Autorennen inklusive

Für die „Königin der Instrumente“: In Heidenheim findet am Sonntag ein Orgel-Erlebnistag statt

Kino, Kaffee, Konzert: Um Spenden für die Renovierung der Orgel in der Heidenheimer Christuskirche zu sammeln, wird dort am Sonntagnachmittag allerhand geboten.

Die Christuskirche kommt zurzeit nicht aus den Schlagzeilen. Am vergangenen Sonntag wurde eine Ausstellung eröffnet, die ausdrücklich in Dialog mit der dort seit jeher vorzufindenden Kunst tritt – und am kommenden Sonntag ist die Musik an der Reihe und wird sich alles um die Orgel drehen.

Die Orgel der Christuskirche ist eine Link-Orgel, in Giengen gebaut im Jahr 1960. Die Orgel der Christuskirche ist aber auch eine Bornefeld-Orgel, denn das Instrument wurde von der Firma Link nach den eindeutigen Vorgaben des damaligen Heidenheimer Kirchenmusikdirektors Helmut Bornefeld gebaut, der hier, sehr vereinfachend formuliert, seine vor allem jegliche Romantik aussparenden, gewissermaßen neobarock-modernen Klangvorstellungen umsetzen ließ.

Einzigartiger Klang

Es ist das Klangkonzept, das dieses mit 26 Registern mittelgroße Instruments einmalig macht. So einmalig, dass die Orgel der Christuskirche, wie die Kirche als solche selbst, unter Denkmalschutz steht. Leonard Hölldampf, als Heidenheimer Bezirkskantor einer von Bornefelds Nachfolgern im Amt, sagt: „Heidenheim besitzt da ein absolutes Kulturgut.“ Und wenn er den Sound der Orgel plakativ in wenige Worte fassen müsste, dann würde er ihn so charakterisieren: „Herb und bunt.“ Wobei sich die sagenhafte Farbigkeit des Instruments vor allem in den ungewöhnlichen Oberstimmen manifestiert, wo nicht zuletzt Septimen und Nonen den Ton angeben und sich alles andere als alltägliche Stimmen wie etwa ein Nonen-Kornett finden. „Das alles“, sagt Leonard Hölldampf, „ist selbst für Bornefeld-Orgeln extrem.“

Wenn man demnächst 64 wird, kommt man, auch als Orgel, so langsam in die Jahre. Und was nun die Orgel der Christuskirche anbelangt, so ist diese, etwas weniger freundlich formuliert, sehr sanierungsbedürftig. Elektrik und Mechanik arbeiten nicht mehr zuverlässig, einige Holzpfeifen weisen Risse auf, manche Metallpfeifen sind ebenso schadhaft wie das Leder an den meisten Bälgen hart und rissig.

Die Kosten

Das alles und noch ein bisschen mehr muss repariert werden. Und das kostet Geld: Schätzungsweise zwischen 90.000 und 100.000 Euro. Das ist schon länger bekannt. Doch nun kommt so richtig Bewegung in die Sache. Denn inzwischen hat man über 40 Prozent der genannten Summe beisammen und im Rahmen einer beschränkten Ausschreibung drei württembergische Orgelbaufachbetriebe um Kostenvoranschläge in Sachen Renovierung gebeten.

Bis an diesen Punkt gelangt ist man erstaunlich schnell. Noch im September hatte man für die Orgelrenovierung erst knapp 23.000 Euro auf der Seite, die aus Rücklagen der Gesamtkirchengemeinde und aus dem Budget der Heidenheimer Orgelstiftung flossen, nicht zuletzt aber mit 12.500 Euro aus einem Topf für Orgelrenovierungen von Instrumenten mit besonderem Wert der Berthold-Leibinger-Stiftung mit Sitz auf Schloss Hochdorf in Eberdingen bei Ludwigsburg stammten, die sich der Förderung von Kultur, Wissenschaft, Kirche und Sozialem verschrieben hat.

Schnelle Spender

Jetzt, gerade einmal fünf Monate später, hat man bereits über 40.000 Euro zur Verfügung, weil in dieser bemerkenswert kurzen Zeit die erkleckliche Summe von 18.000 Euro rein durch Spenden eingegangen ist. Teils wurde bei Kollekten in Gottesdiensten gespendet, teils bei Benefizkonzerten für den Renovierungszweck, vor allem aber aus gänzlich freien Stücken. Leonard Hölldampf jedenfalls ist hocherfreut und sehr zufrieden mit dem bisherigen Verlauf der Aktion.

Und er setzt nun noch eins drauf in Sachen Benefizkonzert. Für kommenden Sonntag, 25. Februar, ist ein regelrechter Orgel-Erlebnistag in der Christuskirche ausgerufen. Es gibt Konzert, Kaffee, Kino und zwischendurch auch Improvisationen und einen Imbiss. Dazu werden Orgelführungen gereicht. Es ist also einiges geboten. Und gleich drei Organisten sind mit von der Partie, neben Leonard Hölldampf noch Peter Schleicher von St. Elisabeth in Stuttgart und Benedikt Nuding, der an der Basilika in Ellwangen wirkt.

Lauftoccata

Los geht’s um 16 Uhr mit Konzertmusik von unter anderem Buxtehude, Bach und Bornefeld. Von 16.45 Uhr bis 17.15 Uhr können sich Besucher ein Tässchen Kaffee und eine Orgelführung gönnen. Ab 17.15 Uhr werden Peter Schleicher und Benedikt Nuding an der Orgel der Christuskirche improvisieren. In dieser Disziplin, so schwärmt Leonard Hölldampf, spielten die beiden Kollegen „im südwestdeutschen Raum in der höchsten Liga“.

Wobei es hierbei am Sonntag nicht immer bierernst zugehen soll. So ist eine Lauftoccata geplant, bei der alle drei Organisten, ungefähr so wie bei der „Mäxle“ genannten Tischtennis-Variante, in einer Art Rundlauf zwischen zwei Orgeln pendeln, um an jeder ein dort vom Vorläufer hinterlassenes Thema weiterzuspinnen. Zu diesem Zweck wird am Sonntag als zusätzliches Instrument die Truhenorgel aus der Pauluskirche in der Christuskirche platziert werden. An diesen musikalischen Sport schließen sich ab 18 Uhr weitere Orgelführungen und Möglichkeiten zu einem Imbiss an.

Zwei Filme

Den Abschluss des Abends bildet dann, wenn man so will, der Gipfel der Improvisation, nämlich ab 18.30 Uhr die Vorführung zweier kurzer Stummfilme aus den 1920er Jahren, zu denen Live-Musik an der Christuskirchenorgel gespielt wird. Welche Musik das sein wird, muss sich erst noch herausstellen. Welche Filme gezeigt werden, weiß man indessen schon: In „Lizzies of the Field“ gibt es Aufregung um ein Autorennen, und in „Schachfieber“ spielt man sicherlich kein Roulette.

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Eintritt frei und auch zwischendrin möglich

Der Eintritt zum Orgel-Erlebnistag in der Heidenheimer Christuskirche am kommenden Sonntag, 25. Februar, ab 16 Uhr ist frei und zu allen im Text weiter oben genannten weiteren Uhrzeiten möglich. Spenden werden nicht zurückgewiesen, das Geld wird selbstverständlich für die Renovierung der Christuskirchenorgel verwendet werden.

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