Wie Matthias Waldinger das Großkuchener Dorfleben bereichert
Am 27. Oktober feiert das Gasthaus Kanne in Großkuchen sein einjähriges Bestehen nach der Wiedereröffnung. Besitzer Matthias Waldinger, selbst in Großkuchen aufgewachsen, blickt auf ein erfolgreiches, aber auch turbulentes Jahr zurück. Der Gasthof lag mehr als 20 Jahre brach, bis ihm der Gastwirt neues Leben eingehauchte. „Anfangs wollte ich in dem Haus nur meine vielen Maschinen lagern, aber irgendwann kam ich auf die Idee, das Gebäude wieder als Wirtschaft zu etablieren.“
In Eigenregie und mit viel Unterstützung von Familie und Freunden hat Waldinger das bestehende Inventar komplett aufgearbeitet und das Gebäude so hergerichtet, dass es wieder bewirtschaftet werden konnte. Die oberen Stockwerke baute er zu Wohnungen aus. Das frühere Gasthaus-Flair wollte er beibehalten.
Ort der Begegnung für alle Generationen in Großkuchen
Mittlerweile hat die „Kanne“ an zwei Abenden in der Woche geöffnet, in der wärmeren Jahreszeit ist auch der Biergarten geöffnet. „Mein Gasthof soll ein Ort sein, an dem sich Menschen treffen und nebenbei etwas trinken und vespern können." Mittlerweile erfreut sich das Lokal über große Beliebtheit bei zahlreichen Besuchern der ganzen Region rund um Großkuchen. „Hier im Gasthof treffen sich alle Generationen, von jung bis alt und tauschen sich aus, sowohl Dorfbewohner als auch Auswärtige“, so der gelernte Forstwirt.
Das gemütliche Zusammensitzen und der gesellige Plausch ist Waldinger sehr wichtig, man soll sich einfach wohlfühlen. 80 Sitzplätze umfasst der Gastraum und sehr oft an den zwei Abenden in der Woche sind diese auch komplett besetzt. Längst kann Waldinger die Gaststätte nicht mehr alleine bewirtschaften. Seine Freundin Miriam Eberhardt steht ihm tatkräftig zur Seite, sowohl in der Küche, als auch beim Bedienen der Gäste.
Gastwirt in Großkuchen im Nebenberuf
Zum Glück haben die beiden gute Freunde, die sie voller Elan bei der Arbeit unterstützen. „Ein großer Dank dafür, bei uns geht die Arbeit nämlich nie aus, zumal meine Freundin Miriam und ich hauptberuflich Vollzeit in anderen Berufen tätig sind", ergänzt Matthias Waldinger. Dieser Spagat sei nicht immer leicht und erfordere viel Disziplin und eine große Portion Optimismus. Aber das Paar steht zu hundert Prozent hinter seinem Nebenjob und freut sich darüber, dass das Lokal so gut angenommen wird.
Neue Idee: Wurstsalat auf Rädern
Obwohl die beiden eigentlich schon genug ausgelastet sind, haben sie vor kurzem ein neues Geschäftsmodell zum Laufen gebracht und das gleich mit Erfolg. Suri Eberhardt, die Tochter von Miriam, hatte eine fixe und geniale Idee: die Anschaffung eines mobilen Imbisswagens. Das Vesperwägele war bereits einige Male on Tour. Getränke, Vesper und Desserts werden in recycelbaren Gefäßen zum Mitnehmen angeboten.
Einmal in der Woche, immer mittwochs, steht das Imbiss-Wägele von morgens bis mittags in der Dorfmitte von Großkuchen und Matthias Waldinger bedient dort seine Gäste. „Das Angebot wurde von Beginn an gut angenommen. Sowohl Leute vom Dorf, die dort morgens z. B. ihr Vesper für die Arbeit mitnehmen, als auch die Menschen, die beruflich oder privat durch Großkuchen fahren, sind meine Kunden.“
Vesperwägele bei der After-Work-Party in Nattheim
Das ist noch lange nicht das Ende der Fahnenstange. Zwei Mal im Monat ist das Wägele fester Bestandteil einer After-Work-Party in Nattheim, wo es im Garten einer Brauereigaststätte zum Einsatz kommt und die Leute dort mit Essen und Getränken versorgt. „Noch bevor das Vesper-Wägele zum ersten Mal on tour war, bekam ich von einem Freund das Angebot, seine Gäste auf diesen Partys zu bewirtschaften. Schnell haben wir dann den Wagen noch beschriften lassen und dann ging es los“, erzählt Waldinger. „Werbung mussten wir noch nie machen, das läuft bei uns immer über Mund-zu-Mund-Propaganda", ergänzt Miriam Eberhardt lachend.
Schwäbisches Vesper auf die Hand und das auf mobile Art, Matthias Waldinger will sich abgrenzen von den Food-Trucks. Alle angebotenen Speisen sind aus regionalen Lebensmitteln frisch zubereitet und die Getränke werden von einheimischen Anbietern bezogen.
Erst kürzlich kamen die Nattheimer beim verkaufsoffenen Feiertag Anfang Oktober und die Auernheimer beim Garagenflohmarkt in den Genuss des Vesperwägeles. Auch für Firmenevents und Geburtstage ab 30 Personen bietet Waldinger das Wägele an – wenn man denn einen Termin bekommt: „Wir können nicht alle Anfragen annehmen, da uns leider manchmal die Zeit fehlt, aber wir sind stets bemüht es allen Kunden recht zu machen“, sagt der Gastwirt.
Die "Kanne" und ihre Geschichte
Im Mai 2020 erwarb Matthias Waldinger das leerstehende Haus an der Ecke Mettenleiter-/Alois-Seibold-Straße in Großkuchen und sanierte es grundlegend. Wie alt die „Kanne“ tatsächlich ist, lässt sich allerdings nicht sagen. Fest steht, dass an dieser Stelle ursprünglich eine Brauerei betrieben wurde. Rosemarie Völler betrieb bis 1988 das Gasthaus, später war es noch einige Zeit verpachtet und stand dann seit 2001 leer.