Ehemalige SG-Schülerinnen

Wie der Frauenchor Cappella Cantorum in der Heidenheimer Michaelskirche für Wohlklang sorgte

In mehreren Generationen drückten sie die Schulbank in Heidenheim, jetzt sang der von Werner Neuber gegründete Frauenchor vielstimmig in der Michaelskirche. Und eine Harfe war auch dabei.

Es erfordert konzentriertes Zuhören, dann aber wird es zum Gewinn: ein Konzert des ehemaligen Kammerchors des Schiller-Gymnasiums, der Cappella Cantorum. Der Auftritt des Frauenchors lockte am mit Kulturveranstaltungen vollgepackten vergangenen Wochenende 250 Besucher in die Michaelskirche, was zum einen das Interesse am Ensemble wie auch am anspruchsvollen Programm bekundet. 

Und schließlich ist auch der Chor eine Besonderheit: Vor 60 Jahren am Schiller-Gymnasium vom 2012 verstorbenen Werner Neuber gegründet, versammelt er bis heute Sängerinnen mehrerer Schülerinnengenerationen, und es ist bemerkenswert, dass es den Chorleiterinnen Angelika Sailer-Stang und Gudula Kinzler gelingt, die weithin versprengten Frauen zu Probenwochenenden und hochwertigen Konzerten zusammenzubringen.

40 Frauenstimmen und eine Harfe in der Michaelskirche

Das Konzert am Sonntag stand unter dem Thema „Frauenchor trifft Harfe“ – auch das eine Besonderheit, mit Sabrina von Lüdinghausen eindrucksvoll am nicht oft zu hörenden Instrument. Gesungen wurden drei Blöcke: „A Ceremony of Carols“ von Benjamin Britten, „12 Lieder und Romanzen“ von Johannes Brahms, schließlich die „Choral Hymns from the Rig Veda“ von Gustav Holst.

Und nicht zu vergessen die beiden Solostücke an der Harfe: Sabrina von Lüdinghausen spielte zwischen den Chor-Blöcken den ersten Satz der Harfensonate von Paul Hindemith und das sehr eindrucksvolle Stück „Watching the Wheat“ von John Thomas, in dem die Harfe den musikalischen Raum ganz weit öffnet, virtuos ausschweifend. Als Solistin und als Chor-Begleiterin fügte sich von Lüdinghausen hervorragend ins musikalische Geschehen, klar und differenziert in der Spielweise – eine Partnerin mit einem auch in den Chorstücken hoch anspruchsvollen Part.

Raritäten mit einigem Schwierigkeitsgrad

Denn das Repertoire der Cappella Cantorum bietet Raritäten mit einigem Schwierigkeitsgrad. Eindrucksvoll schon der Auftakt mit dem mönchsgleichen Einzug der 40 singenden Frauen hinter den Altar der Kirche: Einem gregorianischen Choral schließt sich in Benjamin Brittens „Ceremony of Carols“ ein abwechslungsreicher Reigen von neun Stücken an, die auf mittelalterlichen Texten basieren und die Geburt Jesu feiern. Ursprünglich für Knabenchor geschrieben, erhalten die Stücke in der Frauenchor-Interpretation eine ganz eigene Färbung und Dynamik – vom flirrenden „In Freezing Winter Night“ bis zum jubelnden „Deo Gracias“. Wunderbar eingebettet ins klangliche Geschehen die Solo- und Duo-Passagen der Cappella-Sängerinnen.

Die klanglichen Möglichkeiten der Kombination von Frauenchor und Harfe loten Gustav Holsts „Hymns from the Rig Veda“ auf noch ganz andere Art aus. Holst, dessen Werk an der Grenze von der Spätromantik zur Moderne steht, hat sich von indischen Texten inspirieren lassen und geradezu mystische Klänge dazu geschaffen. Seine Hymnen gelangen den Sängerinnen sowohl in ihrer dynamischen Spannweite als auch in ihrer rhythmischen Komplexität.

Dazwischen das nur vermeintlich Schlichte: 12 kurze A-cappella-Sätze von Johannes Brahms, feine Miniaturen und Strophenlieder über romantischen Texten, in denen es im Wesentlichen um Liebesleid und Wetterphänomene geht und der Chor wendig vom stürmischen Brausen zur trauernden Nonne wechselt. Am Ende Begeisterung allenthalben und eine Zugabe von Zoltán Kodály, auch hier mit volltönender Harfenbegleitung.

Zum Schluss ein Wort zum Veranstaltungsort: Für ein Konzert „Frauenchor mit Harfe“ ist die Michaelskirche atmosphärisch und akustisch höchst geeignet. Allerdings: Für den älteren Teil der Zuhörerschaft ist sie mit zahlreichen Treppenstufen nur sehr beschwerlich zu erreichen. Und einige Musikfreunde sind womöglich deshalb gar nicht erst gekommen. Ein kleines äußerliches Manko an einer gelungenen Veranstaltung.

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