Vier überdurchschnittlich engagierte Ehrenamtliche wurden am Dienstagabend im Businessclub des 1. FC Heidenheim mit dem Bürgerpreis ausgezeichnet, den Kreissparkasse und Hanns-Voith-Stiftung jedes Jahr ausloben. Der Preis rücke das Ehrenamt in den Vordergrund, sagte Kreissparkassen-Vorstandsvorsitzender Dieter Steck in seiner Begrüßung. „Wir leben in einer Zeit, in der es gilt, gesellschaftlichen Halt zu finden und zu geben“, so Steck. Darauf ziele auch das diesjährige Motto „Zusammen stark durch Ehrenamt“ ab.
Wie es gelingen könne, zuversichtlich zu bleiben angesichts zahlreicher globaler Krisen und der Tendenz zu Ausgrenzung und Abschiebung, wollte Moderatorin Catrin Weykopf, Jurymitglied beim Bürgerpreis und Mitglied der HZ-Redaktionsleitung, von Doris Boch wissen. Die Vorstandsvorsitzende der katholischen Erwachsenenbildung in Heidenheim, die ebenfalls Jurymitglied beim Bürgerpreis ist, gestand, sich auch oft ohnmächtig zu fühlen angesichts der Spaltung unserer Gesellschaft. Sie habe dagegen kein Patentrezept, nannte aber Ansatzpunkte wie dankbar zu sein, Beziehungen zu pflegen und Freude zu erleben. Sie sprach sich aber auch dafür aus, bei rassistischen und diskriminierenden Aussagen dagegen zu argumentieren: „Wir sind alle gefordert, uns für die Menschenwürde einzusetzen“, so Boch.
U21-Preis für Andrei Grosu
Den Bürgerpreis in der Kategorie U 21 erhielt Andrei Grosu aus Giengen. Der 18-Jährige setzte sich von Oktober 2019 bis Juli 2022 als Schülersprecher an der Gemeinschaftsschule am Brenzpark in Heidenheim für die Anliegen seiner Mitschüler ein. Parallel dazu war er auch Mitglied im Landesschülerbeirat und Delegierter in der Bundesschülerkonferenz. Politisch engagiert er sich bei den Jungen Liberalen und ist Vorstandsmitglied im Kreisverband der FDP. Im Heidenheimer Naturtheater ist er Mitglied des Jugendbeirats und war Regieassistent beim Wintermärchen „Hinter den Dornen“ im Jahr 2023. Darüber hinaus ist Grosu seit März 2023 Lenkungskreissprecher Fairtrade und möchte junge Menschen für Nachhaltigkeit und eine nachhaltige Entwicklung begeistern.
„Er lebt für sein Engagement“, beschrieb Roderich Kiesewetter, Bundestagsabgeordneter und Jurymitglied, den Preisträger. Grosu selbst, der 2017 aus Rumänien nach Deutschland kam, sagte, er habe in Deutschland so viel Hilfe und Unterstützung erfahren, dass er davon etwas zurückgeben möchte. Er hat insbesondere die Jugendlichen und ihre Interessen im Blick. „Engagiert euch, wo ihr könnt, jede Kleinigkeit trägt etwas bei“, gab er den Anwesenden mit auf den Weg.
Alltagsheldin Regina Müller-Baumann
Die Steinheimerin Regina Müller-Baumann wurde für ihr Engagement im Bereich der Inklusion mit dem Bürgerpreis in der Kategorie Alltagshelden ausgezeichnet. Sie steht der Arbeitsgemeinschaft Inklusion vor und setzt sich für behinderte Kinder und deren Eltern ein, beispielsweise auch mit einer Selbsthilfegruppe für Betroffene. Laudator Andreas Stoch lobte ihren unermüdlichen Einsatz: „Sie verweigert sich nie, sie sagt nie Nein“, so der Landtagsabgeordnete, der ebenfalls Mitglied in der Jury ist. „Inklusion ist ein Menschenrecht“, sagte Regina Müller-Baumann selbst. Sie berichtete, dass dies in Kindergarten und Schule funktioniere, nicht aber im beruflichen Umfeld. Sie warb deshalb dafür, auch jungen Menschen mit Handicap eine Chance auf Beschäftigung zu geben.
Engagierter Unternehmer Christoph Thoma
In der Kategorie Engagierter Unternehmer bekam Christoph Thoma aus Sontheim/Brenz den Bürgerpreis. Er ist Gründungsmitglied und Vorsitzender des Vereins Dynamik, der seit 2012 Kindern und Jugendlichen in Not hilft. Der Inhaber der Werbeagentur Thoma möchte mit dem Verein dazu beitragen, benachteiligten Kindern eine normale und kindgerechte Entwicklung zu bieten. Durch Veranstaltungen, Mitgliedsbeiträge und Spenden werden Gelder generiert, um beispielsweise Schulmaterial und Kleidung, aber auch Weihnachtsgeschenke für junge Menschen zu finanzieren.
Er sei ein Unternehmer, der „über den Tellerrand hinausblickt“, so Landrat Peter Polta, der als Jurymitglied die Laudatio in diesem Bereich übernommen hatte. Auf die Frage, woher er seine Motivation für das Engagement nehme, beschrieb Thoma die Freude von Kindern, die Weihnachten ohne Familie in einer Einrichtung verbringen müssen und dann mit Weihnachtsgeschenken überrascht werden: „Das macht mich glücklich“, so der Sontheimer.
Christine Mack für ihr Lebenswerk ausgezeichnet
Die ehemalige Giengener Kommunalpolitikerin Christine Mack, die bis 2022 Stadträtin war, wurde mit dem Bürgerpreis für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Sie engagiert sich schon seit den 1980er-Jahren ehrenamtlich, beschrieb ihre Laudatorin Pfarrerin Almuth Kummer. Jedoch würde Christine Mack nie sentimental auf das bisher Geleistete zurückschauen, sondern sich einfach mit dem nächsten Thema beschäftigen. Sie ist noch immer aktives Mitglied bei den Naturfreunden, war bis vor kurzem Vorsitzende des Stadtseniorenrats und ist Sprecherin der Agendagruppe Netzwerk Verständigung sowie Vorstandsmitglied der SPD Giengen. Ihren Antrieb dafür, sich für andere einzusetzen, beschrieb sie selbst ganz lapidar: „Man stellt fest, dass Dinge getan werden müssen, und tut sie.“ Motivation finde sie im gemeinsamen Handeln mit anderen, so Christine Mack.
Mehr als 220 Bewerbungen für den Bürgerpreis
Alle Preisträger des Bürgerpreises wurden in ihrer Kategorie immer stellvertretend für alle Ehrenamtlichen in diesem Bereich ausgezeichnet, betonte Dr. Jörg Kondring, Vorstandsvorsitzender der Hanns-Voith-Stiftung. „Sie verkörpern das, was unsere Gesellschaft auch in Zukunft zusammenhält“, sagte er. Die Jury erreichten mehr als 220 Bewerbungen für den Bürgerpreis, davon über 20 in der Kategorie U 21, 119 in der Kategorie Alltagsheld/in, 32 Vorschläge für engagierte Unternehmer/innen und 49 Personen in der Kategorie Lebenswerk.