Fragen an die Bundestagskandidaten

Wie lösen Sie die Verkehrsfrage im Landkreis Heidenheim?

Die Verkehrsinfrastruktur im Landkreis Heidenheim stößt an ihre Grenzen. Die Brenzbahn soll ausgebaut werden, die B19 ist oft überlastet, und auch der öffentliche Nahverkehr steht vor Herausforderungen. Welche verkehrspolitischen Weichen stellen die Bundestagskandidaten?

Zwei kurze Fragen, zwei kurze Antworten: Sechs Bundestagskandidatinnen und Kandidaten im Wahlkreis Heidenheim beziehen Stellung zu Themen, die hier speziell vor Ort diskutiert werden. Diesmal geht es um die Verkehrsinfrastruktur.

1. Frage: Staus auf der B19, ausgereizte Brenzbahn und ein oft lückenhafter ÖPNV: Wo liegt ihre Priorität für eine bessere Verkehrsinfrastruktur im Raum Heidenheim und Aalen?

Thomas Jensen, Die Linke

Die Priorität liegt sicher im Ausbau und der Verbesserung des ÖPNV. Das setzt ein Umdenken der Menschen, weg vom Individualverkehr, voraus. Natürlich darf auch der Individualverkehr nicht vernachlässigt werden, jedoch liegt der Fokus klar auf dem ÖPNV. Durch diese Umfokussierung werden auch lange Staus vermieden, durch die Verbesserung des ÖPNV überfüllte Bahnen. Die vermehrte Nutzung des ÖPNV trägt auch zum Klimaschutz bei, sodass durch dieses Umdenken allen geholfen wird. Die Preisgestaltung des ÖPNV darf natürlich nicht aus den Augen verloren werden. Die Preise müssen so gestaltet werden, dass der Vorzug des ÖPNV vor dem Individualverkehr für die Menschen attraktiv ist.

Thomas Jensen kandiert für die Linke im Wahlkreis Aalen-Heidenheim bei der Bundestagswahl. Linke-Kreisverband Ostalb

Chris-Robert Berendt, FDP

Staus auf der B19 werden durch den Ausbau der Straße aufgelöst. Die Brenzbahn wird elektrifiziert und die Taktung verbessert. Der ÖPNV wird durch Taktverdichtung, Expressbusse und mehr P&R Plätze leistungsfähiger. Durch gezielte Investitionen und schlanke Planungsprozesse werden der Verkehrsfluss optimiert und Pendlerzeiten verkürzt. Ein flexibler, digital unterstützter ÖPNV mit integrierten Ticketlösungen und Echtzeitinfos sowie Bürokratieabbau und schnelle Genehmigungen stärken Wirtschaft und Lebensqualität. Bei der Raumplanung müssen Auswirkungen auf den Verkehr berücksichtigt werden, Wohn- und Gewerbegebiete vorausschauend mit guter ÖPNV-Anbindung geplant werden.

Dr. Jeannette Behringer, Bündnis 90/Die Grünen

Für eine erfolgreiche Wirtschaft in der Region Aalen-Heidenheim und für die Teilhabe der Menschen, insbesondere einer älter werdenden Bevölkerung, brauchen wir einen sicheren, pünktlichen, sauberen und erschwinglichen öffentlichen Personennahverkehr sowie einen modernen Güterverkehr. Mit dem Deutschlandticket ist ein erster guter Schritt im Personenverkehr getan. Die Schiene ist das Verkehrsmittel der Zukunft, ergänzt durch ein vertaktetes Bussystem und individuelle Automobilität, bevorzugt E-Mobilität. Bis im Jahr 2035 sollen 30 Prozent des Güterverkehrs und 15 Prozent des Personennahverkehrs durch die Schiene gewährleistet werden, das ist politischer Konsens, nicht nur eine Position der Grünen. Gelder für Schiene, Bus und Bahn müssen konsequent priorisiert, und die bestehende Straßeninfrastruktur instandgehalten werden.

