Ein süßlich duftendes und goldgelb glänzendes Blütenmeer tut sich hier auf am Rande des Naturschutzgebietes Buchhalde-Neresheimer Tal bei Großkuchen. Dieses Blütenmeer trennt die Neresheimer Straße von den Hügeln der Heide im Schutzgebiet. Vereinzelt sind bereits dort kleine Ansammlungen der gelben Blüten erkennbar.
Was auf den ersten Blick schön aussieht, ist eigentlich ein echtes Problem: Was hier blüht, ist das Orientalische Zackenschötchen, eine invasive Art, die sich rasant ausbreitet und mittlerweile auch großflächig in weiten Teilen des Landkreises Heidenheim zu finden ist. An diesem Morgen haben sich Karolin Kleinz vom Referat Naturschutz und Landschaftspflege des Regierungspräsidiums Stuttgart, und Markus Ludwig vom Heidenheimer Landratsamt im Schutzgebiet eingefunden. Kleinz hat ihre Drohne mitgebracht.
Ausbreitung in den Steinheimer Naturschutzgebieten
Erstmals wollen die beiden mithilfe der Drohne mehrere Gebiete im Kreis Heidenheim erfassen, in denen sich das Zackenschötchen bereits in besonderem Maße ausgebreitet hat. Dazu gehören auch die Naturschutzgebiete rund um Steinheim. „Für die Steinheimer haben wir mittlerweile sogar Info-Flyer drucken lassen, die wir an Privathaushalte verteilen können“, sagt Ludwig. Darin wird unter anderem aufgeführt, wie das Zackenschötchen zu erkennen und von anderen Pflanzenarten zu unterscheiden ist und was zu tun ist, wenn es beispielsweise im heimischen Garten oder am Grundstücksrand auftaucht.
Das anspruchslose Orientalische Zackenschötchen breitet sich rasant aus – sowohl über die Samen als auch über die Wurzeln. Und genau das ist das Problem: Der Vermehrung Herr zu werden, ist enorm schwierig. Die Chancen, die Ausbreitung ganz zu verhindern? Markus Ludwig ist da ehrlich: „Die stehen nicht so gut. Was wir tun können, ist, das Schlimmste noch zu verhindern.“ Auch dem benachbarten Ostalbkreis bleibe da mittlerweile nichts anderes mehr übrig. Hier hat sich die invasive Art laut Ludwig schon enorm verbreitet, von hier aus kam sie wohl auch in den Landkreis Heidenheim und wandert von Norden nach Süden weiter. „Einzig in Niederstotzingen und Sontheim/Brenz haben wir noch keine Nachweise einer großflächigen Ausbreitung.“
Zackenschötchen als blinde Passagiere
Zwar gehen mehr als 90 Prozent der Samen, die das Zackenschötchen produziert, nicht auf. Dafür produziert es aber eben Tausende und die haben eine perfekte Verbreitungsweise gefunden: „Die Samen landen auf der Straße und werden dann von Autoreifen aufgenommen und weitergetragen“, erklärt Karolin Kleinz. Deshalb taucht das Zackenschötchen vielerorts auch zunächst an Straßenrändern auf. Von dort aus verbreitet es sich weiter – auch in besonders geschützte Bereiche wie die Naturschutzgebiete. Hier wachsen heimische Pflanzen, die die Lebensgrundlage für verschiedene heimische Tierarten bilden. „Wenn eine invasive Art heimische Arten verdrängt, dann gefährdet das zum Beispiel besondere Schmetterlingsarten“, erklärt Ludwig.
Was also tun? Um das Zackenschötchen zu bekämpfen, muss es zum richtigen Zeitpunkt, bevor sich die Samen verbreiten können, abgemäht werden. Im Idealfall wird es sogar mit der Wurzel ausgestochen. „Möglich ist das sicherlich nur bei einzelnen Vorkommen“, sagt Kleinz. Hat sich die Pflanze erst einmal ausgebreitet, ist diese aufwändige Handarbeit in der Fläche nicht mehr darstellbar. Hinzu kommt, dass das Zackenschötchen sehr tief wurzelt und das Ausstechen damit nicht nur aufwändig, sondern auch kräftezehrend ist.
Grünschnitt niemals in der Landschaft entsorgen
Wird die Pflanze im heimischen Garten entdeckt, so kann sie nur solange auf dem eigenen Kompost entsorgt werden, wie die Knospen noch klein sind. Später sollte sie unbedingt über den Hausmüll entsorgt werden. Was generell die Verbreitung invasiver Pflanzenarten anbelangt, appelliert Kleinz ohnehin an private Gartenbesitzer, achtsam mit dem eigenen Grünschnitt umzugehen: „Man sollte die eigenen Gartenabfälle niemals einfach so irgendwo in der Landschaft entsorgen.“ Genau auf diesem Wege können nichtheimische Pflanzenarten in der Natur landen und sich dort ausbreiten, wo sie eigentlich nicht hingehören. Ebenso ist Vorsicht geboten bei Wildblumen-Mischungen, die es im Gartencenter zu kaufen gibt: Nicht immer sind darin nur heimische Pflanzenarten enthalten.
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