Die beiden kennen sich gut. Und sie können gut miteinander. Bei der Arbeit auf der Opernbühne, aber auch privat. „Sie ist meine Trauzeugin“, verrät Andreas Baesler. Er ist der Regisseur für „Alzira“ bei den Heidenheimer Opernfestspielen. Und sie ist Tanja Hofmann, die Bühnenbildnerin für die unbekannteste aller unbekannten Verdi-Opern.
Zahlreich sind die Arbeiten von Andreas Baesler und Tanja Hofmann fürs Musiktheater. Beide sind sie seit langer Zeit international unterwegs. Und nicht selten sind sie das zusammen. So wie in Heidenheim. „Ich habe mich sehr gefreut, dass das hier mal geklappt hat“, sagt Andreas Baesler. Denn beinahe hätte es das schon viel früher. „Ich war tatsächlich mal in den 1990er Jahren in Heidenheim“, erzählt der Regisseur. „Damals hatte sich über Umwege ein Kontakt ergeben.“ Aber zu einer Zusammenarbeit mit den Opernfestspielen war es dann doch nicht gekommen. Da mussten noch einmal dreißig Jahre ins Land ziehen.
Die Uraufführung war ein Erfolg, aber in der falschen Stadt
Tanja Hofmann freut sich ebenfalls. Nicht zuletzt auch wegen der ganz eigenen Festivalstimmung. „Das ist dann doch noch einmal ein ganz anderes Arbeiten als auf dem Theater. Ich mag das sehr.“ Sowohl sie als auch Andreas Baesler haben hier bestätigt gefunden, was sie erwartet hatten. „Heidenheim ist ein Begriff in der Szene, und die Organisation ist hochprofessionell“, sagt der Regisseur, der seit 2017 das Institut für Musiktheater an der Musikhochschule Mannheim leitet.
Und, hat jemals einer der beiden zuvor schon mal „Alzira“ gemacht? „Nein“, lautet die zweifache Antwort. Andreas Baesler lacht: „Wer was anderes behauptet, bei dem sollte man genau hinschauen.“ Die Oper wird einfach so gut wie nie gespielt. „Sie ist ein blinder Fleck in Verdis Schaffen und nach der Uraufführung völlig von der Bildfläche verschwunden, woran Verdi nicht ganz unschuldig war.“ Der Komponist hatte seine Oper nämlich mal als hässlich bezeichnet.
Was wiederum weder Tanja Hofmann noch Andreas Baesler nachvollziehen können. „Die Uraufführung war ja nicht einmal ein Misserfolg. Wahrscheinlich war Neapel nur der falsche Ort dafür, denn der Publikumsgeschmack, der dort vorherrschte, war 1845 ein ganz anderer als der in Norditalien, wo Verdi bislang seine Opern herausgebracht hatte“, sagt der Regisseur. „Das Stück hat mich ungemein gereizt, ich finde, man kann da richtig was herausholen, auch die Handlung gehört ja keineswegs zu den ganz absurden. Alles ist knapp und stringent gehalten in dieser mit anderthalb Stunden Spieldauer kürzesten aller Verdi-Opern.“
Andrea Baesler ist ein Fan der frühen Opern von Verdi
Ohnehin gibt sich Andreas Baesler als Fan der frühen Opern von Giuseppe Verdi zu erkennen. Was deren Inszenierung anbelangt, so gilt für ihn der Grundsatz, „dass man sie nicht illustrieren oder dekorieren sollte“. Auch tagespolitisch aktuell auf die Bühne bringen will er die Geschichte, in der es auch um Inkas und Spanier, um Kolonialismus und die Unterjochung eines überfallenen Volkes geht, nicht. „Das wäre eindimensional.“ Mehr verraten wird nicht. Man soll sehen. Und hören.
Und warum sollte man diese Oper hören und sehen? „Weil 'Alzira' wie ein guter Kinofilm ist“, sagt Andreas Baesler. „Das ist italienische Oper in ihrer originären Form. Und wer weiß, wann man überhaupt mal wieder die Gelegenheit bekommt, diese Oper zu erleben. Ich weiß von einigen Bekannten, dass sie die Chance beim Schopf packen und eigens nach Heidenheim reisen, um tatsächlich mal dieser Oper begegnen zu können.“
Nach Heidenheim geht’s für Tanja Hofmann und Andreas Baesler übrigens ohne Verdi weiter. Die Kostümbildnerin macht „Lohengrin“ in Bremen, der Regisseur kümmert sich in Mannheim um einen Doppelabend mit Ernst Kreneks „Der Diktator“ und Paul Hindemiths „Hin und zurück“.
Zweimal im Festspielhaus
Giuseppe Verdis „Alzira“ steht bei den Heidenheimer Opernfestspielen am Donnerstag, 18. und am Samstag, 20. Juli, jeweils ab 20 Uhr im Festspielhaus auf dem Programm. Eintrittskarten im Vorverkauf gibt es im Ticketshop des Pressehauses in Heidenheim.