Dr. Jürgen Müller, AfD

Das wichtigste Infrastrukturprojekt in unserer Region bleibt die Elektrifizierung und der zweigleisige Ausbau der Brenzbahn, was zugleich die B19 entlasten würde. Die aktuelle Kostenschätzung aus 2024 beträgt 620 Millionen Euro, wobei ca. 20 Prozent von den vier involvierten Landkreisen zu tragen wären.
Die AfD unterstützt den Ausbau des zu lange vernachlässigten Schienennetzes. Es muss sich jeder selbst fragen, wie oft er den ÖPNV nutzt und ob er dies verstärkt tun würde, wenn Taktung, Zuverlässigkeit, öffentliche Sicherheit und Fahrkomfort gegeben wären.

Bundestagwahl 2025 AfD-Kandidat Dr. Jürgen Müller, Gerstetten AFD

Cornelia True, SPD

Im Raum Heidenheim und Aalen sehe ich dringenden Handlungsbedarf dabei, Staus auf der B19 zu reduzieren, die Brenzbahn leistungsfähiger zu machen und den ÖPNV attraktiver zu gestalten.
Momentan steht die Fortschreibung des 20 Jahre alten Landesentwicklungsplans an. Ziel ist, ein gemeinsames Oberzentrum Schwäbisch Gmünd, Heidenheim, Aalen, Ellwangen zu etablieren. Hierfür soll auch die Brenzbahn elektrifiziert und streckenweise zweispurig ausgebaut werden – um als Region für Wohnen und Gewerbe attraktiver zu bleiben und die B19 zu entlasten. Gut wäre ein digitalisierter Rufbusverkehr, der Pendelnden eine echte Alternative zum Individualverkehr bietet. Schon jetzt ist der Wechsel zwischen den Landkreisen durch die Einführung des Deutschlandtickets wesentlich attraktiver. Auch Verbesserungsmaßnahmen in den Bereichen Rad- und Fußverkehr sowie betriebliches Mobilitätsmanagement werden aktuell entwickelt. Essenziell ist dabei eine gute Vernetzung der Verkehrsmittel, um die Mobilitätswende in der Region Ostwürttemberg voranzutreiben.

Roderich Kiesewetter, CDU

Bei Ortsumfahrungen wie Heuchlingen und dem Lückenschluss Brenz engagierte ich mich in den vergangenen Jahren erfolgreich – das werde ich weiter prioritär tun. Denn die individuelle Mobilität ist für wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit wie auch Lebensqualität unserer Region sehr wichtig. Für eine zuverlässige und bessere Anbindung im Landkreis und den Erhalt individueller Mobilität braucht es aber einen gesunden Mix: Verbesserungen bei der B19 sowie Ausbau und Elektrifizierung der Brenzbahn. Deshalb sollte der Bund die Hauptfinanzierung für Instandhaltung, Ausbau und Modernisierung der Schienenwege tragen. Zugleich braucht es eine robustere Finanzierung des ÖPNV, damit vernetzte Angebote möglich sind.

Roderich Kiesewetter kandidiert für die CDU. Tobias Koch

Frage 2: Wie wollen Sie und Ihre Partei sicherstellen, dass der Bund ausreichend Mittel für die dringend nötigen Verkehrsprojekte in unserer Region bereitstellt und diese zügig umgesetzt werden?

Chris-Robert Berendt, FDP

Es ist wichtig, dass Verantwortliche der Region, Bürger und andere Interessengruppen gemeinsam Druck ausüben und sich für die Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur einsetzen. Der Bund muss ausreichend Mittel für dringend benötigte Verkehrsprojekte bereitstellen und zügig umsetzen. Eine moderne Infrastruktur sichert Lebensqualität und stärkt den Wirtschaftsstandort. Förderprogramme müssen transparenter gestaltet, bürokratischer Ballast abgebaut und Genehmigungsverfahren beschleunigt werden – vor allem für Investitionen in die B19, den ÖPNV und die Brenzbahn. Klare Ziele, Meilensteine und Fortschrittsberichte sichern einen effizienten Mitteleinsatz.

