80 Bilder aus Sand

Irina Titova versetzt Zuschauer im Konzerthaus Heidenheim in eine Märchenwelt

Im Konzerthaus versetzte Irina Titova mit fantastischen Bildern aus Sand knapp 600 Zuschauerinnen und Zuschauer in eine zauberhafte Märchenwelt.

Angekündigt war Irina Titova, 1990 in Moskau geboren, als „Queen of Sand“. Wer sich darunter nichts so richtig vorstellen konnte, wurde im Konzerthaus mit einer Show überrascht, die man nicht jeden Tag erlebt.

Beim Betreten des gut besuchten Saals sah man zunächst einige liebevoll auf alt gemachte Dekostücke – ein Grammophon, einen gemütlichen Ohrensessel, eine alte Uhr – sowie eine hell erleuchtete Leinwand, auf der, so schien es, ein Plakat zu sehen war. Doch plötzlich kam jemand und wischte alles weg: Das „Plakat“ war auf einem nebenstehenden Projektor aus Sand gemalt – und damit war es, wie der ganze Abend, ebenso vergänglich wie zutiefst beeindruckend.

Nun war die Leinwand leer und die junge Künstlerin betrat lächelnd die Bühne. Irina Titova setzte sich noch kurz in den Ohrensessel und las in einem großen Märchenbuch, während im Hintergrund die Erzählung begann.

Auf den Spuren von Jules Verne

Die Stimme des Sprechers war sofort vertraut: Der Schauspieler und Regisseur Reinhard Kuhnert stellt seine Stimme für Hörbücher und auch als Synchronsprecher für Schauspieler wie Peter Coyote und Martin Sheen zur Verfügung. Schnell tauchten die Zuhörer in die Geschichte ein – eine witzige Zusammenstellung von Erzählung und anspielungsreichen Musiktiteln – und folgten dem berühmten Roman Jules Vernes’ „In 80 Tagen um die Welt“.

Der französische Diener Passepartout berichtet neben eigenen amourösen Abenteuern von der Geschichte seines englischen Herrn Phileas Fogg, der sich im Londoner Reformclub auf die Wette einlässt, die Erde in 80 Tagen einmal zu umrunden.

Mittlerweile war Titova an den erleuchteten Projektor getreten. Während der Erzählung ließ sie nun mit ihren Fingern, beidhändig, mit Handkanten, Fingerspitzen, mit kleinsten Rieselstrichen und großen Armbewegungen aus Sand die Geschichte auf eine Weise lebendig werden, dass einem oftmals der Atem stockte. Ununterbrochen schuf sie kleine und große Szenen, veränderte, versetzte in großflächige Schatten oder ließ kleine Nuancen in Gesichtern entstehen, dass die knapp 600 Zuschauerinnen und Zuschauer gebannt auf die helle Leinwand blickten. Manchmal tat es einem fast leid, wenn ihre Hände die Bilder wegwischten, Neues erschufen, und man wartete gespannt, ab welchem Handstrich, ab welchem Sandkorn man plötzlich wusste, was die Illustratorin im nächsten Augenblick darstellen würde.

Der Diener Passepartout erzählte von der abenteuerlichen Reise seines Herrn und den zahlreichen Widrigkeiten auf der Reise, von Verspätungen, Überfällen, der Rettung der indischen Prinzessin Aouda, die am Ende das Herz des reservierten Gentlemans erobern sollte (hier wurde der Song „My Heart Will Go On“ aus dem Film „Titanic“ gespielt und gezeichnet), der irrtümlichen Verhaftung Foggs durch den Detektiv Mr. Fix, wodurch die Wette verloren schien – um dann doch zu einem guten Ende zu finden: Durch die Reise nach Osten wurde ein ganzer Tag gewonnen und so siegte am 21. Dezember 1895 der britische Gentleman. Am nächsten Tag heirateten Fogg und Aouda und Passepartout suchte sein Glück in Deutschland – dargestellt durch eine lächelnde Frau im Dirndl.

Der Abend verging wie im Flug. Das Publikum war gefangen in dem Zauber der Geschichte, der Musik – von französischer Akkordeonmusik über Paolo Conte, indische und asiatische Klänge, Frank Sinatra und Celine Dion – und natürlich in den immer neuen Szenen, die den ganzen Abend wie von Zauberhand entstanden. Ein magischer Abend, fürwahr.

Weiterhin gute Unterhaltung

Die nächsten Veranstaltungen im Konzerthaus versprechen ebenfalls große Unterhaltung für Junge und Junggebliebene. Am 14. April gibt es „Conni – das Zirkusmusical“, der Theaterring hat am 18. April das Berliner Kriminal-Theater zu Gast mit „Das Paket“ und am 19. April ist „Abba Gold – The Concert Show“ zu erleben.

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