Naturtheater Heidenheim

Wie das Herbststück "Sherlock Holmes" einen modernen Anstrich bekommt

Ein bestialischer Mörder geht um: Im diesjährigen Herbststück des Heidenheimer Naturtheaters steht "Sherlock Holmes und die Whitechapel-Morde" auf dem Programm. Ein bewährtes Stück – welches das Regieduo in die heutige Zeit holt.

Wie das Herbststück "Sherlock Holmes" einen modernen Anstrich bekommt

Die Nasenspitze: abgeschnitten. Der Uterus: entfernt. Das Gesicht: zu einem Klumpen Hackfleisch verarbeitet. Ganz schön grausig geht es derzeit auf dem Schlossberg zu. Zum Glück jedoch auch ganz schön witzig. Mit „Sherlock Holmes und die Whitechapel-Morde“ stellt das Naturtheater Heidenheim ein Herbststück auf die Beine, das sich damit rühmt, eine „Mordskomödie“ zu sein.

Ganz London lebt darin in Angst und Schrecken, denn ein bestialischer Mörder treibt sein Unwesen vor allem im Rotlichtmilieu rund um Whitechapel. Kein Geringerer als der Meisterdetektiv Sherlock Holmes nimmt sich des Falls an. Dem Verbrecher immer dicht auf den Fersen verzweifelt Holmes jedoch nahezu an der Unlösbarkeit des verzwickten Falles.

Das "Sherlock Holmes"-Regieduo Carolin Bader und Christoph Valentin sowie die beiden Regieassistentinnen Cora Widmann und Alexandra Hirschberger (von links). Rudi Penk

Wer im Jahr 2001 das Naturtheater besucht hat, wird sich angesichts der Stückwahl denken: Das kennen wir doch! Und wer sich die Namen des Regieteams genauer anschaut, wird sich denken: Die kennen wir doch! Denn wenigstens ein Name wirft sicherlich Parallelen zur Inszenierung von vor über 20 Jahren auf.

Christoph Valentin führt diesen Herbst gemeinsam mit Carolin Bader Regie­­­ bei der Holmes-Parodie. 2001 gab ebenfalls ein Valentin den Takt vor, nämlich Tobias Valentin, der Onkel von Christoph Valentin. „Ein bisschen Druck habe ich angesichts dessen schon“, gibt der Neffe zu und lacht. Nervosität würden sowohl er als auch sein Onkel verspüren. Dafür sorgt jedoch nicht nur die Familienkonstellation.

Herbststück: Moderne Sprache und Instagram-Videos

Ein Wagnis geht das Regieduo auch mit der Bearbeitung des Drehbuchs ein. „Wir haben viel an dem Stück verändert und es in die heutige Zeit geholt“, berichtet Carolin Bader. Über die Morde informiert wird die Bevölkerung Londons etwa nicht durch den klassischen Zeitungs­jungen, sondern über Social Media. Immer wieder werden während des Stücks Videosequenzen im Instagram-Live-Stil eingespielt, die über die neusten Gräueltaten des Serienkillers berichten.

Einen modernen Anstrich haben zudem die Dialoge erhalten. Das, gibt Christian Valentin zu, sei nicht immer ganz einfach gewesen. Der geschwollene britische Akzent der Hauptcharaktere dringt zwar gelegentlich noch durch, was da so gewollt geschwollen geäußert wird, wurde hingegen dem 21. Jahrhundert angeglichen. „Gerade wie im Stück über Frauen geredet wurde, war einfach nicht mehr zeitgemäß“, findet Carolin Bader.

Der Serienmörder im Herbststück des Naturtheaters holt sich ein Opfer nach dem anderen. Rudi Penk

Wie sich das auswirkt? Nun, so viel sei vorweggenommen, statt „Prostituierte“ sprechen Sherlock Holmes und Dr. Watson, dessen Rolle in dieser Inszenierung weiblich ist, nun zeitgemäßer von „Sexarbeiterinnen“. Gegendert wird hier und da übrigens auch, was für manche Menschen, wie man hört, eine ganz eigene Gruselgeschichte darstellt.

Im Bühnenbild setzt sich die Tendenz zur Moderne fort. „Wir arbeiten wenig mit Großrequisiten“, erläutert Carolin Bader. „Das Ganze ist relativ schlicht und modern gehalten. Die Geschichte wird viel über das Licht und über Schiebeelemente erzählt“ – weg von der klassischen "Guckkastenbühne". Manche Elemente wird das geneigte Publikum möglicherweise noch vom vorjährigen Herbststück kennen: Die Bänke in „Sherlock Holmes“ hatten bereits bei „Bernarda Albas Haus“ einen prominenten Auftritt.

"Sherlock Holmes": Eitel, aber liebenswert

Was geblieben ist, und was sicherlich zum "Komödien"-Teil in "Mordskomödie" beiträgt, ist der Charakter des Sherlock Holmes. Wie der so drauf ist? "Eitel, hochnäsig, schwierig – ein Klugscheißer", fasst Christoph Valentin mit einem Augenzwinkern zusammen. "Und trotzdem irgendwie liebenswert", ergänzt Carolin Bader. Der Meisterdetektiv komme bei seinen Ermittlungen nämlich ganz unmeisterlich oft zu den falschen Rückschlüssen. Und wie Loriot schon sagte: Komisch ist alles, was scheitert.

"Sherlock Holmes" im Naturtheater bereits ausverkauft

Wer noch Karten für "Sherlock Holmes und die Whitechapel-Morde" sucht, sollte sich beeilen. Der Großteil der Aufführungen des Stücks, das am Freitag, 6. Oktober, ab 20 Uhr Premiere feiert, ist bereits ausverkauft. Es wird daher zwei Zusatzvorstellungen geben.

Ähnlich knapp sieht es beim Wintermärchen "Alfonsa di Monsa" aus. Auch hier sind noch einige wenige Restkarten verfügbar. Das Katzen-Musical hat am Samstag, 2. Dezember, ab 15 Uhr Premiere. Tickets für beide Stücke gibt es unter anderem im Pressehaus in Heidenheim sowie unter laendleevents.de.