FDP-Bundestagskandidat Chris-Robert Berendt Rudi Penk

Dr. Jürgen Müller, AfD

Generell ist es kein Geheimnis, dass die AfD die vorhandenen Steuergelder der Bürger neu priorisieren würde. Um nur einige Beispiele von aktiver Steuerverschwendung zu nennen: Ideologische Entwicklungshilfe in alle Welt, Kauf von Impfstoffen für Milliardenbeträge, die am Ende als Sondermüll
entsorgt werden, Waffenlieferungen in Kriegsgebiete, Ausgaben für die vermeintliche Rettung des Weltklimas, Kosten der ungezügelten Migration, Mitgliedsbeiträge an internationale Organisationen, Kosten der immer weiter steigenden Bürokratie, Zuwendungen an Nichtregierungsorganisationen
(laut Regierung über 500). Geld für die Finanzierung von Infrastrukturprojekten in Deutschland ist vorhanden. Der politische Wille für eine wirkliche Wende fehlt, siehe Carolabrücke Dresden.

Dr. Jeannette Behringer, Bündnis 90/Die Grünen

Ich werde in der Region Runde Tische mit verschiedenen Anspruchsgruppen – u.a. mit Unternehmen, den Kommunen und Landkreisen, den Verkehrsträgern – durchführen, um Einschätzungen und Bedürfnisse sowie die Vorstellungen der zukünftigen Mobilität zu diskutieren. Eine funktionierende, klimafreundliche Verkehrsinfrastruktur ist ein zentraler Standortfaktor. Mit der Bevölkerung werde ich einen Bürgerrat zu diesen Fragen durchführen. Die Ergebnisse sollen eine weitere Grundlage für die Umsetzung in Berlin sein.

Grünen-Kandidatin Dr. Jeannette Behringer kommt aus Kösingen. Blumenzwerg

Thomas Jensen, Die Linke

Die Umsetzung, der Ausbau sowohl des Straßennetzes als auch des ÖPNV ist ja, von wenigen Ausnahmen abgesehen, Sache der Länder und Kommunen. Natürlich stellt der Bund hierfür finanzielle Mittel zur Verfügung. Damit diese sichergestellt werden, muss es zum einen zu einer Umschichtung bereits vorhandener Mittel, zum anderen zur Erhöhung von Einnahmen kommen. Hierbei dürfen natürlich nicht die einkommensschwachen Teile der Bevölkerung zusätzlich zur Kasse gebeten werden. Vielmehr sollen hier große Vermögen und Einkommen in das Blickfeld rücken.

Cornelia True, SPD

Die SPD setzt auf den Deutschlandfonds und einen neuen Bundesmobilitätsplan. Wir wollen Investitionen in Verkehrsinfrastruktur priorisieren, Schuldenregeln reformieren und gezielt Mittel für regionale Projekte bereitstellen. Unser Ziel: schnelle, effiziente und klimafreundliche Mobilitätslösungen für alle.

SPD-Kandidatin Cornelia True, Heidenheim SPD

Roderich Kiesewetter, CDU

Planungs- und Genehmigungsverfahren sollten wir endlich beschleunigen, damit Mobilitätsprojekte rascher umgesetzt und Kosten reduziert werden. Grundsätzlich haben wir einen massiven Investitionsstau bei Schiene, Straße, Brücken und Digitalisierung, der nur durch eine größere Reform gelöst wird. Dazu braucht es eine Staats-, Verwaltungs- und Föderalismusreform, die mit konkreten Finanzzuweisungen verbunden ist. Für mehr Wettbewerb auf der Schiene müssen Infrastruktur- und Transportbereich stärker getrennt werden. Beides muss möglich sein: Erhalt und Neubau, damit Mobilitätsangebote zuverlässig und attraktiver werden.

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