Es gibt in Heidenheim nicht das Landratsamt an sich. Der Komplex rund um das alte Krankenhaus an der Felsenstraße ist zwar der Kern der Kreisverwaltung, dazu hat das Amt über die Stadt verstreut aber noch weitere Standorte. Das soll sich nach einem einstimmigen Beschluss des Kreistags bis 2033 schrittweise ändern. Die gewohnte Zulassungsstelle soll dabei einem Neubau weichen.
Die geplanten Schritte der Immobilienstrategie der Landkreisverwaltung folgen dem sogenannten Cluster-Konzept. Dieses hatte der Kreistag bereits ausgiebig vorberaten, weshalb es in der öffentlichen Sitzung zu keinerlei Diskussion mehr kam.
Die in Heidenheim verstreuten Dienststellen sollen zusammenrücken
Das beschlossene Konzept soll gleich mehrere Probleme lösen helfen: Zum einen gibt es auf dem Verwaltungsareal an der Felsenstraße derzeit nicht genügend Platz für die Beschäftigten. Die Mitarbeitenden des Vermessungsamtes sind beispielsweise im Berufsschulzentrum im Heckental untergebracht, zudem hat der Landkreis Flächen in der Bergstraße 8 und im „Blauen Schiff“ an der Alten Ulmer Straße angemietet. Ziel ist nun, die Dienststellen weitestgehend an den Hauptsitz anzudocken.
Hinzu kommt, dass mehrere Bestandsgebäude auf Dauer nicht mehr den wachsenden Anforderungen an die Energieeffizienz genügen. Sprich: Die Immobilien der Landkreisverwaltung müssen zum großen Teil aus energetischer Sicht saniert werden. Über das neue Konzept will die Verwaltung außerdem langfristig die Mietkosten senken, die entstehen, wenn Dienststellen in externen Räumen ansässig sind.
Das Immobilienkonzept sieht Investitionen von über 25 Millionen Euro vor
Zwei Szenarien hatte das Stuttgarter Unternehmen Rem Assets erarbeitet. Der letztlich beschlossene Favorit von Verwaltung und Kreistag geht von einem Gesamtvolumen von 25,8 Millionen Euro aus. Darin enthalten sind rund vier Millionen Euro an Mietkosten für die dauerhafte oder vorübergehende Anmietung von Büroflächen. Die Bau- und Sanierungskosten liegen bei rund 21,8 Millionen Euro. Die Untersuchung nimmt an, dass mittelfristig für die 685 Beschäftigten aller Dienststellen 617 Arbeitsplätze benötigt werden. Die übrigen teilen sich über das sogenannte „Desk-Sharing“ die Schreibtische.
Dem Konzept zufolge rechnet man in den Häusern A1 und A2 mit 200 Arbeitsplätzen. Beide Gebäude müssen energetisch saniert werden, was in den Jahren von 2027 bis 2030 der aktuellen Kalkulation zufolge rund 5,6 Millionen Euro kosten soll. Im 2014 fertiggestellten Haus B finden 120 Beschäftige Platz.
Die Zulassungsstelle soll einem Neubau weichen
Die voraussichtlich augenfälligste Veränderung wird das Haus D betreffen. In dem Bestandsbau mit dem kreuzförmigen Grundriss ist aktuell die Zulassungsstelle untergebracht. Dieser Bau soll ebenso wie die danebenstehende Villa einem Neubau weichen, in dem dann 136 Mitarbeitende Platz haben sollen. Für Abbruch und Neubau sind Kosten von rund 12,3 Millionen Euro vorgesehen. Demnach könnte der Neubau gegen Ende des Jahrzehnts starten.
Grund für diesen Eingriff ist, dass aus Sicht der Planer die Fläche, auf der die Zulassungsstelle steht, durch den nur eingeschossigen Bau nicht optimal genutzt wird. Deutlich schwerer wiegt, dass auch mithilfe hoher Investitionen nur eine relativ geringe Energieersparnis erzielt werden könne. Laut Sitzungsvorlage würde es 112 Jahre dauern, bis sich diese Investitionen rechneten.
Das nördlichste Gebäude spielt langfristig keine Rolle mehr
Über Anmietungen in den Schloss-Arkaden und im näheren Umfeld zur Felsenstraße will man weitere 111 Arbeitsplätze akquirieren. Hinzu kommen 50 Plätze, die in ehemaligen Räumen der Kombrecht-Engel-Schule an der Bergstraße 34 entstehen sollen. Dieses Gebäude hat der Landkreis bereits 2022 gekauft, es soll voraussichtlich ab 2026 für 2,1 Millionen Euro saniert werden. Als wahrscheinlich gilt, dass diese Immobilie künftig durch den aktuell noch in Mergelstetten angesiedelten Kreisabfallwirtschaftsbetrieb genutzt werden könnte.
In dem Konzept spielt das am nördlichen Rand des Areals gelegene Haus C keine langfristige Rolle mehr. Es soll zwar über die Bauphasen hinweg als Interimsgebäude dienen und so auch helfen, Kosten für Anmietungen zu sparen. Danach soll es aber „abgeworfen“ werden. Das heißt, die Immobilie könnte beispielsweise verkauft oder als Baufläche neu genutzt werden. Technisch sei es zwar möglich, auch diesen Bau zu sanieren, allerdings besteht ein ähnliches Problem wie in Haus D: aus statischen Gründen könnten die Strukturen nur geringfügig verändert werden, sodass das Ziel moderner Arbeitsplätze nur sehr eingeschränkt umgesetzt werden könnte.
Landkreis mietet sich bei der HVG ein
Einstimmig beschloss der Kreistag auch, im Gebäude der HVG an der Steinheimer Straße ab dem zweiten Halbjahr 2025 etwa 1.200 Quadratmeter Bürofläche anzumieten. Diese sollen übergangsweise für die Zeit der Sanierungen und Umbauten Platz für die Beschäftigten des Landratsamtes bieten. Der Mietvertrag soll über zehn Jahre mit einer Option für zwei weitere Jahre geschlossen werden. Die jährlichen Mietkosten für dieses Ausweichquartier beziffert der Landkreis mit knapp 167.000 Euro.