Jazz Connection

Wie Leichtigkeit und Virtuosität in der alten DH Heidenheim problemlos zusammenfanden

Die Jazz Connection führte Heidenheimer Musiker zusammen und diese bedankten sich vor vollem Haus mit einem großartigen Konzert.

Wenn am Ende alle Musiker mit einem Lächeln von der Bühne ins Publikum schauen, dann hat mit Gewissheit auch ihnen das Musizieren Freude gemacht. Selbst der internationale erfahrene und mit allen Wassern des Jazz gewaschene Bassist Thomas Stabenow sprach beim Abschied von einem „schönen Abend“. Dabei war dieser Abend am Mittwoch bei Jazz Heidenheim in der DHBW nicht ohne Risiko gewesen.

Denn für seine Jazz Connection lädt der Heidenheimer Pianist Martin Sörös alle Jahre wieder auf den 27. Dezember andere Musiker mit persönlichen Bezügen zu Heidenheim ein.  Diesen bleibt aber – auch wenn sich sich über Jahre nicht gesehen haben - nur ein Tag, um zwei Handvoll Titel einzuüben. Dabei belässt es die Connection nicht bei Reprisen von Standards, sondern jeder Musiker bringt zwei eigene Stücke mit, die es zu arrangieren und einzuüben gilt. Wie souverän neben Martin Sörös diese Aufgabe der Schlagzeuger Hans Fickelscher, der Saxofonist Olaf Schönborn und am Kontrabass Thomas Stabenow gelöst haben, war schon stupend. „Bundesliga“ lobte Martin Sörös seine Mitspieler und natürlich ist damit in Heidenheim natürlich die erste Liga gemeint.

Musiker in guter Stimmung

Was aber vor allem in dieser Vollmondnacht zählte, war die Musik. Hans Fickelscher, der gerade seinen 60. Geburtstag im Theaterhaus Stuttgart mit einer „Sause“ gefeiert hatte, war sowieso in guter Stimmung. Denn ab dieser Altersschwelle würden einem Fehler nachgesehen. „Der Druck ist weg“.Und mit Olaf Schönborn griff ein virtuoser Musiker zu Alt- und Tenorsaxophon, der es sich partout zum Ziel gesetzt hatte, das Publikum in seiner alten Heimatstadt zum Grooven zu bringen. Dieses klatschte denn auch durchaus beherzt im Rhythmus mit, doch zum erbetenen Tanzen hat es selbst bei einem Samba nicht gelangt.

Am Drumset alles sicher im Griff

Dennoch, es waren leichtfüßige zwei Stunden. Selten findet man einen Schlagzeuger wie Fickelscher, der so relaxed am Drumset wirkt und dabei alles so sicher in der Hand hat. Ein Regent der Rhythmen, aber nicht bekrönt, sondern mit Zopf und weicher Kappe. Diese Art des intensiven, aber wie beiläufig wirkenden Spielens ist auch Thomas Stabenow eigen. Egal welch schnelle Griffwechsel nötig werden, ein Meister seines Instruments vertut sich nicht. Ein Auge auf die Noten und die Basslinien von Stabenow füllten den Raum mit Takt und Melodie.

Mit „Lover Man“ spielte Schönborn den Standard, den er als Jugendlicher als ersten am Saxophon eingeübt hat. Seit Lehrer damals vor weit über 30 Jahren war der Heidenheimer Harry Berger gewesen. Und dieser war es denn auch, der den eher klassisch orientierten jungen Musiker Schönborn mit dem Jazz infizierte. Von der klassischen Ausbildung hat Schönborn mitgenommen, dass es beim Saxophon nicht nur darum geht, seiner inneren Stimme Ausdruck zu verleihen, sondern dass das Instrument auch technisch beherrscht werden will. Schönborn kann beides. Das Publikum von Jazz Heidenheim hatte viel Freude an seinen Soli. So auch an seiner Eigenkomposition „Concrete Samaba“ die er vor etlichen Jahren für das Unternehmen Heidelberger Zement  geschrieben hatte. Es kommt, wie man weiß, halt darauf an, was man daraus macht. Martin Sörös wiederum war begeistert von der Komposition von Fickelscher  „Miss Liberty in Twilight“ , von der man glauben könnte, sie sei von einem Pianisten geschrieben. Sörös honorierte dies mit einer brillanten Einleitung am Flügel. Für seine Komposition „Nostalgia“ gab es ebenso viel Applaus. Stabenow brillierte am Bass nicht nur bei „I’ll Be Seeing You“.

Der Abend der Musik war auch ein Abend der Worte. Dabei ging es nicht nur um die Heimat Heidenheim. Hans Fickelscher bezeichnete sich selbst sogar als „fremdsüchtig“. Dieses Offenheit für die Welt habe ihn in viele Länder geführt.“Ich liebe alles, was anders klingt, was anders ist.“ Dass die Menschen sich achten, war sein persönlicher Wunsch. Mit „Take the Coltrane“ ging es hinaus in diese Welt.

Ausverkauft wie Heimspiele des FCH

Pech für später eintreffende Besucher: Vorsitzender Joachim Kocsis musste erstmals rund 20 Gäste wegen drohender Überfüllung des Raumes „sehr ungern“ abweisen: Der Jazz also ausverkauft wie die Heimspiele des FCH.

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