Leserbrief

Wo bleibt die soziale Gerechtigkeit?

Leserbrief zur Entwicklung der finanziellen Belastung für die Bürger:

Heute bekam ich eine Abrechnung der Stadtwerke für die gelieferte Energie für das Jahr 2023, auch für die monatliche Abschlagszahlung für 2024. Bei annähernd gleichem Verbrauch an Fernwärme in den vergangenen Jahren war im Februar 2023 ein Abschlag von 284 Euro angesetzt worden. Vorausgesetzt waren damals die Beteiligung des Staates an den Kosten, eine Deckelung des Gaspreises und eine auf sieben Prozent reduzierte Mehrwertsteuer. So wurde auch abgerechnet.

Nun wird mir eine neue Pauschale von monatlich 550 Euro nur für das Gas mit der neuen Mehrwertsteuer von 19 Prozent und bei Wegfall der Kostenhilfe des Staates angekündigt. Das ist nun fast der doppelte Preis. In Anbetracht der allgemeinen ständigen Verteuerungen für den normalen Lebensbedarf ohne Luxus, einer Inflation von zuletzt bis zu zehn Prozent und einer zu erwartenden Rentenerhöhung von gerade mal drei Prozent kann ein Durchschnittsrentner das überhaupt nicht mehr stemmen.

Früher galt mal der Grundsatz „schaffa, spara, Häusle baua“. Wenn man damals 45 Jahre bei einer Wochenarbeitszeit von 45 Stunden gearbeitet hat, war Sparen auch noch möglich. Bei den Konzernen konnte man sagen, wer bei Bosch, Siemens oder Daimler angestellt war, hatte eine Lebensstellung. Heute ist zu lesen, dass Arbeitsplätze in großer Zahl in vielen Bereichen der Industrie abgebaut werden. Bei den heutigen Grundstückspreisen und Baukosten ist nicht mehr daran zu denken, eigene vier Wände zu erstellen.

Man muss sich nicht wundern, dass Fachkräfte fehlen, wenn man vom Staat auch Geld bekommt fürs Nichtstun. Warum sorgt man nicht dafür, dass die Menschen vom Einkommen leben können? Wo bleibt da die soziale Gerechtigkeit? Wo bleibt eine Gewerkschaft für die Rentner, die vor das Kanzleramt ziehen und mit ihren Rollatoren demonstrieren? Die Gewerkschaften von Bahn und Luftfahrt streiken einfach und verursachen Schäden in Millionenhöhe, nur um weniger arbeiten zu müssen bei gleichem Lohn, oder um zweistellige Lohnerhöhungen zu erhalten. Da kann man nur sagen: armes Deutschland.
Jochen Jakob, Heidenheim

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