Herr Wilhelm, im zweiten Jahr nun läuft die Vorweihnachts-Spendenaktion der HZ unter dem Dach der Karl-Heinz-Wilhelm-Stiftung. Weiterhin dabei ist die Kreissparkasse, die die Aktion mit 15.000 Euro unterstützt. Was ist das Besondere an dieser Spendenaktion im Vergleich zu den zahlreichen anderen, die es gibt und die um die Weihnachtszeit herum um Spenden bitten?
Hans-Jörg Wilhelm: Meinem Vater, der die Stiftung 1991 gegründet hat, war wichtig, dass wir etwas für die Leser der HZ machen. Deswegen gibt es auch die Begrenzung auf den Landkreis Heidenheim. Die Vorgeschichte dazu besteht darin, dass meine Schwester 1971 bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam und mein Vater damals eine Notrufsäulenaktion gestartet hat. Im ganzen Landkreis wurden damals Notrufsäulen installiert. Später wurde allerdings absehbar, dass diese irgendwann nicht mehr nötig sind, weil inzwischen alle Handys die Koordinaten senden konnten. Mithilfe von Apps, zum Beispiel der App „112 where are you“ kann man heute punktgenau mit Standort Notrufe absetzen. Für meinen Vater war das dann der Punkt zu sagen, wir brauchen etwas Neues. Und das war die Geburtsidee der Karl-Heinz-Wilhelm-Stiftung.
Die Adventsaktion der HZ lief damals aber noch nicht über die Stiftung, sondern von 2013 bis 2022 unter dem Namen „Unsere Hilfe zählt“.
Wilhelm: Genau. Das lief noch parallel, bis die Betreiber dieser digitalen Spendenplattform uns gekündigt haben. Ich habe dann gesagt: Die Idee übernehmen wir. Um das aber dann auf eigene Faust zu machen, hat es noch mal ein Jahr gedauert. Zum Glück war die Kreissparkasse schon vorher mit dabei. Und diese Unterstützung der Kreissparkasse, das hat uns sehr geholfen.
Dieter Steck: Für uns ist es ebenfalls eine Herzensangelegenheit. Zum einen haben wir eine jahrelange, vertrauensvolle und seriöse Zusammenarbeit, zum anderen die gleiche regionale Übereinstimmung. Die HZ und wir haben einen identischen Wirkungskreis, den Landkreis Heidenheim. Obendrein ist uns wichtig, dass Spenden zu 100 Prozent ankommen. Das war für uns der Grund, warum wir miteingestiegen sind.
Wilhelm: Da legen ich und auch die Stiftung ganz großen Wert darauf: Dass keine Verwaltungsgebühren oder Gehälter oder sonst irgendetwas von den Spenden abgezogen werden.
Wenn ich kurz zusammenfasse: Wer für die HZ-Spendenaktion etwas spendet, dessen Zuwendung kommt ohne Abzüge an. Neu ist allerdings, dass nicht mehr so viele Vereine und Gruppen mitmachen, denn die Stiftung hat einen klar umgrenzten Stiftungszweck. Warum ist das so? Kann man das nicht ändern?
Wilhelm: Wir haben das versucht und wollten einen Antrag beim Regierungspräsidium zur Erweiterung des Stiftungszwecks stellen. Das hat sich als enorm kompliziert herausgestellt und wir hätten noch mal 300.000 Euro Stiftungskapital hinzufügen müssen, was wir nicht wollten. Letztlich mussten wir die Idee dann aufgeben. Aber, und lassen Sie mich das sagen: Bei den Anträgen, die uns erreichen, bekommen wir sehr viel mehr unter, als man das anfangs für möglich gehalten hätte. Der Stiftungszweck erlaubt die Förderung von Projekten aus den Bereichen Altenhilfe, Kunst, Kultur und Sport. Das ist ein sehr breites Feld, und wer einen Antrag formuliert, kann und sollte sich fragen, ob er beispielsweise einfach nur Kinder unterstützt oder ob er Kinder im Sport unterstützt. Zweiteres ist konform mit dem Stiftungszweck.
Dass Spenden vor Ort etwas bewirken, steht im Zentrum der HZ-Aktion. Nun gibt es auch dieses Jahr wieder so viele Krisen auf der Welt, dass Spender vor dem Zwiespalt stehen könnten, entweder für internationale Hilfe oder für ein lokales Projekt zu spenden. Wobei die Not im Lokalen – ehrlicherweise – sicher eine andere ist, als in Hungersnot- oder Kriegsgebieten. Was raten Sie Menschen, die ein gewisses Budget an Spenden ausgeben möchten, aber vor genau diesem Zwiespalt stehen?
