Mit einem Beschluss

So will der Kreistag dem Ärztemangel im Landkreis Heidenheim entgegenwirken

Der Landkreis Heidenheim ist in Sachen niedergelassene Ärzte unterversorgt und die Lage spitzt sich weiter zu. Welche Ideen aus dem Kreistag kamen, um die Situation zu verbessern.

Mit der Problematik fehlender Hausärzte im Landkreis Heidenheim hat sich der Kreistag in seiner jüngsten Sitzung auseinandergesetzt. Und dass diese Problematik sehr akut ist, machte Christoph Bauer, Leiter des Gesundheitsamts, einmal mehr deutlich: „Wenn ein Arzt auf 1632 Einwohner kommt, liegt die Versorgung bei 100 Prozent. In diesem Jahr liegt der Landkreis noch bei 80,8 Prozent.“ Bislang sei es noch möglich gewesen, dass Patienten bei anderen Hausärzten unterkommen, wenn eine Praxis schließt, doch gebe es diese Kompensationsmöglichkeit nun nicht mehr. Bis ins Jahr 2028, so Bauers Prognose, liege der Versorgungsgrad nur noch bei 41,5 Prozent. In den kommenden Jahren nämlich stünden etliche Praxisschließungen bevor, 39 Prozent der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte seien 60 Jahre oder älter.

Doch was kann die Politik vor Ort unternehmen, um diesem Ärztemangel, der in den kommenden Jahren noch zunehmen wird, gegenzusteuern? Das und andere Fragen sollen unter anderem bei einer Gesundheitskonferenz mit vielen Beteiligten geklärt werden, die Bauer zufolge für dieses Jahr geplant ist.

Deutsche Ärzte sind im Ausland gefragt

„Das ist eine Bund-Land-Kommunen-Frage“, sagte der Grünen-Landtagsabgeordnete und Kreisrat Martin Grath. Das Land unternehme einiges, um das Problem anzugehen, doch ob die Maßnahmen wirken, wisse man noch nicht. So nannte er etwa die 2021 eingeführte Landarztquote, nach der Medizin-Studienplätze an Bewerber vergeben werden, die sich verpflichten, nach dem Studium zehn Jahre lang in einem unterversorgten Gebiet als Hausärztin oder Hausarzt tätig zu sein. „Das Problem ist, dass wir erst in zehn Jahren wissen, ob das funktioniert“, so Grath.

Als einen der Gründe, warum es so schlecht steht um die medizinische Versorgung, nannte Grath auch die Tatsache, dass deutsche Ärzte im Ausland sehr gefragt seien. Deshalb müsse man versuchen, die Attraktivität des Landkreises zu steigern, etwa durch mehr Wohnraum. Außerdem stelle sich die Frage, ob Praxen, die übernommen werden sollen, für junge Ärztinnen und Ärzte attraktiv genug sind. „Das Land wird helfen, wo es geht, aber vieles muss auch vor Ort in den Kommunen geregelt werden.“ Grundsätzlich jedoch sei die Situation auch dadurch erschwert, dass ein Großteil der jungen Ärzte weiblich sei und diese „eine neue Lebens- und Familienplanung anstreben“.

Die Demografie sei kein neues Phänomen, „es war bekannt, was da kommt, da hilft kein Lamentieren“, so der SPD-Landtagsabgeordnete und Kreisrat Andreas Stoch: „Das Modell des Landarztes als Einzelkämpfer in einem Ort ist heute kein attraktives Modell mehr.“ Heutzutage würden mehr Ärzte denn je ausgebildet, aber es wollten nicht alle in Vollzeit arbeiten. Stoch hält die geplante Gesundheitskonferenz für sehr wichtig, „um zu sehen, wie Kooperationen geschaffen werden können.“ Es müsse überlegt werden, welche Modell funktionieren könnten, dabei müssten auch die Fachärzte und das Klinikum mit bedacht werden: „Eine gute ärztliche Versorgung gehört zur Daseinsvorsorge“, so der SPD-Kreisrat.

Viele Ärzte wollen in Teilzeit arbeiten

„Das Grundproblem ist, dass es zu wenige Studenten gibt und viele in Teilzeit arbeiten wollen“, erklärte Kreisrat Dr. Jörg Sandfort (CDU). Der Zugang junger Ärztinnen und Ärzte erfolge über das Klinikum, wenn sie hier ihr praktisches Jahr absolvierten. „Leider haben sich die Zahlen halbiert, weil Heidenheim nicht mehr so attraktiv ist, auch was die Honorierung und die Lage auf dem Wohnungsmarkt betrifft.“ Ein Problem sei auch, dass die Kliniken einen höheren Personalbedarf haben und versuchten, die Mediziner zu behalten: „Das Klinikum hat einfach kein so großes Interesse daran, künftige Hausärzte auszubilden“, so Sandfort. Auch er ist der Ansicht, dass nur helfen könnte, die Attraktivität einer Tätigkeit als niedergelassener Arzt für junge Ärztinnen und Ärzte zu erhöhen.

„Das größte Problem ist und bleibt die Unterversorgung und hierbei ist auch die Politik gefragt“, sagte der Vorsitzende der CDU-Fraktion, Bernhard Ilg. Die einzige Ebene, auf der bislang etwas geleistet worden sei, sei die der Kommunen. Dem pflichtete auch Giengens Oberbürgermeister und Freie-Wähler-Kreisrat Dieter Henle bei: „Wir müssen in die Orte reinhören und herausfinden, wo die strukturellen Probleme liegen.“ Außerdem warf er der Kassenärztlichen Vereinigung vor, bisher nicht genügend gegen den Ärztemangel zu unternehmen.

Suche nach Lösungen

Mit unterschiedlichen Ansätzen wird vonseiten des Landratsamts versucht, den Ärztemangel zu bekämpfen. So ist beispielsweise eine Fortbildungsreihe zum Management in Arztpraxen angedacht. Dabei soll vermittelt werden, wie sich Praxen effizienter leiten lassen, sodass mehr Patienten behandelt werden können. Zudem soll ein Fachtag Ambulante Versorgung stattfinden, der auch für die Bevölkerung gedacht ist. In diesem Jahr soll zudem der Atlas Ambulante Versorgung für den Landkreis Heidenheim fortgeschrieben werden.

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