Schlossberg in Heidenheim

Zu teuer und nicht rentabel: Die Seilbahn ist vom Tisch

Jahrelang wurde in Heidenheim über eine Seilbahn diskutiert, die die Innenstadt über den Schlossberg mit den Reutenen verbindet. Warum jetzt klar ist, dass aus der Vision nichts werden wird.

Zu teuer und nicht rentabel: Die Seilbahn ist vom Tisch

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Die Idee, in Heidenheim eine Seilbahn zu bauen, die die Innenstadt über den Schlossberg mit den Reutenen verbindet, ist vom Tisch. Das hat der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung mehrheitlich beschlossen. Dieser Beschluss beruht auf den Ergebnissen einer Machbarkeitsstudie, die dem Gremium zuvor vorgestellt worden waren. Der Grund für die Entscheidung ist einfach: Aus Kostengründen lässt sich die Seilbahn nicht realisierten.

Aus der Studie, die Benedikt Schüler von der Arbeitsgemeinschaft Drees&Sommer, VWT GmbH, dem Gemeinderat vorstellte, geht hervor, dass eine Seilbahn von der Innenstadt auf die Reutenen technisch grundsätzlich möglich ist. Nach der Untersuchung mehrerer Varianten habe sich eine als durchaus machbar erwiesen, bei der sowohl die technischen Voraussetzungen als auch die Streckenführung unter Einbezug von Sicherheits- und Umweltbelangen funktionieren würde.

Drei Stationen zum Ein- und Aussteigen

Die bevorzugte Variante verfügt über vier Stationen: eine in der Innenstadt bei der ZOH, eine Ablenkstation auf dem Schlossberg, bei der allerdings nicht zu- und ausgestiegen werden könnte, eine Station beim Klinikum und schließlich eine auf den Reutenen.  Die Strecke, die die Seilbahn überwinden würde, wäre 2,36 Kilometer lang, wäre mit 21 Stundenkilometern unterwegs, sodass die Fahrzeit achteinhalb Minuten betragen würde. Etwa jede Minute würde eine neue Kabine fahren. Bei der Technologie haben die Sachverständigen unterschiedliche Varianten untersucht, als machbar habe sich eine Einseilumlaufbahn herausgestellt. Diese hätte, so Schüler, mit einem mittleren Stützenabstand von 270 Metern am wenigsten Einfluss auf das sensible Orts- und Landschaftsbild, sprich, wäre am wenigsten auffällig. Außerdem habe eine solche Bahn die geringsten Anforderungen an die Infrastruktur und das beste Kosten-Nutzen-Verhältnis.

Vorteile der favorisierten Variante sind eine gute Anbindung des Klinikums und der Wohnbereiche sowie die ideale Verknüpfung mit dem ÖPNV. Die Antriebsstation würde sich auf den Reutenen befinden, und die Station beim Klinikum wäre sehr gut zugänglich, zudem wären die Investitions- und Betriebskosten gegenüber anderen untersuchten Varianten vergleichsweise günstig.

Kosten von rund 35.000 Euro

Wobei das natürlich relativ ist. Denn die Kosten für den Bau einer Seilbahn sind sehr hoch. Schüler erläuterte, dass die Seilbahntechnik für die favorisierte Variante 16 Millionen Euro kosten würde, hinzu kämen noch die baulichen Voraussetzungen, die mit 15,5 Millionen Euro zu Buche schlagen würden, die Baunebenkosten würden sich auf 3,5 Millionen Euro belaufen. Alles in allem also lägen die Investitionen bei 35 Millionen Euro. Zudem kalkuliert das Büro mit 2,6 Millionen Euro an Betrieb- und Wartungskosten – pro Jahr. Würde die Seilbahn 19 Stunden täglich betrieben, müssten drei Schichten eingelegt werden, was dazu führen würde, dass 24 Vollzeitkräfte benötigt würden.

Auch eine Ermittlung des Fahrgastpotenzials gehört zu der Untersuchung, um herauszufinden, wie eine Seilbahn dimensioniert werden müsste. Im Alltagsbetrieb, erläuterte Schüler, gebe es die höchste Nachfrage zwischen 7 und 8 Uhr und zwar von den Reutenen in Richtung Innenstadt. Während dieser Stunde würden rund 350 Menschen einsteigen. Am Klinikum stiegen dabei mehr Menschen aus als ein, so dass für die maximale Belastung mit 350 Fahrgästen pro Stunde und Richtung gerechnet wurde. Das würde auch ausreichen, um etwaige Sonderverkehre zu decken, etwa bei kulturellen Veranstaltungen auf dem Schlossberg oder bei Heimspielen des FCH. Dimensioniert werden müsste die Seilbahn nach Vorgaben der standardisierten Bewertung dann auf 550 Personen pro Stunde und Richtung.

