Das Votum des Gemeinderats war einstimmig: Alle Anwesenden sprachen sich Ende März dafür aus, zum Schutz von Veranstaltungen in der Innenstadt provisorische Absperrungen anzuschaffen. Hauptsächlich sind das Gleitwände aus Beton, die den Eugen-Jaekle-Platz zur Bundesstraße hin abschirmen. Sie sorgen aber dafür, dass sich – auch aus Sicht von Stadträtinnen und Stadträten – Radfahrer in diesem Bereich jetzt unwohl fühlen.
Mit der Erfahrung aus einigen Tagen persönlichen Erlebens ausgestattet, mahnte Dr. Andreas Brosinger (CDU) jetzt, die Radfahrer hätten das Gefühl, zwischen Fahrbahn und Betonsperre eingezwängt zu sein. Trete plötzlich ein Hindernis auf, so sei ein Ausweichen auf den Platz nicht möglich. Ähnlich formulierte es Norbert Fandrich (Linke). Halte jemand mit seinem Auto auf dem Radstreifen, könnten Zweiradfahrer nicht nach rechts steuern.
Auf der anderen Seite bestehe die Gefahr, von einem Lastwagen überrollt zu werden. „Die Sicherheit ist an dieser Stelle minimiert worden“, gab Fandrich zu bedenken. Er wollte sich dem Einwand von Oberbürgermeister Michael Salomo nicht anschließen, auf einem Radweg sei Parken verboten, die Stadt könne jedoch nicht vorbeugend alle denkbaren Zuwiderhandlungen in ihren Planungen berücksichtigen.
Auf der Suche nach einer Lösungsmöglichkeit schlug Peter Barth (CDU) vor, die Barrieren etwas weiter auf den Platz zu verschieben. Dem stehen laut Salomo allerdings die im Boden versenkten Versorgungsanschlüsse für Veranstaltungen entgegen. Auch Andreas Antoniuks (Grüne) Anregung, den Radweg auf die Platzseite der Gleitwände zu verlegen, lässt sich Salomo zufolge nicht umsetzen. Eine eingehende Überprüfung durch die Verwaltung habe ergeben, dass dann bestehende Normen nicht eingehalten würden. Helmuth Feichtenbeiner (SPD) riet zu einem pragmatischen Vorgehen: Wer sich mit seinem Rad beim Eugen-Jaekle-Platz nicht sicher fühle, „soll absteigen und die paar Meter schieben“.
Stadt investierte rund 200.000 Euro
Salomo lenkte den Blick zurück auf die Zielsetzung, die der Gemeinderat mit seinem eingangs erwähnten Beschluss abgesegnet habe: „Wir haben uns entschieden, Plätze zu schützen, und dafür einmalig 200.000 Euro in die Hand genommen.“ Andernfalls müssten jedem einzelnen Veranstalter für Auf- und Abbau der Barrieren jeweils mindestens 12.000 Euro in Rechnung gestellt werden. Die gewählte Lösung lasse gestalterisch sicherlich Wünsche offen, jedoch stelle sich die Frage, was wichtiger sei: Optik oder Sicherheit.
Aus heutiger Warte stehen die Betongleitschutzwände entlang des Platzes bis 2028. Vermutlich bis dann werden nicht nur in der Öffentlichkeit die Meinungen auseinandergehen, ob sie zweckmäßig oder überflüssig sind, Symbol der Hilflosigkeit oder alternativlos, schön oder hässlich. Für Ralf Willuth (Freie Wähler) sind sie Teil eines Sicherheitskonzepts für Großveranstaltungen: „Traurig zwar, dass wir ein solches brauchen, aber es funktioniert. Und eine bessere Lösung ist ad hoc nicht möglich.“
Schutz durch Poller und Gleitwände
Als Reaktion auf Anschläge, bei denen Anfang des Jahres unter anderem in Mannheim und München Fahrzeuge in Menschenansammlungen gesteuert worden waren, suchte die Heidenheimer Stadtverwaltung das Gespräch mit Christian Schneider. Er arbeitet als Berater beim Büro der Vereinten Nationen für Terrorismusbekämpfung. In einem weiteren Schritt sollen jetzt Angebote für einen professionell ausgeführten und dauerhaften Zufahrtsschutz für Veranstaltungsorte eingeholt werden. Bis dahin stehen Gleitschutzwände am Eugen-Jaekle-Platz, am südlichen Ende der Hauptstraße und an der Ecke Grabenstraße/Am Wedelgraben. Hinzu kommen mobile Poller, die bei Bedarf installiert werden: am nördlichen und südlichen Ende der Grabenstraße und am südlichen Ende der Hauptstraße.