Fundstück im Schlossmuseum Heidenheim

Ausstellung "Ausgepackt": Wo Hunde zu Löwen werden

"Ausgepackt" lautet das Motto im Heidenheimer Schlossmuseum, wo eine alte Sammlung neu entdeckt wird, aus der wir besondere Schaustücke vorstellen. Heute: Thea Voiths japanisches Souvenir.

Ausstellung "Ausgepackt": Wo Hunde zu Löwen werden

Ein berühmter rosaroter Zeichentrick-Panther hätte jetzt zwei Fragen: „Wer hat an der Uhr gedreht?“ Und: „Ist es wirklich schon so spät?“ Tatsächlich. Kaum hat die Museumssaison auf dem Heidenheimer Schlossberg begonnen, da ist sie auch schon wieder vorbei. Oder, etwas anders formuliert: Gestern noch April, morgen schon November. Jedenfalls schließt in zweieinhalb Wochen auch das Schlossmuseum und fällt dort die Ausstellung „Ausgepackt“ in den Winterschlaf. Und ehe sie im kommenden Frühjahr in neuer Zusammenstellung in die dritte Runde gehen wird, hätten wir noch einen Tipp in Sachen der momentan präsentierten Form der Schau.

Bekanntlich lautet im Schlossmuseum das Motto „Alte Sammlung, neu entdeckt“. Und die Sammlung, von der hier die Rede ist, wurde in den vergangenen 120 Jahren zusammengetragen und geht auf die Initiative des Gymnasialprofessors Eugen Gaus (1850 – 1934) zurück, der im Jahre 1901 in Heidenheim den Heimat- und Altertumsverein gründete. Angesammelt hat sich seither so einiges. Rein zeitlich betrachtet, deckt die 1993 in den Besitz der Stadt übergegangene Sammlung über 50.000 Jahre ab, beginnend mit Fundstücken aus der unterhalb des Schlosses entdeckten Heidenschmiede, einem Rastplatz der Neandertaler.

Heidenheimer Weltreisende

Großen Raum in der Sammlung nehmen Souvenirs ein, die nicht selten in Sachen Geschäft weltreisende Heidenheimer des großbürgerlichen Milieus mitbrachten, vor allem Mitglieder der Industriellenfamilien Voith, Hartmann, Meebold oder Zoeppritz, die immer auch eine wichtige Rolle in den Reihen des Heimat- und Altertumsvereins spielten.

Erst 2010 gelang es, auf dem Schlachthofareal ein provisorisches Depot für einen großen Teil der Sammlung einzurichten. Nach dessen Abriss schaffte man es 2019, zirka 80 Prozent des Sammlungsbestandes in einem Zentralmagazin in der Schmelzofenvorstadt einzulagern. Nun erst war es möglich, sich einen mehr oder weniger umfassenden Eindruck über den tatsächlichen Sammlungsbestand zu machen, wobei Überraschungen und Neuentdeckungen nicht ausblieben. Folgerichtig werden in der Ausstellung auch Objekte gezeigt, die noch nie in der Öffentlichkeit zu sehen waren. Zum Beispiel: der japanische Löwenhund.

Dieser thront auf dem Deckel eines vermutlich aus Japan stammenden Porzellangefäßes, das wiederum zu einer kleinen Einheit von Objekten gehört, die Thea Voith im frühen 20. Jahrhundert erwarb und dem Museum stiftete.

Victorias Kriegsbeute

Das Thema dieser Objekte ist der asiatische Wächterlöwe. Diese Schutz- und Glücksfigur kam mit der Ausbreitung des Buddhismus im 3. Jahrhundert aus Indien nach China und nachfolgend im 6. Jahrhundert auch nach Japan. Da es in Ostasien keine Löwen gab, glich man das Aussehen den vorhandenen Pekingesenhunden an.

Der Pekingese, ein Hund, der in Deutschland gemeinhin als Pekinese gehalten wird, kommt ursprünglich aus China, wo er früher ausschließlich dem Kaiserhaus als Palasthund vorbehalten war. Nach Europa kamen Pekingesen erst im 19. Jahrhundert. Und zwar folgendermaßen: Nach der Eroberung Pekings durch britische Truppen im Zweiten Opiumkrieg 1860 wurden im kaiserlichen Palast auch fünf Pekingesen erbeutet und mit nach England genommen. Einen erhielt Queen Victoria, die ihn "Looty" rief (loot ist das englische Wort für Kriegsbeute). Im Jahr 1900 erschienen die ersten Pekingesen in Deutschland.

Aus der Sammlung von Thea Voith übrigens stammen auch die heute in der ehemaligen Heidenheimer Schlosskirche präsentierten Exponate spätgotischer und barocker europäischer Kirchenkunst. Thea Voith wiederum war die Gattin von Dr. Walter Voith, dem ältesten von drei Söhnen Friedrich Voiths, dem 1904 die Leitung des neuen Zweigwerks in St. Pölten übertragen wurde, dem er bis 1944 vorstand.

Nur noch bis Ende Oktober geöffnet

Die Ausstellung „Ausgepackt“ im Schlossmuseum in Heidenheim ist nur noch bis zum 30. Oktober von Dienstag bis Samstag von 11 bis 16 Uhr und sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Führungen für Gruppen oder museumspädagogische Angebote, etwa für Schulklassen, sind auf Anfrage (Tel. 07321.327-4710, museen@heidenheim.de) auch außerhalb der Öffnungszeiten möglich.

Jetzt einfach weiterlesen
Jetzt einfach weiterlesen mit HZ
- Alle HZ+ Artikel lesen und hören
- Exklusive Bilder und Videos aus der Region
- Volle Flexibilität: monatlich kündbar