Unter uns

Wirre Migrationspläne? Da bleibt hier kaum jemand übrig

Wirre Pläne offenbaren ihre Absurdität manchmal noch mehr, wenn man sie zu Ende denkt - findet Marc Hosinner mit Blick auf die Pläne von Rechtsradikalen, bezogen auf den Landkreis Heidenheim.

Das Treffen in einer Potsdamer Villa, bei dem in Anwesenheit von AfD-Politikern die Pläne eines Rechtsextremen zur Deportation von Millionen Menschen aus Deutschland, darunter Flüchtlinge, Migranten und unliebsame Deutsche, besprochen wurden, widert mich auch einige Tage nach der Veröffentlichung an.

Die Pläne sind schlicht ekelhaft. Eigentlich will man sich da gar nicht hineindenken. Doch manchmal wird die Absurdität von Ideen noch deutlicher, wenn man sie zu Ende denkt. Nähmen wir also mal an, es käme tatsächlich zur Deportation. Was würde das für uns hier bedeuten? Für die Städte und die Kommunen im Landkreis Heidenheim?

Der Anteil der Ausländer liegt im Kreis Heidenheim, das belegen Zahlen des Statistischen Landesamtes, bei knapp unter 20 Prozent. Ein Fünftel, oder gut 27.000 Menschen wären dann einfach weg. AFD-Mitglieder nennen das „remigriert“. Zu den Ausländern zählen nicht jene, deren Wurzeln in anderen Ländern liegen, die aber einen deutschen Pass haben. Wie viele das sind, weiß ich nicht, aber ich kenne viele. Ich schätze, das sind auch ein paar Tausend, wenn nicht gar Zehntausend. Weg sind dann sowieso Flüchtlinge und Leute, die nicht so aussehen, wie sich das die Rechtsextremen vorstellen. Menschen, die Texte wie diesen schreiben, sind wahrscheinlich auch irgendwo, nur nicht mehr im Landkreis und auch nicht an der Ostsee, in Berlin oder im Bayerischen Wald.

Türkische Imbisse und Ärzte? Sind dann weg!

Denken wir weiter: Türkische Imbisse sind weg, griechische Restaurants und Pizzerien auch. Amerikanische Schnellrestaurants? Der Thailänder an der Ecke? Weg. Der Großteil der Fahrer von Lieferdiensten? Ganze Handwerkssparten? Männer und Frauen, die unter anderem in der Produktion der Industriebetriebe im Landkreis arbeiten? Auch weg. Pflegekräfte? Ärztinnen und Ärzte? In weiten Teilen auch nicht mehr da.

Große Teile von Fußballmannschaften in der Kreis- und Bezirksliga? Weg. Die Sportart Basketball beim HSB? Nur noch zur Hälfte vorhanden. Das kulturelle Leben? Maximal eingeschränkt.

Wie klingt das? Wer fühlt sich wohl in einer Welt, in der es gefühlt täglich Kartoffeln gibt und die Wochenschauen der Jahre 1933 bis 1945 in Dauerschleife laufen? Ich mich nicht. Sie etwa?

Es wird Zeit, dass sich das alle vor Augen führen. Es lebe die Vielfalt. Schönes Wochenende.

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