Eineinhalb Jahre lang kündete ein Plakat auf einem Grundstück im Gewerbegebiet in den Seewiesen davon, dass die BRH-Rettungshundestaffel hier ein Kompetenzzentrum bauen wird, im Oktober 2022 fand sogar ein Spatenstich statt. Doch inzwischen ist das Plakat verschwunden, auf dem brachliegenden Gelände werden derzeit große Kabeltrommeln gelagert. Was ist geschehen?
„Das Grundstück wäre für unsere Zwecke bestens geeignet gewesen, und dass es uns die Stadt Heidenheim in Erbpacht zur Verfügung gestellt hätte, war ein großes Entgegenkommen“, sagt Uwe Köninger, Vorsitzender der BRH-Rettungshundestaffel. Letzten Endes sei der Neubau jedoch an der Finanzierung gescheitert. „Die Baupreise sind innerhalb kurzer Zeit dermaßen in die Höhe geschossen, dass der Bau einfach nicht finanzierbar war, zumal wir auf Spenden und unsere Mitgliedsbeiträge angewiesen sind und keine öffentliche Unterstützung bekommen“, so der Vorsitzende. Zu Beginn der Planungen war man für ein zweistöckiges Gebäude mit rund 160 Quadratmetern von Baukosten in Höhe von 200.000 Euro ausgegangen, die Angebote beliefen sich dann jedoch auf 300.000 bis 400.000 Euro.
Noch Renovierungen am neuen Gebäude nötig
Nachdem sich gezeigt habe, dass ein Neubau keine Option sei, habe man eine Containerlösung untersucht. „Es hat sich gezeigt, dass das machbar wäre, aber dann wurde uns von den Kleintier- und Geflügelzüchtern in Herbrechtigen deren Gebäude zum Kauf angeboten“, sagt Köninger. Da das Haus den Vorstellungen und Wünschen der Hundestaffel gerecht wird, es eine gute Substanz hat und es auch noch günstiger war als eine Containerlösung in den Seewiesen, habe man zugegriffen. „Wir haben das Gebäude gekauft und sind derzeit schon dabei, uns einzurichten.“ Zwar gelte es, noch einiges zu renovieren und zu modernisieren, doch könne das zukünftige Kompetenzzentrum schon jetzt genutzt werden, erklärt Köninger. Im Frühjahr kommenden Jahres soll das Gebäude dann endgültig renoviert und fertiggestellt sein.
Entstehen werden hier dann neben der Einsatzzentrale der Rettungshundestaffel auch ein Seminarraum und ein Aufenthaltsraum. „Schon jetzt haben wir unsere Fahrzeuge und vieles von unserem Material an den neuen Standort gebracht, das wird im Laufe der Zeit noch mehr“, so Köninger. „Wichtig war uns vor allen Dingen ein Raum für die Aus- und Fortbildung.“ Bislang hatte die im Jahr 2000 in Heidenheim gegründete Hundestaffel kein eigenes Domizil. Lange trafen sich die Mitglieder im Heidenheimer Tierheim zu Besprechungen, mit den Hunden wurde im Wald trainiert.
Spezialisiert auf die Suche nach Menschen
Derzeit zählt der Heidenheimer Verein 45 aktive Mitglieder. Insgesamt gibt es Köninger zufolge drei Abteilungen: Die Biologische Ortung, der derzeit zehn Hunde und 15 Hunde in Ausbildung angehören, kümmert sich entweder als Mantrailer um die Suche nach den Spuren einzelnen Menschen oder um die Flächensuche, beispielsweise in Waldgebieten. In der Technischen Ortung wird mit Drohnen, teils mit Wärmebildkameras, in Zusammenarbeit mit Mensch und Hund nach Menschen gesucht, und zusätzlich verfügt der Verein über eine Sanitätseinheit. Eine Abteilung zum Aufspüren der Afrikanischen Schweinepest ist Köninger zufolge derzeit im Aufbau.
„Wir arbeiten alle ehrenamtlich und das bedeutet für alle sehr viel Engagement“, so der Vorsitzende. Vor allen Dingen die Aus- und Weiterbildung erfordere sehr viel Zeit. Durchschnittlich verzeichnet die Rettungshundestaffel rund zwölf Einsätze im Jahr, „die meisten finden nachts statt, was für alle Beteiligten besonders aufwändig und arbeitsintensiv ist“. Auch deshalb ist Köninger sehr froh, dass die Suche nach einem festen Domizil nun ein Ende hat: „Endlich können wir uns wieder voll und ganz auf unsere eigentliche Arbeit und Aufgabe konzentrieren.“
Zukunft des Grundstücks ist offen
Die Heidenheimer Rettungshundestaffel ist Mitglied im Bundesverband Rettungshunde, in diesem sind 90 Hundestaffeln aktiv. Damit ist der Verein der größte Verband seiner Art. Allein in Baden-Württemberg gibt es 19 Staffeln.
Der Stadtverwaltung zufolge wird in Abstimmung mit der Rettungshundestaffel derzeit daran gearbeitet, den gemeinsam geschlossenen Erbbaurechtsvertrag für das Grundstück im Gewerbegebiet In den Seewiesen aufzulösen. Das müsse allerdings notariell begleitet werden und sei in Vorbereitung. Aktuell nutzt eine Firma, die am geförderten Glasfaserausbau in den „weißen Flecken“ arbeitet, die Fläche als Lager.