Boomer versus Gen Z: Ein Kampf der Generationen? Tatsächlich, hat die Auseinandersetzung zwischen Jugend und Alter ein historisches Ausmaß. Denn wie Max Hoffmann, Mitglied des Kollektivs Whild Stage und mit Reika Novak Vorbereiter des dritten Salon-Abends im Kunstmuseum, beim Nachblättern feststellen konnte, hatte sich schon der Philosoph Sokrates über die Jugend beschwert.
2000 Jahre später ist das gesellschaftliche Miteinander noch um einiges komplexer geworden, und damit hat sich auch das Feld potenzieller Dissonanzen ausgeweitet. Diesen widmet sich nicht nur die Wissenschaft, sie sind ebenfalls ein gern angeschlagenes Thema in Talkrunden. Denn ein Streit – und sei es nur die Behauptung dessen – ist ja immer gut für Einschaltquoten und Clickbaiting.
Ein kleines Quiz zu Gegebenheiten früher und heute brachte die Diskussion beim Salonabend am vergangenen Donnerstag schnell in Fahrt. Doch selbst wenn unterschiedliche Auffassungen aufeinander prallten – ob etwa der Brenzpark ein durch Zaun geschützter Bereich oder auch für Jugendliche ein offener Treffpunkt sein sollte – hörte man einander doch zu. Und so durfte die ältere Generation vernehmen, dass die junge Generation bei der Rente nur eines für sicher hält: dass sie keine oder viel zu wenig bekommen wird.
Und die Älteren durften mitnehmen, dass wenn es um Bezahlung von Leistung und Aufstiegschancen im Beruf geht, Frauen weiterhin das Nachsehen haben. Gar ein eigenes Haus zu haben, sieht die Jugend eher außerhalb ihrer finanziellen Reichweite, und sie erschreckt sich vor der Überfülle an Möglichkeiten, die sich schon bei Alltagsentscheidungen vor einem auftun. „Ich ziehe mich dann zurück“, sagte Reika Novak.
Auf Augenhöhe
Die Jüngeren konnten dafür mitnehmen, dass Prägungen sich oft erst über mehrere Generationen ändern, die Mütter der Boomer noch nicht einmal über ein eigenes Konto verfügen durften und der Mann bestimmte, ob die Frau arbeiten darf. Und sie durften mitnehmen, dass auch die Boomer in ihrer Jugend sich eingeengt und missverstanden fühlten und Freiheiten erstreiten mussten. „Wir sehen viele lose Enden vor uns“, konstatierte eine Teilnehmerin, „wir sollten sie zusammenführen.“
Solch ein Verknüpfer der Generationen an diesem Abend war der Künstler Rainer Jooß, der viel aus seinem Leben zu erzählen wusste und auch, wie es gelingt, sich selbst Ziele zu setzen. So ging man nach gut zwei Stunden im Guten auseinander und mit der Erfahrung, dass Gen Z und Boomer miteinander sprechen können: auf Augenhöhe.
Für Anja Marrack, die Leiterin des Bereichs Bildung und Vermittlung an den Museen und selbst Boomerin, hat sich das Format des Salonabends etabliert. Es würden aber schon noch mehr Interessierte im Salon Platz finden.