Technisch umsetzbar, aber nicht wirtschaftlich

Letzten Endes kommt die Machbarkeitsstudie zu dem Schluss, dass die Seilbahn zwar technisch umsetzbar wäre, die ermittelten Fahrgastpotenziale jedoch für eine Deckung der Investitions- und Betriebskosten nicht ausreichend wären. Würde die Stadt versuchen, Fördermittel zu erhalten, dann müsste bei einer Integration der Seilbahn in den ÖPNV der gesamtwirtschaftliche Nutzen ermittelt werden, doch aufgrund der geringen Fahrgastzahlen, so Schüler, bestehe keine Chance, eine Förderung zu erhalten. Will heißen: Die Stadt müsste die Seilbahn aus eigenen Mitteln bauen. So kommt die Untersuchung zum Schluss, dass „eine vertiefende Betrachtung…nicht zielführend“ wäre. „Ein privatwirtschaftlicher Betrieb kommt angesichts der Kosten-Nutzen-Analyse nicht infrage“, sagte Schüler.

Von Seiten des Gemeinderats wurde das genauso gesehen. Hans-Peter Neff (SPD) sprach von einer „interessanten Studie. Wir wissen jetzt, dass die Seilbahn technisch machbar ist und Vor- und Nachteile hat.“ Auch die Erkenntnis, dass der Betrieb nicht kostendeckend sei, sei wichtig. „Schade, dass wir uns diese Vision abschminken müssen, aber es ist gut, dass wir jetzt alles schwarz auf weiß haben“, sagte Hans Kurowski (Grüne). Der Vorsitzende der Freie-Wähler-Fraktion, Ralf Willuth, sagte, er sei wenig überrascht, dass das Fahrgastaufkommen nicht ausreicht. Er bemängelte, dass in der Studie der von seiner Fraktion ins Spiel gebrachte Schrägaufzug zum Schloss „nur lapidar abgehandelt“ worden sei. „Wir wollen das für die Heidenheimer Bürger, nicht nur für Besucher“. Nach wie vor sei er überzeugt, dass ein Schrägauszug wirtschaftlich betrieben werden könnte.

Sie habe befürchtet, dass das Ergebnis der Studie so ausfallen werde, sagte die Vorsitzende der CDU/FDP-Fraktion, Petra Saretz. Auch sie bezeichnete es als Vorteil, jetzt eine Studie zu haben, „die vielleicht in zehn, 15 Jahren wieder relevant sein könnte, wenn sich die Voraussetzungen ändern.“ Letzten Endes stimmten zwölf Stadträte von Freien Wählern und CDU/FDP dagegen, die Seilbahnpläne nicht weiter zu verfolgen, 17 Stadträte jedoch stimmten dem Vorschlag der Verwaltung zu.

Kosten von knapp 90.000 Euro

Die Überlegungen, eine Seilbahn zu bauen, die die Innenstadt mit dem Schlossberg und den Reutenen verbindet, wurde schon vor Jahren geboren. Hintergrund waren sowohl ein touristischer als auch ein verkehrlicher Nutzen. Denn eine Seilbahn könnte auch den Bewohnern der Reutenen dabei behilflich sein, in die Innenstadt zu kommen und damit als Ergänzung zum Busverkehr gesehen werden. Außerdem könnte sie bei Großveranstaltungen viele Besucher auf den Schlossberg transportieren, ohne den Verkehr zu belasten.

Im Mai 2022 war das Büro beauftragt worden, die Machbarkeitsstudie zu erarbeiten, deren Ergebnisse jetzt vorgestellt wurden. Die Kosten für die Untersuchung liegen bei knapp 90.000 Euro, das Land beteiligt sich mit 27.000 Euro.

Dass die Seilbahn auf den Schlossberg vom Tisch ist, hat keine Auswirkung auf eine andere Seilbahn-Idee. Im Zuge des Mobilitätspakts wird immer wieder eine Seilbahn-Verbindung durchs Brenztal von Heidenheim bis Aalen angesprochen, die die Verkehrssituation auf der B19 entlasten könnte.