Wie die neue Pflegedirektorin Elke Hoyer nach Heidenheim kam
Man soll die Pflege nicht schlechtreden: Das ist das Credo von Elke Hoyer. Die 57-Jährige ist seit Jahresbeginn als Pflegedirektorin im Heidenheimer Klinikum tätig und findet das Image ihres Berufes viel zu negativ: „Es ist eine sinnvolle Tätigkeit und man bekommt von den Patienten auch viel zurück“, so Hoyer. Aber auch der Verdienst, die Entwicklungsmöglichkeiten und die Anzahl der Urlaubstage tragen ihrer Meinung nach zur Attraktivität der Pflege bei. „Viele sind überrascht, wie viel man als Pflegekraft verdient“, sagt sie.
Elke Hoyer ist im Klinikum für rund 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verantwortlich. Ihre Aufgabe ist die Steuerung des gesamten Pflegedienstes, wobei es ihr wichtig ist, dass sie im Team mit ihren vier Pflegedienstleitungen arbeitet. „Wir treffen uns zweimal wöchentlich zum Jour Fixe und schauen, was es zu tun gibt und wo Unterstützung benötigt wird.“ Obwohl sie selbst eigentlich nicht mehr selbst pflegerisch tätig ist, hat die gelernte Krankenschwester zu Beginn ihrer Tätigkeit in Heidenheim in jedem großen Fachgebiet einen Tag lang mitgearbeitet, um die pflegerische Praxis im Klinikum kennenzulernen.
Guter Ruf der Heidenheimer Klinik
Abgeworben wurde die erfahrene pflegerische Führungskraft vom Stauferklinikum in Mutlangen. „Heidenheim hat einen guten Ruf und eine sichere Zukunft“, sagt sie über ihren neuen Arbeitsplatz. Außerdem wohnt Elke Hoyer schon seit zehn Jahren mit ihrem Partner in Herbrechtingen, so dass der berufliche Wechsel für sie auch einen kürzeren Weg zur Arbeit mit sich brachte. „Jetzt kann ich sogar jeden zweiten Tag mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren“, freut sie sich.
Geboren wurde Elke Hoyer in Böhmenkirch, die Ausbildung zur Krankenschwester hat sie im Ostalbklinikum in Aalen absolviert. Zunächst hat sie sich fachlich weitergebildet: Ihre Weiterbildung zur Fachkrankenschwester für Anästhesie und Intensivmedizin hat sie von 1988 bis 1990 im Universitätsklinikum in Ulm gemacht. „Eine Führungsposition kam damals für mich gar nicht in Frage“, blickt sie zurück. Das Heidenheimer Klinikum hat Elke Hoyer in den Jahren 1993 bis 2003 kennengelernt, damals war sie in der Anästhesie tätig. Danach ging es nochmal zurück an die Ulmer Uni-Klinik, wo sie 2007 ihre erste Führungsposition als Bereichsleiterin Anästhesie übernahm. „Mein Vorgesetzter ist plötzlich verstorben und es hat mir leidgetan, dass sein Lebenswerk nicht fortgesetzt wurde“, erinnert sie sich. Deshalb habe sie sich dazu entschlossen, seine Nachfolge anzutreten.
Nebenberuflich studiert
Die Führungsverantwortung sei stetig gewachsen, zuletzt sei sie in Ulm für 20 OP-Säle und 200 Mitarbeiter an verschiedenen Standorten verantwortlich gewesen. Weitere Stationen führten sie über das Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart zum Stauferklinikum in Mutlangen und schließlich nach Heidenheim. Hierher ist sie gekommen, um zu bleiben: „Das soll meine letzte berufliche Station sein“, sagt die Pflegedirektorin. Nebenberuflich hat sie sich mit einem Bachelor-Studium in Gesundheits- und Sozialmanagement und dem anschließenden Master in Healthcare-Management weitergebildet.
Mit der Erfahrung aus verschiedenen, auch großen Kliniken in der Umgebung, urteilt Elke Hoyer sehr positiv über das Heidenheimer Krankenhaus: „Ich bin auf gute Verhältnisse gestoßen“, sagt sie. Es gebe eine sehr stabile Mannschaft mit relativ wenigen Leihkräften und einem vergleichsweise geringen Anteil von Pflegenden aus dem Ausland. Auch sei man in vielen Bereichen schon sehr weit, beispielsweise in der digitalen Pflegedokumentation.
Es gibt viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in den kommenden fünf bis zehn Jahren in den Ruhestand gehen und die sehr lange im Haus waren.
Elke Hoyer, Pflegedirektorin
Aber natürlich steht die Pflege auch in Heidenheim in den kommenden Jahren vor großen Herausforderungen: „Es gibt viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in den kommenden fünf bis zehn Jahren in den Ruhestand gehen und die sehr lange im Haus waren“, so Elke Hoyer. Diese hätten eine große Expertise und würden viel Know-how mitnehmen. Die Zahl der Auszubildenden in der eigenen Krankenpflegeschule sei rückläufig, wobei in diesem Jahr 25 Krankenpflegeschülerinnen und –schüler anfangen, was eine sehr gute Zahl sei. Dem zunehmenden Mangel an Pflegekräften könne auch durch die eigene Ausbildung begegnet werden: „Von den 18 Absolventen, die wir dieses Jahr haben werden, bleiben 17 am Heidenheimer Klinikum“, berichtet Elke Hoyer.
Ein weiteres Thema sei die Qualifizierung von ausländischen Arbeitskräften. Während man in den vergangenen Jahren in zwei großen Projekten philippinische und indische Pflegekräfte ans Heidenheimer Klinikum geholt habe, würden nun eher Einzelbewerber aus dem Ausland berücksichtigt werden. Diese kommen beispielsweise aus Algerien, dem Iran, Tunesien, Marokko oder Kamerun. „Wer sich selbst bei uns bewirbt, hat einen hohen Eigenantrieb und große Motivation, schnell Deutsch zu lernen“, berichtet die Pflegedirektorin. Trotzdem gehören von Seiten des Arbeitgebers und der Kollegen große Bemühungen dazu, damit die Integration gelingt. „Das können wir natürlich nicht unbegrenzt leisten“, so Elke Hoyer.
Standort für Pflegeschule ist noch offen
Was die Krankenpflegeausbildung betrifft, hofft Elke Hoyer darauf, dass die Krankenpflegeschule auf dem Klinikgelände bleiben kann. Das bisherige Gebäude wurde an die Essinger Wohnbau verkauft, die die alten Wohngebäude im Umfeld des Klinikums abreißen und dort neu bauen will. Bislang ist die Krankenpflegeschule noch über dem alten Schwimmbad untergebracht. Laut einem Beschluss des Kreistags sollen aufgrund der neuen generalistischen Pflegeausbildung die Pflegeschulen der Maria-von-Linden-Schule und des Klinikums zusammengelegt werden. Ein Standort steht aber noch nicht fest.