Wie Diego Carabajal die Zuhörer im Heidenheimer Zollamt zum Singen brachte
Das Bistro im Zollamt ist in vieler Hinsicht etwas Besonderes. Es ist eine Raucherkneipe, aber sobald man die außergewöhnliche Atmosphäre in dem stimmigen Ambiente erlebt, ist dies auch für Menschen, die nicht zum Glimmstängel greifen, schlagartig vergessen. Die vielen Konzerte, von Matthias Raschke organisiert, sorgen nicht nur für herausragende Musikerlebnisse, sondern auch für eine Stimmung und ein Publikum, die sich sehen lassen können. 70 bis 80 Zuhörerinnen und Zuhörer sowie Menschen jeden Alters, die die kleine Tanzfläche stürmen, sind im Zollamt keine Seltenheit. So auch an diesem Abend.
In Argentinien geboren
Diego Carabajal, in Argentinien geboren und seit vielen Jahren in Heidenheim lebend, war auf der Bühne des Zollamts kein Unbekannter und es gelang dem musikalischen Tausendsassa – er beherrscht Genres von Metal über Oper bis zu Latin Rock – spielend, die Tanzfläche zu füllen und das Publikum zu begeistertem Mitsingen zu animieren. Carabajal erzählte mit seiner Musik Geschichten, und obwohl vermutlich nicht viele argentinisches Spanisch beherrschten, strahlten alle, der Musiker, das Bistro-Team, das Publikum, und tanzten und träumten.
Carabajal bedankte sich für den stürmischen Applaus und heizte ein: „Hola, Amigos!“ Oder „Ein Lied für die Chicas!“ Es ging um Pampa Cowboys und um Sehnsucht, mal traurig, mal zu Herzen gehend romantisch – wie sagte ein Zuhörer: „Corazón hat irgendwas mit Amore zu tun!“, und das stimmte genau: Es ging ums Herz, um die Liebe und das Leben. Carabajal beeindruckte sowohl im Gesang als auch an der Gitarre mit großem musikalischem Können. Er durfte erst nach mehreren Zugaben von der Bühne gehen und das Publikum dankte ihm lautstark.
Songwriter aus Bayern
Ein schneller Umbau auf der Bühne, die eigene Gitarre kurz gestimmt, dann ging es weiter: Ein Songwriter und Lyriker aus Bayern, Huey Colbinger, zog das Publikum auf andere Weise in seinen Bann. Er zeigte bei jedem seiner selbst geschriebenen Lieder, von „Ort des Geschehens“ über „Tanz mit dem Teufel“ bis „Tu es endlich“, wer er ist, wie er denkt und fühlt und was er sich für uns und die Welt wünscht: mehr Nachdenken, mehr Zuhören und an Orte zu gehen, wo sich Menschen begegnen. Er erzählte von seinen Beobachtungen, Erlebnissen und Leidenschaften, neben der Musik und der Lyrik auch James Bond, dem er in „Never Say Never“ herausragend Tribut zollte.
Colbinger zeigte sich sowohl im Gesang, mal rau, mal schnell, mal dreckig bis zu zärtlich und leise aufhorchen lassend, als auch durch sein umwerfendes Spiel auf der Gitarre als ein Meister und Songwriter, den man sich merken sollte. Er sang über „Die höchste Instanz“, das menschliche Gewissen, von Hoffnung und vom Freisein, und auch ein Abstecher zu der „Band mit den Türen“ (The Doors) gelang herausragend. Er nahm intensiven Kontakt zum Publikum auf und auch er dufte erst nach Zugaben die Bühne verlassen. Wieder ein mitreißender Konzertabend im Zollamt, und strahlend sagte Veranstalter Raschke: „Ich bin glücklich!“ Das war das Publikum ganz offensichtlich auch.
Beim nächsten Konzert im Zollamt am 18. November tritt „The Retrospective Collective: The Delayed & The Gates of Madness“ auf.