Gospelkonzert

Wie die Sängerin Siyou Lebensfreude verbreitete

Die Gospelkonzerte des Vereins Jazz Heidenheim zum Jahreswechsel haben eine lange Tradition, in die sich Siyou Isabelle Ngnoubamdjum mit ihrer ausdrucksstarken Stimme überzeugend und nahtlos einreihte.

Nach 90 Minuten Konzert ohne Pause ging Siyous Wunsch doch noch in Erfüllung. Die gut 150 Besucher in der Christuskirche schnippten nicht länger nur mit den Fingern im Takt oder bewegten den Oberkörper im „Sitz-Groove“, nach 90 Minuten Gospel, Soul, Blues, Reggae und auch Pop hatte das Heidenheimer Publikum sein „Herz aufgemacht“ und feierte sich, die Musikerin und die Band im Stehen – mit pfeifen und klatschen, mit singen und tanzen: „ What A Wonderful World.“

Das Gospelkonzert zur Weihnachtszeit hat beim Verein Jazz Heidenheim eine lange Tradition. Beim ersten Konzert im Jahr 1993 dominierte Barbara Dennerlein mit der Hammond-Orgel, dieses Jahr dominierte Siyou Isabelle Ngnoubamdjum mit ihrer Stimme. Siyou sang männertief und mädchenhoch und alles an Tonhöhen, die dazwischen liegen. Das klang markant geschliffen, kratzbürstig rau oder zart  und hoffnungsvoll wie bei „Swing Low Sweet Chariot“.

Musik muss berühren

„Musik muss mich berühren“ erzählte Siyou ihrem Publikum, das sie wiederum mit ihren Songs berühren wollte. Und Siyou brachte den Geist des Gospel, den Geist Gemeinschaft, in die Christuskirche. Ihr zu Seite standen dabei die „Friends“ Joe Fessele am Keyborard und Christoph Scherer (Percussion). Beide wussten Siyous wuchtiger Stimme einen festen Anker zu und auch tragende Flügel zu geben. Fessele  und Scherer brachten in diesen seelenvollen Abend viel swingende Leichtigkeit ein.

Pfarrer Frank Bendler hatte seine Christuskirche vorab noch kräftig eingeheizt, für das Glühen der Gefühle danach im Konzert waren „Siyou und Friends“ zuständig - und das Publikum. Spätestens nach dem dritten Stück hatten auch die zurückhaltensten Albewohner an Siyous Lunten Feuer gefangen und folgten ihrem Ruf: „Just get on board.“ Als Tochter eines afrikanischen Pfarrers und einer deutschen Entwicklungshelferin verstand sich die wohnhafte Ulmerin auf die richtige Ansprache des Publikums. Vielleicht etwas zu emphatisch geriet ihr Nina Simones „I Wish I Knew How It Would Feel to Be Free“, ganz bei sich war sie mit dem wunderschönen Titelsong ihre CD „Signs of Love“. Dass Siyou schon als Kind bewusst laut gesungen hat, könnte, so ihr Erklärung, mit ihrem Vater zu tun haben. Der habe geradezu aufgefordert laut zu singen. Denn wenn man leise singe, könnte es Gott vielleicht nicht hören. „Nobody Knows“, „When The Saints“. „Lean on Me“: Siyou & Friends reihten Höhepunkt an Höhepunkt. Und als Siyou abschließend vom Altar her singend durch die Kirchenbänke schritt, war es für diesen Moment wirklich eine wundervolle Welt.