Wie das? Da werden zu Jahresbeginn die Postgebühren drastisch erhöht, die Aktie der Deutschen Post AG steht bei über 33 Euro und die Dividende pro Aktie beträgt 1,85 Euro, gleichzeitig weist der Post-Vorstand die gewerkschaftlichen Tarifforderungen als überhöht zurück. Der Deutsche Bundestag beschließt mit Wirkung von Januar 2025 eine Novellierung des Postgesetzes, mit der die schon seit Jahren übliche Zustellung von Briefen aller Art nach drei und mehr Tagen Laufzeit nachträglich legalisiert wurde. Und nun schließt Heidenheims Postamt endgültig.
Die Firmierung Postbank war ohnehin ein schlechter Scherz. Bankgeschäfte fanden dort nur am Rand statt. Es ging dort immer in erster Linie um die Aufgabe und Abholung von Briefen und Paketen, Verkauf von Briefmarken und andere posttypische Leistungen. Privat betriebene Partnerfilialen waren ursprünglich als ortsnahe Ergänzung dieses Angebots gedacht, nicht aber als Selbstzweck. So aber bedeutet die Schließung der Post am Bahnhof eine weitere Reduzierung unserer Lebensqualität.
Damit sind die Wirkungen der sogenannten Postreform von 1994 nun auch endgültig in Heidenheim angekommen. Es waren Abgeordnete des Deutschen Bundestages, die damals trotz nachdrücklicher Warnungen „mit der seit Jahrhunderten bestehenden und wohlbegründeten Verfassungstradition, wonach die Post öffentlich-rechtlich organisiert ist und damit in den Diensten des Gemeinwohls und nicht des privaten Profits steht“ (Erklärung der SPD-Bundestagsabgeordneten Dr. Rudolf Schöfberger zur Abstimmung über die Änderung des Grundgesetzes und Postneuordnungsgesetzes vom 29. Juni 1994) brachen und die Post dem privat orientierten Profitstreben auslieferte.
Dass der Vorstand der Deutschen Post AG sich einen feuchten Kehricht um das Gemeinwohl kümmert, sondern vorrangig den Unternehmensgewinn im Zentrum seines Handelns sieht, ist ihm nicht vorzuwerfen. Das war politisch so gewollt. Die Zeche für diese fatale Fehlentscheidung zahlen wir heute. Indem z.B. Postbank-Kunden nun nach Nördlingen fahren dürfen, wenn sie Geld abheben wollen.
Waldemar Hirsch, Heidenheim