwendige Investition von vier Millionen Euro in die Sanierung des Gebäudes vermieden. Zudem habe man mit der Übernahme des Personals ans Klinikum offene Stellen besetzen können und die Station für geriatrische Patienten auf 28 Betten erweitert. Dadurch habe das Klinikum mehr Erlöse, die man für die komplexen Fälle bekomme.

Etwas weniger Vollzeitstellen

Bezüglich des Personals hat das Klinikum einen Einstellungsstopp verhängt, der im Haus für einigen Unmut gesorgt hatte. „Wir konnten das Thema bereinigen“, sagte Göbel vor dem Kreistag. Teures Leasingpersonal werde in der Pflege nur noch für den Zentral-OP eingesetzt und bei den ärztlichen Diensten dort, wo es zwingend notwendig sei. Die Zahl der Vollzeitstellen insgesamt (Klinikum und Reha) war im Oktober 2023 bei 1182 und hat sich im Oktober 2024 auf 1174 verringert. Dabei veränderte sich die Zahl der Vollzeitstellen in der Pflege von 500 auf 489, im ärztlichen Dienst von 179 auf 187, im Funktionsdienst von 133 auf 119 und in der Verwaltung von 84 auf 88.

Für die Steigerung der Einnahmen hat das Klinikum auch Maßnahmen getroffen. Dazu gehört laut Göbel der Erwerb von Kassenarztsitzen in der Dialyse und Kardiologie aus Gründen der Bestandssicherung, im Bereich der Neuropädiatrie und der Psycho-Onkologie zur Angebotserweiterung. Mit dem Bereich der Neuropädiatrie, die sich mit Nervenerkrankungen von Kindern und Jugendlichen beschäftigt, will man auch der Unterbelegung der Kinderklinik entgegenwirken. „Ein solches Angebot gibt es im Umkreis von 40 bis 50 Kilometern nicht“, so Göbel.

Attraktiver durch Roboter-OPs

Auch der Da-Vinci-OP-Roboter wird bei den Maßnahmen zur Erlössteigerung aufgeführt, da er laut Göbel das Klinikum für Patienten und Angehörige attraktiver mache. Dass das teure Gerät, das im vergangenen Jahr rund 2,5 Millionen Euro an Kosten verursacht hat, sich wirtschaftlich nicht lohnt, wurde dem Kreistag schon vor der Anschaffung vorgerechnet. Damals wurde angegeben, dass der OP-Roboter während einer Betriebsdauer von zehn Jahren ein Defizit von ca. 330.000 Euro verursachen werde.

Den Vertrag mit der Unternehmensberatung Medcura habe man gekündigt, so Göbel. Dies bringt eine Ersparnis von rund 80.000 Euro mit sich. Darüber hinaus wurde verschiedene Gebühren erhöht, unter anderem auch die Tarife für Wahlleistungen wie Einbett- oder Zweibettzimmer.

Göbel gab auch eine Übersicht über die Entwicklung der Case-Mix-Punkte, die im komplizierten Abrechnungssystem der Klinik die Basis der Rechnungsbeträge sind, die die Klinik mit den Krankenkassen abrechnen können. Der Wert ist seit 2020 jährlich ungefähr gleich hoch und wird auch 2024 nicht davon abweichen. Die Einnahmen aus diesem Bereich bleiben also in gleicher Höhe. Das große Defizit des Klinikums sei auf viele andere Faktoren zurückzuführen, so Göbel. Dazu rechnet er unter anderem auch höhere Ausgaben für die Energieversorgung, die man aufgrund bestehender Verträge nicht so schnell ändern könne, an den Tarifentwicklungen, wodurch das Personal teurer wird, an den zunehmenden Abschreibungen aufgrund der Eigeninvestitionen und an fehlenden sonstigen Erlösen außerhalb der Fallpauschalen-Systematik.

Neubau Haus L liegt im Zeit- und Kostenplan

Positive Nachrichten brachte Klinikgeschäftsführer Dr. Dennis Göbel vom laufenden Neubau des Haus L auf dem Klinikgelände mit. Der Bauabschnitt 3A der Kliniksanierung befinde sich im Termin- und Kostenplan. 70 Prozent der Leistungen seien ausgeschrieben oder bereits vergeben. Der Rohbau ist fertiggestellt, momentan werden die Fenster eingebaut. Dort, wo schon Fenster vorhanden sind, läuft die Bauheizung, damit der Trockenbau beginnen kann. Mit der Fertigstellung des Gebäudes ist im Sommer 2026 zu rechnen.

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