Vom 12. bis zum 19. April ist das Pop-up-Labor Baden-Württemberg in Neresheim und Heidenheim mit Workshops und Veranstaltungen zu Gast. Es gibt zahlreiche Veranstaltungen rund um die Digitalisierung, auch Künstliche Intelligenz (KI) ist ein großes Thema. Alle Fragen rund um das Pop-up-Labor beantwortet Projektleiter Norbert Fröschle.
Herr Fröschle, was ist ein Pop-up-Labor?
Man kennt ja mittlerweile Pop-up-Stores, die für eine begrenzte Zeit öffnen. Das Pop-up-Labor ist eine Wirtschaftsveranstaltung mit einigen Besonderheiten: Wir kommen auf Zeit in eine Region in Baden-Württemberg, die sich zuvor beworben hat. Aktuell haben Neresheim und Heidenheim den Zuschlag bekommen, es ist die 14. Veranstaltung dieser Art. Darüber hinaus geht es um Digitalisierung. Das ist ein riesiges Zukunftsthema, das wir niedrigschwellig, zum Anfassen und Ausprobieren, in seinen verschiedenen Facetten weiterentwickeln müssen, sodass Baden-Württemberg zukunftsfähig bleibt.
Wer ist die Zielgruppe für die insgesamt 19 Veranstaltungen in Heidenheim und Neresheim?
Im Kern sind es kleine und mittelständische Unternehmen, die wir ansprechen möchten. Aber es kann auch jeder privat teilnehmen, der Interesse an einem Thema hat. Die Veranstaltungen sind komplett branchenübergreifend konzipiert. Man kann sich im wahrsten Sinne des Wortes die Rosinen rauspicken, alle Workshops sind als Einzelveranstaltungen buchbar und kostenfrei.
Wer finanziert und veranstaltet das Programm?
Es handelt sich um ein Modellprojekt der Landesregierung, für das in der aktuellen Phase 450.000 Euro für fünf Labore zur Verfügung stehen. Das Fraunhofer-Institut ist der Projektträger, Veranstalter sind jeweils die regionalen Partner, in diesem Fall die Stadt Heidenheim, die Stadt Neresheim, der Ostalbkreis und das Digitalisierungszentrum Ostwürttemberg (DigiZ).
Wie kommt das Programm zustande?
Es gibt kein festes Programm oder feste Referenten, sondern wir erarbeiten jedes Mal mit den Partnern zusammen passende Veranstaltungen. Jede Region hat ihre Besonderheiten, in Heidenheim und Neresheim dreht sich viel um die Zulieferindustrie im Automobilbereich und um den Werkzeug- und Maschinenbau. Partizipation ist für uns ein ganz wichtiger Punkt: Es gibt Vorschläge und Wünsche der Partner, wir spielen als Fraunhofer-Institut die Rolle eines Kurators. Würden wir nur mit einem fertigen Programm herumreisen, würden wir nicht die individuellen Probleme der Region treffen und die richtigen Weiterbildungsangebote finden. Wir planen in einem Zeitraum von 13 bis 14 Wochen vorher, also eher kurzfristig, weshalb die Themen immer sehr aktuell sind. Und es gibt eine Begleitforschung, welche Themen gut funktioniert haben.
Warum brauchen gerade Mittelständler diese Unterstützung?
Große Weiterbildungsmaßnahmen sind bei Global Playern möglich, die die Ressourcen dafür haben, bei Mittelständlern eher nicht. Deshalb nutzt die Landesregierung das Pop-up-Labor als modernes Instrument der Wirtschaftspolitik, um dem Mittelstand Fortbildung in Sachen Digitalisierung zu ermöglichen. Jeder kann sich holen, was er will oder braucht, und zwar vor Ort, dort, wo die Firmen sich befinden. Es ist kein verschultes Prinzip, sondern es steckt eher die Idee der Aufklärung dahinter – und natürlich die Idee des Selbermachens.
Welchen Input kann man sich hier holen, den es anderswo nicht gibt?
Wir hoffen, dass wir keine überflüssigen Dinge anbieten, sondern maßgeschneiderte Inhalte und Formate. Unsere Workshops leben aber auch vom Engagement und dem, wie sehr sich die Teilnehmer einbringen. Wir sind mit den Laboren viel unterwegs und kennen auf Bundes- und Länderebene nichts Vergleichbares.
Haben Sie schon viele Anmeldungen und kann man noch teilnehmen?
Bislang haben wir rund 250 Anmeldungen, wir hoffen auf 500. Man kann sich jeweils bis einen Tag vor der Veranstaltung anmelden, das Programm findet man auf popuplabor-bw.de. Manche Veranstaltungen sind fast ausgebucht, bei anderen würden wir uns noch mehr Teilnehmerinnen und Teilnehmer wünschen. Besonders ans Herz legen würde ich Interessierten den Workshop „Patente und Co, innovative Produkte schützen“ mit Helmut Jahnke, Leiter des Patent- und Markenzentrums Baden-Württemberg. Spannend wird auch der Workshop „Mehr Online-Sichtbarkeit für Handel und Gastronomie“.
Warum liegt der Fokus bei den Workshops in Heidenheim auf KI-Themen?
Dieser Wunsch kam von den Veranstaltern selbst, die wollten dieses Thema haben. Es gibt hier eine sehr schnelle Entwicklung, noch vor ein paar Monaten hätten die Themen ganz anders ausgesehen. Es geht in Heidenheim in mehreren Workshops darum, wie KI die Erstellung von Texten und Bildern, aber auch Geschäftsprozesse unterstützen kann.
Zur Person
Norbert Fröschle ist beim Fraunhofer-Institut Stuttgart seit dem ersten Pop-up-Labor im Jahr 2018 Projektleiter für die Modellprojektreihe. Der Internet-Forscher ist 54 Jahre alt und hat Volkswirtschaftslehre und Politikwissenschaft studiert. In seinem aktuellen Job liegt sein Hauptaugenmerk darauf, dem Mittelstand die Chancen der Digitalisierung nahezubringen. Dafür fährt er mit dem Deutschlandticket durch Baden-Württemberg und lernt die verschiedenen Regionen des Ländles kennen.