Dagobert Duck wienert seinen Goldschatz fast täglich. Andere Schätze müssen länger auf eine Pflegebehandlung warten. Der Heidenheimer Schatz, von dem hier die Rede sein soll, musste 65 werden, um mal durchgereinigt zu werden. Dafür geschieht das jetzt so richtig. Mit allem Drum und Dran. Und mit Putzen allein ist es nicht getan. Sie wird rundum saniert und restauriert, die Bornefeld-Orgel in der Christuskirche.
Doch ehe davon berichtet werden soll, sollte vielleicht erst einmal geklärt werden, warum es sich bei dieser Orgel um einen regelrechten Schatz handelt. Nun, sie ist tatsächlich von einer Art, wie man sie so kein zweites Mal findet. Und zwar weltweit. Es ist das Klangkonzept, das dieses mit 26 Registern mittelgroße Instrument einmalig macht. „Heidenheim besitzt da ein absolutes Kulturgut“, sagt der Bezirkskantor Leonard Hölldampf. Er muss es wissen. Und er hat es sogar schriftlich. Denn auch der Orgelsachverständige der evangelischen Landeskirche spricht ein Urteil, das keinen Widerspruch duldet. Thomas Haller charakterisiert die Konsequenz des Klangkonzeptes der Christuskirchenorgel in einem Gutachten jedenfalls eindeutig: „Alleinstehend, ohne Beispiel und Nachahmung.“

Herb und bunt
Um es etwas salopp und vereinfachend zu sagen: Es ist also der Sound der Orgel, der sie zu etwas absolut Besonderem in der Orgelwelt macht. Und wenn Leonard Hölldampf diesen Sound plakativ in wenige Worte fassen müsste, dann würde er ihn so charakterisieren: „Herb und bunt.“ Wobei sich die sagenhafte Farbigkeit des Instruments vor allem in den ungewöhnlichen Oberstimmen manifestiert, wo nicht zuletzt Septimen und Nonen den Ton angeben und sich alles andere als alltägliche Stimmen wie etwa ein Nonen-Kornett finden. „Das alles“, sagt Leonard Hölldampf, „ist selbst für Bornefeld-Orgeln extrem.“
Womit nun wieder der Name gefallen wäre, der in diesem Instrument gewissermaßen mitklingt. Die Heidenheimer Christuskirchenorgel ist eine Bornefeldorgel. Gebaut wurde sie 1960 von der Giengener Firma Link. Und zwar nach den eindeutigen Vorgaben des damaligen Heidenheimer Kirchenmusikdirektors Helmut Bornefeld, der hier, wieder sehr vereinfachend formuliert, seine vor allem jegliche Romantik aussparenden, gewissermaßen neobarock-modernen Klangvorstellungen umsetzen lassen konnte.

Das leere Gähnen
Momentan allerdings hat sich’s was mit Sound. Die Orgel ist als solche gar nicht mehr wiederzuerkennen. Der Spieltisch: zerlegt. Die Pfeifen: alle draußen. Ausgebaut. Sogar umgezogen. Auf die Besucherempore gegenüber, von wo man die Auswirkungen des Großreinemachens als Gesamtansicht präsentiert bekommt und das leere Gähnen dort, wo sonst die Orgel prangt, noch einmal besonders wahrnehmen kann.
Bis Februar dieses Jahres war die Orgel in der Christuskirche sanierungsbedürftig. Seit Februar wird sie saniert. Unübersehbar. Und von der Firma Link aus Giengen, woher sie einst auch kam. Elektrik und Mechanik der Orgel arbeiteten nicht mehr zuverlässig, einige Holzpfeifen wiesen Risse auf, manche Metallpfeifen waren ebenso schadhaft wie das Leder an den meisten Bälgen hart und rissig. Das alles und noch viel mehr.

Über 10.000 Teile
Und alles muss raus aus dem Gehäuse, aus dem Spieltisch, ob groß, ob klein: Über 10.000 verschiedene Teile sind es wohl, die einzeln in die Hand genommen wurden oder noch werden, ausgebaut, wieder eingebaut, repariert, restauriert, gereinigt. Das Pfeifenputzen übernahmen Organisten aus dem Bezirk. Hier gingen über 2000 einzelnen Teile durch die Hände der ehrenamtlichen Helfer.
Altes durch Neues ersetzt wird dabei nur in Ausnahmefällen. Verschleißteile wie die Balgleder fallen darunter. Oder die Schleifenzugmagnete, denn solche in der Art, wie sie vor 65 Jahren verbaut worden waren, werden inzwischen gar nicht mehr hergestellt. Neu ist auch der Windkanal, denn die Windversorgung der Orgel war wohl tatsächlich noch nie ganz optimal.

Unterm Strich entsteht hier also mitnichten ein neues Instrument, sondern eine neue Einheit im alten Sinne. „Der Klangcharakter der Orgel wird erhalten“, sagt Leonard Hölldampf. Letztendlich sogar mehr als das. „Dadurch, dass die Register nun wieder in sich ausgeglichen klingen, wird der Klangcharakter noch einmal geschärft. Die Orgel wird nun so klingen, wie sie klingen sollte, wird genau das Klangbild zeigen, das sie haben sollte.“ Bis Pfingsten soll es so weit sein.
Was es kostet, wie man spendet
Schätzungsweise 100.000 Euro wird die Restaurierung der Bornefeldorgel in der Christuskirche am Ende kosten. Das Geld fließt aus Rücklagen der Gesamtkirchengemeinde, hinzu kommen eine finanzielle Unterstützung durch die Heidenheimer Orgelstiftung und nicht zuletzt 12.500 Euro aus einem Topf der Berthold-Leibinger-Stiftung für Orgelrenovierungen von Instrumenten mit besonderem Wert. Der Rest sind Spenden. Und wer spenden möchte, kann dazu mehr via Internet unter www.kirchenmusik-heidenheim.de/orgel erfahren.