Zwei große Konzerte geben die Musikerinnen und Musiker des Voith-Orchesters pro Jahr. Das diesjährige Sommerkonzert im vollbesetzten Saal der Heidenheimer Waldorfschule war dabei etwas Besonderes: Das Orchester verabschiedete die bisherige Dirigentin Patty Kontogianni, und sie zelebrierten drei Stücke, als seien sie extra für das Voith-Orchester zugeschnitten. Sie hatten also Großes vorbereitet.
Sanftmütig könnte man es nennen oder als jung und rund bezeichnen, das Cello-Solo zu Beginn des Cellokonzertes h-Moll, op. 104 des Tschechen Antonín Dvořák. Es ist sicher eines der bekanntesten Werke von Dvořák und gleichzeitig auch das bekannteste Cellowerk. Das Orchester betonte gekonnt die Stärken von Michael Bosch und ermöglichte so die Soli des Musikers. Besonders im ersten Satz – dem Allegro, bei dem das Cello und das Orchester in Dialogen miteinander arbeiten. Im zweiten Teil, dem Adagio, ma non troppo, verschmolzen die Stimmen teilweise miteinander und zeigten mit feinen Lautstärkenuancen, was musikalisch aus dem Werk herauszuholen ist. Die Flötenpassagen schmiegten sich zu seidenweichen Streicherphasen, während sich die Blechbläser instrumentalen Raum verschafften. Der zweite Satz entwickelte sich und endete schließlich ziemlich laut. Im Finale, dem Allegro moderato, erspielte sich das Cello kurz vor dem voluminösen Schluss noch einmal eine Dominanz, die betonend, aber keineswegs überbordend wirkte.
Nach dem Applaus des Publikums zur Pause hin ließ der Heidenheimer Cello-Solist mit den weißen Sneakern eine Zugabe folgen, die ins Tiefgründige entführte.
Nach der Pause Beethoven
Nach der Pause lag die Partitur von Ludwig van Beethovens Sinfonie Nr. 1 C-Dur op. 21 auf. Im ersten Satz ging es dabei mehr um Beethovens „Verwirrspiele“, was denn die Tonart des Stückes sein könnte, als um tiefe Emotionalität. Im zweiten Satz schaltete sich zu den Soli einzelner Instrumente das Orchester schrittweise hinzu. Die für den zweiten und lyrischen Satz ungewöhnlichen Pauken woben die Musiker des Voith-Orchesters sehr unauffällig, aber passend ein. Im vierten Satz arbeiteten sich die Musiker wieder in das Thema ein und spielten mit klarer und direkter Musik dem Abschluss zu.
Das letzte Stück stammt aus der Feder von Jacques Offenbach: das Intermezzo und Barcarole aus der Oper „Hoffmanns Erzählungen“. Beim Schreiben der Barcarole-Melodie hatte Offenbach noch venezianische Gondeln im Sinn, als Zuhörer man denkt an leichte Wogen. Südliche Assoziationen werden geweckt. Das macht es für Dirigenten besonders schwer, genau die Vorstellungen des Publikums zu treffen. Die größten Teile des Werkes gelangen der Dirigentin des Voith-Orchesters vortrefflich, auch wenn an manchen Stellen die „Wasserspritzer“ etwas hart waren. Zum Abschluss applaudierten die Zuschauerinnen und Zuschauer der scheidenden Dirigentin. Nachdem es ihren Mann von Berufs wegen nach Frankreich gezogen hat, wird sie ihm dorthin folgen.
Zum Abschied verwandelte sich das Voith-Orchester dann in einen Chor, denn sie verabschiedeten Patty Kontogianni, die seit 1. September 2005 das Dirigat des Orchesters innehatte, mit einem selbst komponierten Liedtext. Sie wünschten ihr alles Gute für die Zukunft und ließen erkennen, dass sie ihre Dirigentin schon jetzt vermissen. „Bis bald, Patty!“
Termin für Weihnachten
Der Termin für das Weihnachtskonzert des Voith-Orchesters steht bereits fest: Es wird am Sonntag, 15. Dezember, um 17 Uhr stattfinden – unter der Leitung von Elina Muntian.