Opernfestspiele Heidenheim

Wie viele Premieren in 60 Jahren draußen gespielt wurden

Mit der „Butterfly“ mussten Heidenheims Opernfestspiele in den Saal. Bei welchen Premieren war dies in 60 Jahren wohl noch der Fall?

Wieder mal drinnen gewesen: Auch am vergangenen Sonntag hatte Heidenheims „Butterfly“ kein Wetterglück. Und für die Besucher der Opernfestspiele hieß es „Festspielhaus statt Rittersaal“. Bereits zur Premiere war das bekanntlich das Motto gewesen. Und da stellt man sich vielleicht die Frage, wie oft wohl in der nun 60-jährigen Geschichte der Festspiele eine Premiere im Saal stattfand?

Die erste kleine Oper im Programm des seit 1964 veranstalteten Musiksommers auf dem Schloss war im Jahr 1969 Mozarts „Bastien und Bastienne“ gewesen. Bis 1971 hatte man dann alle zwei Jahre eine immer noch etwas größere Oper zusätzlich zu den Serenaden angeboten. Den Wendepunkt des Musiktheaters von der Biennale zum jährlichen Festival markiert das Jahr 1976, das zusätzlich noch eine Novität bereithielt, nämlich gleich zwei Produktionen – und das in gleich vier Vorstellungen. Vom 1. bis zum 4. Juli präsentierte man im Rittersaal immer jeweils an einem Abend Pergolesis „La serva padrona“ und Mozarts „Der Schauspieldirektor“.

1977: Konzerthaus Heidenheim wird zum ersten Ausweichquartier

Jedes Jahr Oper und ein größeres Programm bedeutete aber auch jedes Jahr mehr Blicke zum Himmel und größere Sorgen wegen des Wetters. Bislang war zwar alles immer gutgegangen und hatte nie ein Termin des Festivals abgesagt oder in die dem Rittersaal zunächst stehende Schlosskirche verlegt werden müssen. Aber konnte das so weitergehen?

Die beiden Festivalmacher Helmut Weigel und Rolphe de la Croix hatten da so ihre Zweifel, gingen deshalb lieber auf Nummer sicher und sicherten sich ab 1977 als Ausweichquartier das Konzerthaus, das als solches tatsächlich aber erst 1980 benötigt wurde. Und wenn schon, dann richtig: Alle vier Vorstellungen von Mozarts „Idomeneo“, bis zum heutigen die einzige Heidenheimer Produktion, die nie im Freien zu erleben war, mussten im Saale über die Bühne gehen.

Nie mehr Wintermantel

Beinahe wiederholt worden wäre dieser traurige Rekord im Jahr 2017, als sieben der acht Vorstellungen der spektakulären Inszenierung von Richard Wagners „Der fliegende Holländer“ bereits drinnen über die Bühne gegangen waren, ehe es mit der letzten Vorstellung dann ganz knapp doch noch draußen klappte.

Drinnen traf man sich in Sachen Opernfestspiele ab 1994 nicht mehr im Konzerthaus, sondern im Festsaal der Waldorfschule, wo es dann, in Kostüm und Maske, konzertant zuging. Seit 2010 steht im Falle des Falles das bei musikalischen Anlässen Festspielhaus gerufene Congress-Centrum zur Verfügung, wo eine vollgültige Inszenierung garantiert ist. Man geht seither, das darf man ganz subjektiv so sagen, offenbar auch weniger ins Risiko und weniger zögerlich hinein. Zumindest saß man seit 2010 bei Premieren noch nie nach der Pause im Wintermantel im Rittersaal, was in den Jahren davor gar nicht so selten der Fall gewesen war.

Und da wir nun schon wieder einmal übers Wetter reden, könnte man nun eben gleich auch noch die Frage beantworten, wie viele Premieren in der Geschichte der Festspiele eigentlich draußen im Rittersaal und wie viele drinnen in den diversen Ausweichquartieren stattgefunden haben.

75 Prozent der Premieren unter freiem Himmel

Und siehe da: Von den 52 Premieren gingen 36 in voller Länge draußen im Rittersaal über die Bühne. Das sind immerhin knapp 70 Prozent. Rechnet man jetzt die draußen begonnenen, aber während der Vorstellung wegen Regens abgebrochenen Premieren 1979 (Donizettis „Don Pasquale“), 1990 (Donizettis „Lucia di Lammermoor“) und 1998 (Verdis „Otello“) hinzu, begannen sogar 39 Premieren, also 75 Prozent, drei Viertel, im Rittersaal. „Lucia di Lammermoor“ wurde nach einem spektakulär nassen Umzug und mit sagenhafter Verspätung seinerzeit im Konzerthaus sogar noch zu Ende gespielt.

Von Anfang an unter Dach und Fach und nicht draußen im Rittersaal fanden insgesamt dreizehn Premieren (25 Prozent, also ein Viertel) statt: 1980 Mozarts „Idomeneo“, 1982 Mozarts „Don Giovanni“, 1985 Verdis „Troubadour“, 1996 Verdis „Un ballo in maschera“, 1999 Verdis „Nabucco“, 2000 Verdis „Aida“, 2003 Verdis „Il trovatore“, 2005 Mozarts „Don Giovanni“, 2012 Bizets „Carmen“, 2014 Leoncavallos/Mascagnis „Bajazzo/Cavalleria rusticana“, 2017 Wagners „Der fliegende Holländer“, 2022 Wagners „Tannhäuser“ und 2024 Puccinis „Madama Butterfly“.

Einen Spezialfall stellt der „Troubadour“ von 2021 dar, die einzige Opernvorstellung jenes Corona-Sommers, die nur draußen möglich war und dort, konzertant im Brenzpark, auch stattfand. 2020, im ersten Jahr des Virus, waren die Festspiele zunächst abgesagt worden und hatten dann aber, so wie ganz zu Beginn der Festspielgeschichte, wenigstens noch einige ganz kleine Konzertbrötchen im Rittersaal gebacken.

Zweimal „Butterfly“ am Wochenende

Die nächsten beiden Vorstellungen von „Madama Butterfly“ beginnen am Freitag, 12. und Samstag, 13. Juli, um 20 Uhr. Wettertelefon ab 18 Uhr: 07321.327-4220. Eintrittskarten sind im Vorverkauf im Ticketshop des Pressehauses in Heidenheim erhältlich. Sollte eine Vorstellung ins Festspielhaus verlegt werden, sind dort an der Abendkasse noch 80 Schlechtwetterkarten zu haben.

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