Die Entscheidung ist gefallen, der Auftrag erteilt: Heidenheim erhält ein neues Kunstwerk im öffentlichen Raum. Was der Künstler Malte Bruns an der südlichen Front des Kunstmuseums platzieren wird, hat durchaus Potenzial zum Polarisieren. Eingeweiht wird seine Figur am 5. Oktober dieses Jahres. Bruns gilt manchen als „moderner Dr. Frankenstein mit 3D-Drucker“.
Sollten womöglich angesichts seines Kunstwerks Sympathie und Antipathie im Stadtgespräch wieder aufschäumen, dann knüpfte so ein Kunststreit in Heidenheim an eine reiche Tradition. Schließlich hatten auch etliche Arbeiten, die im Rahmen der von Gabriele Rogowski initiierten Bildhauer-Symposien entstandenen waren, zu heiß geführten Diskussionen geführt, was Kunst ist und sein darf.
Möglich gemacht hat das neue Kunstwerk eine großzügige Gabe von Gabriele Rogowksi. Sie hatte nach dem Tod ihres Ehemanns, des Heidenheimer Ehrenbürgers Dr. Michael Rogowski, bei ihr eingegangene Spenden an den Förderkreis Kunstmuseum (FÖK) weitergeleitet – verbunden mit dem Wunsch, einen Kunstwettbewerb auszuloben.
Plastik kommt an die südliche Frontseite
Als Standort des neuen Kunstwerks wurde die südliche Frontseite des Kunstmuseums festgelegt, wo der Gehweg zum Hellenstein-Gymnasium ansetzt. Eine teils lädierte Schautafel bestimmte hier über Jahre nebst Sträuchern und Fahrradständern den ersten Blick auf das denkmalgeschützte Jugendstil-Gebäude.
Als im November 2023 die mit dem „Kunstprojekt Michael Rogowski“ beauftragte Kunstkommission zum ersten Mal zusammentrat, wusste man, dass dieser räumlich beschränkte Ort „nicht ganz einfach“ zu bespielen sein wird.
Im Vorfeld des Treffens hatten die Mitglieder des von Petra Lange geleiteten FÖK-Vorstands Künstlerinnen und Künstler vorgeschlagen, von denen sie erwarteten, an dieser kniffligen Stelle Kunst schaffen zu können. Erlaubt war vieles: Skulptur, Sound- und Lichtarbeiten oder Eingriffe ins Gebäude unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes. Benannt wurden elf Kunstschaffende, fünf Frauen und sechs Männer.
Breit gestreutes Auswahlverfahren
Da das Werk für den öffentlichen Raum vorgesehen ist, waren von Beginn an Vertreter der Fraktionen im Gemeinderat und ein Vertreter des Fachbereichs Bauen der Stadtverwaltung in das Auswahlverfahren einbezogen. Bürgermeisterin Simone Maiwald war durch ihr Wahlamt und als FÖK-Vorstandsmitglied doppelt integriert. Zudem hatten Gabriele Rogowksi und der Leiter des Kunstmuseums, Marco Hompes, Stimmrecht. Komplettiert wurde die Kommission durch Dr. Melanie Ardjah, Direktorin der Kunsthalle Göppingen, FÖK-Vorsitzende Petra Lange und der Heidenheimer Künstler Rainer Jooß. Nach der ersten geheimen Abstimmung der Jury waren noch fünf Künstler und Künstlerinnen zur zweiten Stufe des Wettbewerbs zugelassen.
Bei der zweiten Sitzung des Kuratoriums am 2. Juli 2024 wurde der Entwurf von Malte Bruns für eine Plastik mit dem ersten Preis bedacht. Drei Erststimmen und zwei Zweitstimmen entfielen auf seinen Vorschlag. Erwarten darf Heidenheim von Bruns eine mannshohe Kreatur aus lackiertem Aluguss, die auf den ersten Blick beunruhigend und gewöhnungsbedürftig wirkt, aber in ihrer Bizzarerie durchaus Charme entwickeln und viele Assoziationen anregen kann.
Bildhauer und Medienkünstler
Malte Bruns, geboren 1984 in Bielefeld, lebt in Düsseldorf. Er studierte an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe und an der Akademie der Bildenden Künste München. An der Kunstakademie Düsseldorf schloss er 2014 sein Studium als Meisterschüler von Georg Herold ab. Schon 2016 war der Künstler für den namhaften Nam June Paik Award nominiert. In den letzten Jahren waren vielfach Einzelausstellungen seiner Kreaturen zu sehen. Bruns ist ein Bildhauer und Medienkünstler.