Ludwig van Beethoven, „Fidelio“: Um was geht's? Freiheit, sagen die meisten. Und das ist schon mal nicht schlecht. Bloß: Freiheit, was ist das?
Die französischen Revolutionäre einst hatten die Freiheit ganz oben und zuerst auf ihre Fahnen geschrieben. Noch vor Gleichheit und Brüderlichkeit. Aus dem Revolutionär Bonaparte wurde ein am Ende auf unzähligen Kriegsopfern abgedankter Kaiser, der Napoleon-Fan Beethoven hörte auf, für den Bewunderten zu schwärmen, der „Fidelio“-Ur-Librettist Bouilly war ein gewendeter Jakobiner – und die, wenn man so will, Ur-Leonore war tatsächlich eine junge französische Adlige, die ihren Mann aus den Kerkern der Revolution befreite.
Das mal nur so nebenbei zum Thema Freiheit aus den Freiheitsjahren rund um Entstehung, Uraufführung und Durchbruch der Oper „Fidelio“, deren Liveübertragung aus der Met in New York am Samstag für großen Andrang im Heidenheimer Kino-Center sorgte.
Superstar in Mutterschutz
Bei der Gelegenheit ging’s in der in einem US-Knast des 20. Jahrhunderts spielenden, handwerklich gelungenen und von den Kameraleuten fürs Kinopublikum diesmal ausnehmend interessant und fesselnd aufbereiteten Inszenierung von Jürgen Flimm selbstverständlich auch um die wahre Liebe, die nichts fürchtet. Das hatte erzählerisch alles Hand und Fuß. Und gesungen wurde es auf höchstem Niveau von einem bemerkenswert auf vokaler Augenhöhe agierenden Ensemble, aus dem selbstverständlich Sopran-Superstar Lise Davidsen bei ihrem letzten Auftritt vor dem Mutterschutz dann noch einmal herausragte.
Mächtig Betrieb im ebenfalls großartig besetzten Orchestergraben machte darüber hinaus die finnische Dirigentin Susanna Mälkki, der es höchst eindrucksvoll gelang, gar nicht erst an die Oberfläche kommen zu lassen, was man am Sinfoniker Beethoven in Sachen Oper monieren könnte und die darüber hinaus gleichzeitig ebenso das nicht ganz kleine Kunststück fertigbrachte, die Musik des, was die Behandlung von Gesangsstimmen anbelangt, wiederum nicht gerade zur Weltklasse zählenden Beethoven so fließen zu lassen, dass die Sänger auffallend anständig atmen konnten.
Weiter geht’s am Met-Kino in Heidenheim am Samstag, 26. April, ab 19 Uhr mit dem Stück eines Supersängerflüsterers: Mozart, „Le nozze di Figaro“.