Die Unterrichtsgebühren an der Herbrechtinger Musikschule werden zum 1. Oktober im Schnitt um 18 Prozent angehoben. Beim Unterricht für Kinder und Jugendliche fällt die Erhöhung deutlich geringer aus als bei den Erwachsenen. Der Gemeinderat stimmte dem Plan zwar einhellig zu, hatte im Vorfeld bei den erwachsenen Musikschülern aber noch deutlich höhere Preise im Sinn gehabt.
Im Januar hatte die Gebührenerhöhung schon einmal auf der Tagesordnung gestanden. Damals war die Entscheidung jedoch vertagt worden, nachdem Teile des Gremiums eine vorgesehene Gebührensenkung bei einzelnen Angeboten kritisiert hatten.
Volle Kostendeckung bei erwachsenen Musikschülern nicht zu erreichen
Der Vorgabe des Rats, bei den erwachsenen Musikschülern eine hundertprozentige Kostendeckung zu erreichen, kam die Verwaltung allerdings auch dieses Mal nicht nach. Den Grund rechnete Kämmerin Heike Lessner vor: Erwachsene hätten beispielsweise bei wöchentlich 40 Minuten Musikunterricht weit mehr als dreihundert Euro bezahlen müssen – pro Monat. Vom Argument der Verwaltung, zu diesem Preis ließen sich schwerlich Schülerinnen und Schüler unter den Erwachsenen finden, ließ sich der Rat überzeugen.
Dennoch wird bei den Erwachsenen deutlich an der Preisschraube gedreht: Im Durchschnitt um 35 Prozent steigen hier ab Oktober die Preise. 30 Minuten Einzelunterricht pro Woche kosten künftig monatlich 90 Euro statt bisher 69 Euro. Dieselbe Unterrichtsform kostet für Kinder künftig 69 Euro, während derzeit noch 57,50 Euro aufgerufen werden.
Gebühren der Musikschule Herbrechtingen zuletzt vor vier Jahren erhöht
Die Verwaltung erinnerte in der Vorstellung der neuen Sätze auch daran, dass die Gebühren zuletzt vor mehr als vier Jahren erhöht worden seien. Zudem seien vor allem die Personalkosten der städtischen Musikschule zuletzt drastisch gestiegen, da die Musiklehrerinnen und Musiklehrer nun nach dem Tarif für den öffentlichen Dienst bezahlt werden. Allein dadurch entstehen dieses Jahr kalkulierte Mehrkosten von 130.000 Euro.
Der Gesamtaufwand der Musikschule beläuft sich 2024 auf rund eine halbe Million Euro. Die Gebührenerhöhung soll dazu beitragen, einen Kostendeckungsgrad von etwas mehr als 50 Prozent zu erreichen. Gerechnet hat Kämmerin Lessner mit den aktuell vorhandenen Schülerzahlen. Insgesamt lernten zuletzt 278 Schülerinnen und Schüler ein Instrument, darunter waren 25 Erwachsene.
Gemeinderat will neues Konzept für die Musikschule
„Wir kommen mit einem blauen Auge davon“, schloss Gemeinderätin Annette Rabausch (FWV) aus den vorgestellten Zahlen. Trotz deutlich gestiegener Kosten sei es möglich, den Kostendeckungsgrad annähernd zu halten. Dennoch brauche es neue Idee und ein neues Konzept für die Musikschule, um künftig wieder mehr Musikschülerinnen und -schüler zu gewinnen, so Rabausch. Ihr Fraktionskollege Martin Müller stimmte ihr zu: „Wir müssen uns konzeptionell anders aufstellen.“ Langfristig sei die hohe finanzielle Belastung nicht durchzuhalten.
Pro Schüler und Jahr liefen an der Musikschule 900 Euro Defizit auf, rechnete Hermann Mader (FWV) vor. Insgesamt summiert sich der Abmangel auf eine Viertelmillion Euro im Jahr. Dennoch sei die Einrichtung unverzichtbar, betonte Mader, der zugleich wissen wollte, ob es „Sozialklauseln“ für finanziell schwächere Familien gebe. Dies bejahte die zuständige Fachbereichsleiterin Kirstin Bosch. Der Förderpass der Stadt Herbrechtingen ermögliche einen Zuschuss von 50 Prozent.
„Wir bieten unseren Bürgern viel“, schlussfolgerte Peter Koptisch (FWV), forderte aber auch, die Zahlen für nächsten Haushalte nicht aus den Augen zu verlieren. „Die Musikschule bringt uns einen enormen Mehrwert, den wir uns etwas kosten lassen“, war auch die Meinung von Bürgermeister Daniel Vogt. Er hoffe zugleich auf zusätzliche Schülerinnen und Schüler.
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