Arbeitsplatzabbau bei ehemaliger Osram-Tochter in Herbrechtingen
Bei der ehemaligen Osram-Tochter Plastic Omnium Lighting Systems GmbH in Herbrechtingen muss ein Drittel der Belegschaft gehen: Zwölf von 36 Stellen werden laut der Gewerkschaft IG Metall abgebaut. Der französische Konzern Plastic Omnium hat im vergangenen Jahr die Automotive Lighting Systems GmbH mit Hauptsitz in München von Osram für 65 Millionen Euro gekauft. Vollzogen wurde der Verkauf zum 1. Juli 2022.
Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Herbrechtingen, die im Bereich der Entwicklung tätig sind, ist dies eine weitere traurige Station auf einem steinigen Weg, der schon vor Jahren begonnen hat. Im Juli 2018 gründete Osram ein Joint Venture mit dem Automobilzulieferer Continental mit dem Ziel, „intelligente Lichtlösungen für die Automobilbranche“ zu entwickeln. Die Osram Continental GmbH wurde zum Verlustgeschäft, im Geschäftsjahr 2018/19 stand ein Minus von 576 Millionen Euro in der Bilanz, im Jahr 2019/2020 fehlten 58 Millionen Euro in der Kasse. 2020 waren in Deutschland 250 Mitarbeitende beschäftigt, 96 von ihnen in der Entwicklung.
Joint Venture und wieder zurück
In der Konsequenz lösten die beiden Konzerne ihre Zusammenarbeit wieder auf, das Unternehmen ging zurück an Osram und wurde ab dem 1. Oktober 2021 zur „unabhängigen Geschäftseinheit“ ams Osram Automotive Lighting Systems GmbH (AMLS). Kaum ein halbes Jahr später mussten sich die Mitarbeitenden wieder einer Neuerung stellen: Osram verkündete im März 2022 den Verkauf an Plastic Omnium. Dieser wurde in der Pressemitteilung von Osram enthusiastisch gefeiert: „Unsere Portfolios ergänzen sich hervorragend und gemeinsam können wir unseren Marktzugang ausbauen. Zudem teilen wir eine sehr ähnliche Unternehmensmission und Denkweise. Wir freuen uns darauf, gemeinsam mit Plastic Omnium einen starken Player im Bereich Mobility Lighting zu etablieren, der auf unserem Portfolio an innovativen Technologien aufbaut“, wurde damals Dr. Dirk Linzmeier, General Manager von AMLS, zitiert.
Abfindungsprogramm ausgehandelt
Für die Beschäftigten kam es jedoch anders: Der neue Besitzer machte sich relativ schnell an den Abbau von Personal, laut Insiderinformationen sollte ursprünglich von den 131 Beschäftigten in Deutschland, die im Januar 2023 noch da waren, die Hälfte gehen. Mit dem Betriebsrat und der Gewerkschaft IG Metall wurde ein Abfindungsprogramm ausgehandelt, laut dem 22 Beschäftigte freiwillig einen Auflösungsvertrag unterschreiben sollten.
„Das tut uns weh“, kommentiert Alexander Müller, zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Heidenheim, das Ergebnis der Verhandlungen. Eine Standort- und Beschäftigungssicherung soll es nicht geben. Mittlerweile, so ist es aus dem Betrieb zu hören, hätten nicht nur 22, sondern 28 Beschäftigte deutschlandweit einen Aufhebungsvertrag unterschrieben, das Programm soll nun vom Unternehmen gestoppt worden sein. Offenbar ziehen aber noch weitere Mitarbeitende eine freiwillige Kündigung in Betracht, heißt es aus Kreisen der Belegschaft.
Keine Zahlen, keine Details
Plastic Omnium selbst möchte keine Details und keine Zahlen kommunizieren, sagt eine Sprecherin des Unternehmens. Sie bestätigt aber, dass es einen Stellenabbau gebe. Das Unternehmen wolle die Basis dafür schaffen, die Division „rentabel und zukunftsfähig zu machen“. Sie bekräftigt auch, dass der Bereich auf jeden Fall weitergeführt werden soll. „Plastic Omnium hat ein großes Interesse an der Lichtdivision“, erläutert sie. Plastic Omnium fertigt hauptsächlich Kunststoffteile für die Automobilindustrie, das Thema Licht sei neu und werde als zukunftsträchtig angesehen.
Risiko Fachkräftemangel
Die Beschäftigten, die sich für eine andere berufliche Zukunft entschieden haben, sind alles Mitarbeitende aus dem technischen Bereich, darunter Ingenieure, Doktoren und Techniker sowie Fachkräfte aus dem Controlling und dem Finanzbereich. Beim derzeitigen Fachkräftemangel können sie darauf hoffen, schon bald eine andere Arbeit zu finden. Für das Unternehmen hingegen sieht es anders aus: Bereits im Lagebericht zum 31. Dezember 2021 war zu lesen, dass der Mangel an qualifizierten Mitarbeitern ein Risiko darstelle. „Unternehmen, die in hohem Maße von Ingenieursleistungen und Technologien abhängen, stehen im starken Wettbewerb um qualifizierte Mitarbeiter, insbesondere bei Forschung und Entwicklung und Ingenieurswesen sowie im Vertrieb“, ist dort zu lesen. Sollte es AMLS nicht gelingen, „hoch spezialisierte Mitarbeiter für den Betrieb und die Ausweitung seines Geschäfts zu gewinnen, zu behalten und zu motivieren“, könnte dies das Unternehmen mit seinen stark technologiebezogenen Produkten besonders treffen.