Wie Voiths aktuelles Robotik-Engagement mit Franka Emika endet
Das Münchner Robotik-Unternehmen Franka Emika, an dem Voith beteiligt ist, hat einen Insolvenzantrag gestellt und wird verkauft. Als Käufer wird von mehreren Medien das deutsch-chinesische Unternehmen Agile Robots genannt. Vor fünf Jahren war Voith eine „strategische Partnerschaft“ mit dem Münchner Start-up Franka Emika eingegangen. Diese beinhaltete eine finanzielle Beteiligung von Voith an Franka Emika und die Gründung des Gemeinschaftsunternehmens Voith Robotics. Zur aktuellen Entwicklung bei Franka Emika äußert sich Voith auf Anfrage nicht. Auch zur Frage, wie sich der Verkauf des Robotik-Start-ups mit rund 100 Mitarbeitenden finanziell auf Voith auswirkt, gibt es keinen Kommentar.
Gemeinschaftsunternehmen gehört jetzt Voith
Hinsichtlich Voith Robotics, das als Gemeinschaftsunternehmen des Heidenheimer Konzerns zusammen mit Franka Emika gegründet wurde, teilt die Voith-Pressestelle mit: „Das Unternehmen Voith Robotics besteht nach wie vor als 100-prozentige Voith-Gesellschaft. Aktuell fokussieren sich die Aktivitäten auf die Umsetzung interner Automatisierungsprozesse.“
Bereits in der Jahresbilanz 2021/22 von Voith Robotics war keine Beteiligung von Franka Emika mehr zu erkennen. Die Voith Robotics GmbH mit Sitz in München hatte zu diesem Zeitpunkt 14,5 Stellen. Die Bilanz weist zum 30. September 2022 einen Jahresfehlbetrag des Unternehmens in Höhe von rund 1,5 Millionen Euro aus. Da für die Voith Robotics GmbH eine Zahlungsunfähigkeit hinsichtlich ihrer finanziellen Verbindlichkeiten zu erwarten war, hat Voith eine Patronatserklärung für das Tochterunternehmen abgegeben. Dies bedeutet, dass die Kreditverpflichtungen der Tochter vom Mutterunternehmen übernommen werden.
Parallelen zum Kuka-Verkauf?
In den vergangenen Wochen haben die Insolvenz von Franka Emika und die mögliche Übernahme durch Agile Robots für Aufregung gesorgt, weil der Abfluss von Know-how nach China befürchtet wird. Auch wird immer wieder eine Parallele genannt, bei der Voith ebenfalls eine Rolle spielte: 2016 wurde die Kuka AG, der größte deutsche Roboterbauer mit Sitz in Augsburg, mehrheitlich an den chinesischen Midea-Konzern verkauft. Damals hatte sich sogar die Bundesregierung im Vorfeld des Verkaufs darum bemüht, dass die Firma in europäischer Hand bleibt. Der damalige Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel konnte die unternehmerische Entscheidung aber nicht verhindern.
Größter Kuka-Aktionär mit einer Sperrminorität war zum Zeitpunkt des Verkaufs Voith. 2014 hatte das Heidenheimer Unternehmen 25,1 Prozent der Anteile an dem Hersteller von Industrierobotern erworben. Für den Verkauf seiner Anteile an Midea bekam Voith laut dem Handelsblatt knapp 1,2 Milliarden Euro und machte damit einen deutlichen Gewinn. „Unser Einstieg bei Kuka hat sich strategisch als ein großer Erfolg erwiesen", wurde der damalige Voith-Chef Hubert Lienhard zitiert.
Hoffnungen wurden enttäuscht
Bei Franka Emika dürfte es mit dem Gewinn anders aussehen: Laut dem Branchen-Infodienst VDI Nachrichten hatte Voith die Beteiligung an Franka Emika bereits auf fünf Prozent reduziert. Der Einstieg von Voith bei Franka Emika war 2018 mit großen Erwartungen verbunden: „Voith geht mit der strategischen Partnerschaft mit Franka Emika konsequent den nächsten Schritt in seiner digitalen Agenda“, so der damalige Voith-Konzernchef Stefan Schaller. Voith habe die Robotik als eine strategische Schlüsselkompetenz definiert, um die man das Portfolio ergänzen wolle. Franka Emika wurde 2017 vom Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier mit dem Deutschen Zukunftspreis für die Entwicklung des ersten feinfühligen und lernfähigen Leichtbauroboters ausgezeichnet. Entsprechend groß waren die Hoffnungen in das innovative Unternehmen.