Poetry Slam

Wie beim Poetry Slam im Lokschuppen Heidenheim wieder mit Worten jongliert wurde

Im Heidenheimer Lokschuppen wurde das Publikum beim jüngsten Poetry Slam erneut mit irrwitzigen Gedankensprüngen und herausragenden Darbietungen unterhalten.

Wie beim Poetry Slam im Lokschuppen Heidenheim wieder mit Worten jongliert wurde

Der Lokschuppen war fast ausverkauft und 280 gut gelaunte Gäste jubelten, als der Moderator Johannes Elster die Bühne betrat. Gewohnt souverän und witzig nahm er wieder kleine Vorlagen aus dem Publikum auf, erzählte Anekdoten aus seinem Urlaub in einem Baumzelt („Alle rutschen in die Mitte der Polyester-Hängematte“) und begrüßte die hochkarätigen Slammerinnen und Slammer.

Daniel Wagner aus Heidelberg, mehrfacher Landes- und Vizemeister im Poetry Slam, hatte schon einmal im Lokschuppen sein Können gezeigt und präsentierte erneut Heiter-Bösartiges aus seinem Privatleben – herrlich vermischt mit politischen Spitzen. Es ging um Schwangerschaft, „eine seltsame Infektionskrankheit aus aktuellem persönlichem Anlass“, auch „Kugelgrippe“ genannt, woran man die erkennen könne (ständiges Erbrechen oder der „Weg für kleine Models“) und deren Folgen. Auch die schmerzhafte Geburt wurde eindrücklich zum Ausdruck gebracht („die Frau leidet bei der Geburt fast so sehr wie ein Mann mit Erkältung, sie jammert aber nicht so“), um schließlich allen Müttern für ihre große Leistung bei der Geburt und Erziehung zu danken. Das Publikum jubelte.

Unerfüllte Träume bis Versagerleben

Natalie Friedrich aus Malsch, U20-Südwest-Meisterin, gab eine überzeugende Vorstellung von Träumen, die nicht in Erfüllung gehen, sondern einem regelrecht im Weg stehen, sodass man stattdessen als unterforderter Guide im Disneyland Kindern etwas vorlügt von Prinzessinnen und anderem Unerreichbarem. Klug, sehr amüsant und mit viel Applaus belohnt.

Florian Wintels aus Paderborn, amtierender deutschsprachiger Poetry-Slam-Meister (in wenigen Tagen wird vom 27. bis 30. Oktober in Bochum neu abgestimmt), war ebenfalls außer Konkurrenz schon in Heidenheim zu Gast, im Sommer im Naturtheater, und wurde mit jubelndem Applaus begrüßt. Der Tausendsassa erzählte aus seinem Leben: „Der Versager“. Es ging um Schule und Mathe, um sein schlechtes Abitur und dass er doch so kluge Gedanken habe. Das Ganze wurde herrlich vorgetragen, viele Lachmuskeln wurden in Anspruch genommen und das Publikum pfiff vor Begeisterung.

Lokale Mitstreiterin aus Gerstetten

Laura-Madeleine Waldenmaier aus Gerstetten betrat zum ersten Mal die Poetry-Slam-Bühne, und das sehr gekonnt und eindrücklich. Sie erzählte in „Ich habe einen Traum“ von ihrer Zukunftsvision, von Frieden und Gleichheit, Gerechtigkeit und dem respektvollen Umgang mit Kindern – eine sehr kluge und poetisch-persönliche Vision. Sehr bewegend und das Publikum hörte sichtlich ergriffen zu. Auch hier gab es großen Beifall.

Der älteste Teilnehmer, Thomas Schmidt aus Schwabach und mehrfacher Franken-Slam-Sieger, war bereits im Café Swing mal zu Gast. Er sprach dann auch von dem, womit er sich bestens auskannte: „Geriatrie“, und dass er sich inzwischen, obwohl er nur einen Balkon habe, sogar einen Rasenmäher gekauft habe – um die Nachbarn zu ärgern. Der Vortrag war herrlich selbstironisch, und das Publikum jubelte. Alle Teilnehmer bekamen noch mal großen Applaus, ins Finale wurden die drei Herren gewählt.

Martin Szegedi außer Konkurrenz

Urgestein Martin Szegedi dankte in einem tollen Beitrag außer Konkurrenz Johannes Elster, was mit großem Beifall bekräftigt wurde.

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Schmidt schilderte in „Dummheit“ köstliche Beobachtungen aus seinem Alltag, und Wintels bekannte weitere Details seiner schlimmen Schullaufbahn, indem er einen umwerfend komischen Brief an seinen Mathelehrer vortrug, in dem es um Zahlen, Jesus, das Leben im Allgemeinen und vieles mehr ging, sodass man aus dem Lachen nicht mehr herauskam. (Er ist trotzdem sitzengeblieben.) Wagner gab ebenso noch eine Fortsetzung zum Besten, indem er aus dem Alltag mit seinem Kleinkind berichtete und dass er mittlerweile die seltsamsten deutschen Kinderlieder beherrsche. Er hinterfragte („Ist das noch zeitgemäß?“), sang, setzte Bezüge zu allem Möglichen und erntete ebenfalls riesigen Beifall. Mit einem kleinen Vorsprung beim Applaus siegte schließlich Wintels. Ein wieder höchst vergnüglicher Abend ging zu Ende.

Der nächste Poetry Slams im Lokschuppen: Mittwoch, 13. März 2024.