Wilhelm: Alles uns spenden.
Warum?
Wilhelm: Ganz einfach. Weil die Not in der Welt auch nach Heidenheim getragen wird und hier ankommt. Deswegen finde ich, müssen wir den Bewohnern des Landkreises Heidenheim helfen. Und: Hier ist man vor Ort, hier kann man hergehen und sagen, Herr Wilhelm, zeigen Sie mir mal, was Ihr eingenommen habt und was Ihr damit gemacht habt.
Steck: Man sieht ganz klar, was mit der Spende passiert, und weiß genau, es soll jetzt dieses und jenes konkret beschafft werden für eine gemeinnützige Organisation. Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass es auch bei uns vor Ort genug Not und Elend gibt, das man ehrenamtlich unterstützen muss oder durch Spenden unterstützen kann.
Transparenz ist ein gutes Stichwort. Können Sie einmal erklären, wie dieser ganze Prozess jetzt abläuft? Man spendet und was passiert dann?
Wilhelm: Die Spendenanträge laufen über unser Portal ein und werden von mir kontrolliert. Im Zweifel wird auch noch der Steuerberater hinzugezogen, wenn es ein komplizierter Fall ist. Dann wird das Projekt zur Veröffentlichung freigegeben. Die Redaktion kann dann diesen Antrag in der Zeitung veröffentlichen. Sobald die Aktion vorbei ist, wird der Stiftungsbeirat einberufen. Ich erstelle eine Liste mit den eingegangenen Geldern und jeweils dem Verwendungszweck, falls ein Verwendungszweck angegeben wurde. Über die Gelder, die keinen Verwendungszweck angegeben haben, entscheidet der Beirat. Sprich: an welche Anträge diese noch fließen.
Diese Verteilung wird dann öffentlich gemacht?
Wilhelm: Genau. Nach der Beiratssitzung wird das in der Zeitung veröffentlicht, damit auch hier die Transparenz gegeben ist.
Die Rolle der Kreissparkasse besteht darin, das Spendenkonto kostenlos zu verwalten?
Steck: Wir unterstützen die Aktion zum einen durch das kostenlose Konto und zum anderen mit 15.000 Euro. Wir haben diese Summe im Vergleich zum Vorjahr noch mal erhöht, weil wir davon überzeugt sind, dass der Wirkungsgrad der Aktion dadurch zusätzlich erhöht wird.
Wilhelm: Ja, also ich finde das ganz toll.
Steck: Für uns ist das auch ein Projekt, das auf Dauer angelegt ist. Es ergänzt sich bestens mit unseren weiteren Engagements. Diese sind der Bürgerpreis zusammen mit der Hanns-Voith-Stiftung, die Sparkassen-Bürger-Stiftung und das Engagement der Kreissparkasse selbst.
Haben Sie beide zum Schluss noch ein Thema oder ein Anliegen, das Ihnen jetzt in dieser Weihnachtszeit in Sachen soziales Engagement besonders am Herzen liegt? Bei dem Sie sagen, das hat mich dieses Jahr berührt, das beschäftigt mich?
Steck: Wenn man sich ansieht, wie sich die Gesellschaften in Kernereuropa, aber nicht nur in Europa in der Spaltung befinden, glaube ich, ist jeder Euro gut angelegt und jedes Projekt wichtig, das Menschen zusammenbringt.
Wilhelm: Ich halte es grundsätzlich für enorm wichtig, dass den Menschen, die sich fürs Gemeinwohl in Vereinen einbringen, gezeigt wird, dass sie nicht alleine gelassen werden, sondern dass andere ihnen helfen. Dass Ihr Engagement breit getragen wird. Das ist doch ein unwahrscheinlicher Motivationsschub und ein Motiv, weiterzumachen.
Unsere Hilfe zählt: So kann man spenden
Samstags in der HZ und online unter www.wilhelm-stiftung.de kann man sehen, welche Projekte bei der Adventsaktion dabei sind. Spenden sind möglich per Paypal und per Banküberweisung. Die Bankverbindung ist ebenfalls zu finden unter www.wilhelm-stiftung.de. Dort kann auch direkt online gespendet werden.
Spendenbescheinigungen werden ab einer Spendenhöhe von 300 Euro ausgestellt. Bei Spendensummen darunter fungiert der Überweisungsbeleg als Spendenquittung.