Daran hat man sich gewöhnt: Dort, wo bis vor einem Jahr noch die Moschee an der Steinbeisstraße in der Heidenheimer Weststadt war, ist seit geraumer Zeit eine große Baustelle. Und das wird auch noch einige Zeit so bleiben. Im Gespräch mit Haci Sahan, dem Vorstandsvorsitzenden des Türkisch-Islamischen Kulturvereins Heidenheim, wird klar: Der Start der Umbauarbeiten verzögert sich noch bis ins späte Frühjahr 2024.
Probleme mit der Bodenbeschaffenheit
Grund für den verzögerten Start der Bauarbeiten sind die Pläne für den Boden des neuen Gebäudes. „Wir hatten Ende des vergangenen Jahres ein Gespräch mit unserer Bürgermeisterin, und unser Bodengutachten ist ziemlich schlecht ausgefallen“, sagt Sahan. Der Boden unter der aktuellen Baustelle ist laut Gutachten zu weich. Lösungsvorschläge sind bereits gefunden in Form von Verdichtung oder Unterstützung durch Betonpfeiler.
Entgegen den ursprünglichen Plänen wird das neue Kulturzentrum nun doch einen Keller bekommen. „Wir müssen gut drei Meter tief graben. Da bieten sich Kellerräumlichkeiten gut an“, sagt Sahan. Einerseits geschickt für die Betreiber des Kulturzentrums, da neue Räumlichkeiten mehr Platz für die Besucher bieten, anderseits geht das neue Bauvorhaben auch ordentlich auf die Geldbörse: „Die Änderungen würden uns ungefähr 200.000 bis 220.000 Euro zusätzlich kosten“, sagt der 53-Jährige. Die Finanzierung des Bauprojekts basiert vor allem auf Spenden, die der Verein erhält. Das Kulturzentrum wird mithilfe eines Kredits abgezahlt.
Neue Pläne sind schon in Arbeit
Für die Arbeiten am Boden werden in Zusammenarbeit mit einem Architekten und einem Statiker bereits neue Pläne entworfen. Der genehmigte Plan wird von den Experten ergänzt und schnell fertiggestellt, sodass der Bau zeitnah beginnen kann. „Seitens der Stadt liegt nichts mehr im Wege, wir müssen für die neuen Räume im Keller nur noch Brandsicherheitspläne vorlegen, dann kann der Bau beginnen“, sagt Sahan und rechnet mit einem Baubeginn Mitte April 2024.
Die umstrittene Parkplatzsituation wurde laut Sahan bereits entschärft. Auf dem Gelände des Kulturzentrums sind nun 35 bis 40 Parkplätze geplant. Für das Freitagsgebet, zu dem 150 bis 200 Menschen erwartet werden, können die Besucher an der angrenzenden Straße und auf dem Kaufland-Parkplatz parken, der in unmittelbarer Nähe liegt.
Empore für Frauen im Untergeschoss der Moschee
Zusätzlich zu den neu entworfenen Kellerräumen wird der große Gebetsraum wie geplant östlich des bereits bestehenden Gebäudes entstehen. Besonders dabei wird die große Kuppel aus Glas, die einen Durchmesser von gut zehn Metern haben wird. Im restlichen Untergeschoss entstehen zusätzlich eine Empore für die Frauen und Räume für die traditionelle Waschung vor dem Gebet, Sadirvan genannt. Im Obergeschoss gibt es künftig eine Wohnung für den Imam.
Nach Fertigstellung des neuen Hauses wird der bisherige Gebetsraum umgebaut. Vorgesehen sind ein Mehrzweckraum mit angeschlossener Küche, ein Büro und ein Raum für die Jugendgruppe. Geplant ist außerdem ein Waschraum, in dem Verstorbene vor einem muslimischen Begräbnis rituell gereinigt werden können. Sahan hofft, dass das gesamte Projekt Ende 2025 oder im Laufe des Jahres 2026 fertiggestellt sein wird.
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Was ist die Ditib?
Die Türkisch-islamische Union der Anstalt für Religion e.V. wurde 1984 gegründet und bildet einen bundesweiten Dachverband für über 960 Vereine – darunter auch die Ditib Heidenheim unter der Leitung von Haci Sahan. Sie stellt Ansprechpartner für türkisch-islamische Mitmenschen und bietet unter anderem religiöse Dienste, Jugendgruppen, Frauengruppen, Bestattungshilfe und Unterstützung bei der Wallfahrt nach Mekka an. Der Heidenheimer Verein hat mehr als 440 Mitglieder.